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Lil Dude - Feelings

Mit plagt das ganze schlechte Gewissen, weil ich meine Tante unwissend zurückgelassen habe. Taylan hätte ihr die Wahrheit sagen sollen, aber andererseits verstehe ich, warum er gelogen hat. Die Sorgen, die sie sich sonst in mich gemacht hätte, wären immens und ich hätte wieder Schuldgefühle des Grauens. Auch, wenn es nicht meine Schuld war.
Ich habe die ganzen Tage im Krankenhaus endlich hinter mir und bin wieder zuhause, in meinem Bett. Ich musste ihr irgendwelche Lügen auftischen, damit sie keinen negativen Verdacht schöpft. Zum Glück ist sie so verständnisvoll und
hat viel Rücksicht, meinen Eltern könnte ich nichts vortäuschen. Ich habe heute den Tag genutzt, um ihn mit ihr zu verbringen. Ich habe sie zu einem Frühstück im Restaurant ausgeführt und anschließend sie zu einem Kaffee und Kuchen eingeladen. Ganz typisch, denn egal wie simpel es auch klingen mag, sie liebt diese Dinge. Brad würde so etwas nur alle paar Jahre machen.
Wenn sie heute nicht zur Arbeit müsste, wäre ich mit ihr noch auf einen Spaziergang oder eine Shoppingtour gegangen.
Da ich seit dem Krankenhaus nicht mehr still sitzen kann, hat mir Mack angeboten auf ein Spaziergang rauszugehen. Zugegeben hat es mich etwas mehr gefreut, als es sollte, dass er etwas Unternehmen wollte. Seit dem Taylan mir gesagt hat, dass er etwas für mich empfindet, konnte ich meine eigenen Gefühle kaum noch unterdrücken. Die Situation hat sich immer und immerwieder in meinem Kopf abgespielt, wie eine alte Kassette auf Dauerschleife. Ich weiß noch genau, wie ich damals meine Freundinnen ausgelacht habe, weil sie sich verliebt haben. Ich hielt es für ein Hirngespinst, eine reine Kopfsache, wovon ich nicht einmal geträumt hätte und heute stehe ich selber wie ein Clown da. Gott, was ist nur los mit mir? Nachdem ich den Tag Revue passieren lassen habe, stehe ich aus dem Bett aus und bewege mich zu meinem Schrank hinüber.
Ich stehe nun seit einer gefühlten Ewigkeit vor dem Kleiderschrank und starre meine Klamotten an. Mir ist das noch nie passiert, ich habe immer für jeden Anlass ein perfektes Outfit, mit dem passenden Schmuck und Duft gefunden und ausgerechnet heute habe ich ein Brett vor dem Kopf. Als ich waagerecht durch meine Sachen scanne, entdecke ich das neue Kleid, welches ich mir ergattert hatte. Das lila, karierte Kleid. Ich habe es bis jetzt noch nie draußen angezogen, also warum nicht heute? Ist es zu viel für einen Spaziergang? Irgendwie bin ich schon unsicher darüber, aber dann erinnere ich mich, dass da sieben viel zu kurz ist, um über Kleidung nachzudenken. Ich finde es schön, also ziehe ich es auch an. Ganz simpel.
Die Haare binde ich zu einem hohem Dutt zusammen und ziehe meine zwei kürzeren Strähnen vorne heraus. Natürlicher darf das bekannte Spray nicht fehlen, das ich mir auf das Dekolleté und die Unterarme sprühe. Noch meine Sandalen und ich bin bereit rauszugehen. Das ging überraschend schnell. Ich lobe mich selbst dafür, dass ich keine volle Stunde gebraucht habe. Anders als in Raleigh bin ich hier allgemein schneller darin mich fertigzumachen. Vielleicht ist es die Hektik, um Taylan oder meine Tante nicht warten zu lassen. Ich stecke mein Handy und den Schlüssel in das kleine Seitentäschchen des Kleides und geje die Treppen runter.
Als ich die Haustür öffne, laife ich such schon direkt in Mack's Arme. Etwas perplex fasse ich mich wieder und trete einem Schritt zur Seite.
"Du bist ja schon da.", überspiele ich die Schamröte. Er grinst leicht und hält das Handy hoch.
"Ich wollte dir grade schreiben. Jetzt können wir ja."
Wir laufen die Straße herunter und gehen durch einen breiten Waldweg. Die Bäume um uns herum wehen leicht im Wind und verlieren ihre Blätter, die verstreut auf dem Weg liegen. Stille umgibt uns während wir Richtung Stadt laufen, das müssten wohl die schönsten Minuten meines Lebens sein. Als wir an sämtlichen Geschäften vorbeilaufen, bleibe ich an eines doch länger hängen. Es ist eine goldene Bodychain, so eine Art von Kette hatte ich noch nie. Ich dachte mir, dass es unter bestimmten Oberteilen echt süß aussehen würde. Aber ich denke mir nicht viel dabei und wende mich Mack wieder zu.
"Gefällt's dir?", unterbricht er meine Gedanken. "Es sieht nicht schlecht aus.", kratze ich mich am Nacken. Nervosität. Aber warum?
Er deutet mir in den Laden zu gehen, doch ich versuche ihn aufzuhalten. Es ist mir wirklich peinlich, dass ich mit ihm in ein Geschäft muss, das Reizwäsche und Co verkauft.
"Ich habe mir die Kette nur angesehen, lass uns weiterlaufen.", zupfe ich an seinem Shirt. Er ignoriert mich und betritt den Laden. Ich sehe mich links und rechts um und presse den Lieder zusammen. Verlfucht aber auch, muss das jetzt sein.
Die Dame, auf die er zuläuft grinst ihn an und nickt sofort, als er ihr anscheinend von der Kette erzählt. Er schaut zu mir nach hinten und sieht meine Rot angelaufenen Wangen, während die Kassieren das Stück einpackt.
"Hier bitte.", sagt er und hält mir das kleine Packet hin.
"G"in das sofort zurück, ich will es ni-", er unterbricht mich und drückt das Päckchen in meine Hand. "E"s ist ein Geschenk, also nimm es an.", meint er und läuft wie zuvor raus, als wäre nichts passiert.
"Wie viel hat das gekostet?", frage ich aufdringlich und eile ihm hinterher. Bei seinen langen Beinen und großen Schritten kann ich mir begrenzt mithalten, obwohl ich selbst recht lange Beine habe.
"Garnichts.", zuckt er mit den Schultern und schaut mich monoton an.
"Na los, sag es mir.", fordere ich ihn auf, doch er macht keinen Anschein, mir eine Antwort zu geben. Ich laufe mit verschränkten Armen neben ihm her und sehe in die andere Richtung. Unglaublich der Junge. Ich wollte die Kette doch garnicht. Jedenfalls nicht von ihm.
Er legt eine Hand um meinen Hals und drückt mich näher an sich, sodass ich eng neben ihm her laufe.
"Bist du jetzt wirklich sauer, nur weil ich dir die Kette geholt habe?", schmunzelt er wissend.
"Ich wollte das Collier nicht. Zumindest nicht von dir.", murmle ich. Er bleibt abrupt stehen und schnürt mir damit beinahe die Kehle zu.
"Wehe du trägst sie nicht. Ich will sie mindestens einmal an dir sehen.", macht er deutlich und setzt weiter zum laufen an. Ich schnalze mit der Zunge und stimme ihm dann ungewollt zu. Kaum zu glauben, dass ich diese dogmatische Art an ihm liebe.
"Lady, don't cha know I love ya?", fängt er an zu singen und ich kann nicht anders als zu schmunzeln. Ich versuche dennoch ein ernstes Gesicht beizubehalten, doch irgendwie fühlt es sich so an, als würde ich eine Grimasse schneiden. Es ist eben verdamt einfach mich zum lachen zu bringen. Es sei denn ich bin wirklich auf hundertachzig.
Wäre das kein Liedtext, würde mein Herz wahrscheinlich einen Satz machen. Doch trotzdem bringt es mich innerlich zum glühen, was ich nur durch ein Grinsen ausstrahle.
"Then go ahead, 'cause i aint mad at 'cha.", singe ich dann mit, während wir weiterhin, dicht aneinander den Pflastersteinweg runter laufen. Na ja, auf ihn kann man wohl nicht lange sauer sein.

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Heyyyy
Nach einer langen Zeitspanne gibt es von mir wiedermal zu hören.

Wie es aussieht wird es wohl immer besser mit den beiden oder?

Jedenfalls, viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Kapitel :) ♡

Love On The BrainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt