16 Two hours.

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J a n e │ 12.09.2016 │ Brüssel



Das Fotoshooting für Yves Saint Laurent war langweilig. Genauso wie seine Mode, aber das durfte ich natürlich nicht laut sagen. Mochte sein, dass dieser Mann sich auf Hosenanzüge für Frauen spezialisiert hatte, aber die Preise des Unternehmens ließ zu wünschen übrig. 

Meine Haare waren zu einem klassischen Chignon an der Seite gesteckt, der elegante und weibliche Hosenanzug wurde durch eine berüschte Bluse aufgepeppt und ich fühlte mich wie so oft verkleidet. Aber das war okay, immerhin gehörte das zu meinem Job. 

Das Studio war schlicht in weiß gehalten und es ging lediglich darum, eine möglichst ausdruckslose Miene zu machen. Es dauerte trotzdem leider Stunden, bis ich endlich gehen durfte.

In der Umkleide sah ich Eleanor auf meinem Stuhl sitzen und sich um sich selbst drehen. Leider hatte ich Sophia und Perrie immer noch nicht kennengelernt, zumal Liam das Frühstück mit Sophia in Paris abgeblasen hatte. Er schien immer noch wütend auf mich zu sein, weil ich ihm gegenüber dicht gehalten hatte, was Niall betraf.

Niall selbst blieb mir ein Rätsel. Er war wie immer. Oberflächlich betrachtet. Zumindest war er weiterhin freundlich zu mir und verhielt sich so, wie ich ihn kannte. Doch immer, wenn ich einen der Jungs dabei ertappte, wie sie einen sorgenvollen Blick auf Niall warfen, wurde mir bewusst, dass es noch einen anderen Niall gab. 

Einen, den ich noch nie zu sehen bekommen hatte. Manchmal machte mich das neidisch, doch gleichzeitig fragte ich mich, ob es vielleicht nicht besser so war, wie die Dinge standen. 

Wer wusste schon, wie der andere Niall war und ob das nicht alles noch so viel komplizierter machen würde, als es zwischen uns eh schon war.

Sex machte sowieso alle schwieriger. Zwar hatte ich ihm gegenüber so getan, dass ich alles als großen Ausrutscher betrachtete, aber wenn ich ehrlich mit mir selbst war, dann hatte mich die Nacht erschüttert. 

Regelrecht durchgeschüttelt. 

Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben könnte, was Niall mit seinen Berührungen bei mir ausgelöst hatte. Dafür war es zu verwirrend und zwiespältig. Verliebtheit schloss ich aus, denn so lange ich nur die Seiten an ihm kannte, die er mich sehen lassen wollte und ich nicht dieselbe Sichtweite auf ihn hatte, wie die Jungs, kam es mir eher so vor, als würde mir etwas entgehen, als das ich das Gefühl hatte, verliebt zu sein.

„Man hat deine ganzen Sommersprossen überschminkt", stellte Eleanor entsetzt fest und ich zuckte mit den Schultern. „Das tun sie oft", gab ich zu. „Sommersprossen sind na ja, hässlich eben."

Eine feine Augenbraue huschte ihr in die Höhe, doch ich hatte nicht das Bedürfnis dieses Thema mit Eleanor zu diskutieren.

„Was machst du überhaupt hier?", fragte ich stattdessen und begann den Anzug vorsichtig auszuziehen. Erneut drehte Eleanor sich auf den Stuhl um sich selbst und erzählte, als würden wir uns in einem teeniehaften Mädchenzimmer befinden und nicht in einem Fotostudio: „Na... also ich dachte, da wir für Nialls Geburtstag alles fertig haben und die Jungs nachher eh ein Konzert haben, dass wir ein bisschen was zusammen machen könnten."

„So, wie uns Brüssel ansehen?" Für Niall ein Geburtstagsgeschenk aufzutreiben war schwerer gewesen, als über die mexikanische Grenze zu flüchten.

Eleanor hielt inne und neigte leicht den Kopf, ihr Lächeln war etwas schief.: „Nein, ich dachte eher an einer Undercovermission." 

Nun starrte ich sie an und sie kicherte: „Ich weiß, du hast noch nie ein Konzert von den Jungs gesehen. Wieso mischen wir uns nicht unter die Fans und checken die Lage?"

Twisted perfection ✓Where stories live. Discover now