-20-

272 15 0
                                    

Mack
Dieses Weib macht mich noch kirre. Wäre es doch wenigstens im Guten ausgegangen, könnte ich mir sicher sein, dass sie hinter meinem Rücken keinen Mist baut. Das erste was sie tun wird, ist sicherlich ihr Zimmer zu verwüsten und mich dabei zu verfluchen. Das schlimmste, was sie tun könnte ist, es meiner armen Mutter zu erzählen. Sie weiß genau, dass sie bei ihr Punkten kann. Dieses kleine Miststück. Aber wenigstens ist sie für das erste weg. Nach ein paar Tagen kommt sie sowieso wieder zurückgekrochen. Wer kann mir, Mack Williams, schon widerstehen? Ich nehme noch einmal einen kräftigen Zug von der Zigarette und zerdrücke es anschließend im Aschenbecher. Es wird mal wieder Zeit, etwas Wut abzubauen. Es hat sich in den letzen Wochen doch recht viel aufgestaut, das ich mal los werden müsste. Ich gehe ins Schlafzimmer und lege meine Sporttasche raus. Als ich meine Sport Sachen rauskrame, fallen mir Sage's Kleidungsstücke entgegen. Kurz nehme ich sie in die Hand und streiche mit dem Daumen über den Saum. Ich hatte diese Sachen mit Absicht hier gelassen. Zum Glück hat sie mich nicht daran erinnert, ihr sie zurückzugeben. Auch wenn sie vor Tagen völlig durchnässt waren, umschwirrt mich ein hauchfeiner Vanilleduft. Es ist der Duft, den sie immer trägt, nachdem ihre Haut riecht. Ich falte sie und platziere sie zurück im Schrank. Ich würde sie erst waschen, wenn sie die wieder zurückhaben will.
Nachdem die Sachen gepackt sind, gehe ich aus dem Haus und steige ins Auto. Zu gut, dass das Fitnessstudio privat ist, so kann ich mir jeglichen Kontakt mit Menschen ersparen. Ausgenommen Taylan, der gute Gesellschaft leisten wird.
Dort angekommen, wartet er schon an den Boxsäcken, als würde er genau wissen, was ich brauche. Ich bandagiere mir die Fäuste und mache mich an einen Sandsack ran. Er stellt sich hinter eines und hält den Sack fest, während er sich normal mit mir unterhält.
"Ist was passiert?", fragt er und drückt angestrengt gegen den Sack. Ich schlage fest dagegen. Ein Schlag nach dem anderen.
"Leah.", murre ich. "Die ist abgehauen.", beende ich gefolgt von einem weiteren Schlag.
"Warum das?"
"Sie denkt, dass ich was mit einer anderen habe."
"Hast du doch immer.", lacht er. Ich schnaufe laut und vermeide einen drohenden Blick.
"Diesmal ist es ernst. Die Kleine würde zu meiner Mom rennen. Und du weißt, wie es ihr momentan geht.", knurre ich fest und schlage weiter zu. Als der Sack nach hinten schwingt, schaue ich an ihm vorbei und entdecke Taylan auf dem Boden.
"Was machst du da?", gehe ich zu ihm hin und ziehe ihn hoch.
"Wer hätte damit gerechnet, dass du so fest zuschlägst?", meint er und stellt sich wieder zurück an den Sack.
"Mit wem hat sie dich erwischt?", fragt er nun, was mich zum grübeln bringt.
"Mit niemandem. Sie hat nur gehört, dass ich im Traum einen anderen Namen gesagt habe.", erkläre ich und hoffe, dass er nicht weiter nachhakt. Plötzlich fängt er an zu lachen.
"Wegen sowas ist die abgehauen?", verspottet er, doch ich bleibe weiterhin ernst. Mir war grade ganz und garnicht nach Spaß und das sieht er mir auch sofort an.
"Warte. Ist das grade Sage über die du redest?", lässt er den Sack los und tretet nach vorne. Ich sage nichts.
"Es geht also wirklich um sie.", lehnt er seinen Arm an dem Sandsack ab.
"Ach, keine Ahnung man.", entferne ich die Bandagen von den Fäusten und setze mich auf die Trainingsbank.
"Vergiss die kleine mal wieder. Und mach dir keine Sorgen um die andere. Die wird schon die Klappe halten.", erklärt er und klopft mir auf die Schulter.
"Läuft da was zwischen euch?", frage ich monoton.
"Was, spinnst du?! Sage ist wie meine kleine Schwester. Aber eine hübsche Schwester.", zwinkert er, woraufhin ich ihm meine Faust zeige.
"Willst du mich jetzt schlagen, weil ich sie hübsch genannt habe?", grinst er. "Du alter Schwertfisch. Halt dich von ihr fern.", fügt er hinzu. Ich kann ihn grade kaum ernst nehmen, weshalb ich nicht zuordnen kann, ob er es wirklich ernst meint oder nicht. Aber ich lasse mir nichts sagen, egal von wem. Da kann selbst mein bester Freund nichts an der Sache ändern.
"Seit wann interessiert dich, was ich mache?", erkundige ich mich. Der Junge hat sich nie früher in meine Angelegenheiten eingemischt, warum jetzt?
"Du kannst machen was du willst, aber such dir eine andere Beute.", spricht er, als wäre er mein Boss. Wenn zwischen den beiden nichts läuft, dann weiß ich auch nicht weiter. Ich schüttele wieder diesen Gedanken ab und erinnere mich wieder, dass es mich einen feuchten Dreck Interessiert...

Love On The BrainWhere stories live. Discover now