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Mit einem Laptop auf dem Schoß schaue ich mir einen alten Film an. Währenddessen ergreife ich die Chance und schreibe meinen Eltern und Freunden, dass es mir hier blendend geht. Ich scrolle weiter durch die Nachrichtenliste und stoße dabei auf Talyan's Namen.
>>Bist du noch wach?<<
>>Ja, wieso?<<
>>Komm vorbei, mir ist langweilig.<< Ich seufze kurz und überlege mir, ob ich wirklich gehen soll. Wie als würde er meinen inneren Zwiespalt hören, kommt noch eine Nachricht.
>>Bitteee<< Ich schlucke und zwinge mich dann wieder aus dem Bett.
>>Omw [on my way]<<, schreibe ich noch zurück und nehme mir die wichtigsten Sachen mit.
Schon als ich aus dem Haus trete, steht er vor der Tür und winkt mir zu.
"Na wie geht's, Zimtschnecke?", wackelt er an meinem Zopf herum.
"Du stehst auf meine Haare, kann das sein?", wuschle ich ebenfalls durch seine langen Haare und trete herein.
"Ich will auch so eine Frisur.", schmollt er und setzt sich auf die Couch.
"Ich weiß was.", stehe ich auf und stelle mich hinter ihn.
"Das wäre?", schaut er zu mir nach oben.
"Deine Haare Flechten!" Während er am sitzen ist, habe ich einen perfekten Zugriff auf seine Haare. Ich teile sie durch die Mitte und flechte ihm einen Bauernzopf.
"Du siehst aus wie die Rapper heutzutage.", lache ich und setze mich wieder neben ihn.
"Ich fühle mich fabulous.", macht er einen Duckface. Ich lehne mich vor und schnappe mir die Fernbedienung.
"Wir gucken jetzt Mean Girls und reden über Mädchenkram."
"Lackieren wir uns auch die Nägel?", wackelt er mit seinen Fingern. Ich schüttele meinen Kopf und lache. Genau so einen besten Freund habe ich mir schon immer gewünscht. Jemandem mit dem ich viel scheiße bauen kann.
"Wie war es mit Steph?", ziehe ich meine Beine an mich und höre aufmerksam zu. Er sieht mich mit diesem komischen Grinsen an, die mich alles wissen lässt.
"Sport.", wackelt er mit den Augenbrauen. Ich schließe meine Augen und massiere meinen Nasenrücken.
"Hab ich mir schon gedacht.", sage ich entgeistert, muss jedoch sofort schmunzeln. Der Moment, in dem mir das Packet in den Sinn kommt, verstummt meine Lache. Nachdenklich starre ich auf den Bildschirm und tauche wieder mal tief in meine Gedanken. Ohne mir wirklich den Kopf darüber zu zerbrechen, nehme ich mir die Minute und genieße die Stille. Irgendwie tut das grade gut, ausgenommen Taylan, der mich nun fragend von der Seite ansieht.
"Was ist?", ergreift er das Wort und rückt näher.
Kurz zögere ich und überlege mir, ob es wirklich wert ist, ihm das zu erzählen. Es schwirrt mir jede Minute durch den Kopf und gibt mir keine Ruhe. Ich erzähle es ihm einfach, vielleicht hilft es mir ja irgendwo.
"Er hat mir ein Shirt geschenkt.", fange ich an.
"Wer, Brad?", hakt er näher nach. Ich schüttele den Kopf. "Mack?", fragt er, woraufhin ich erstumme. Er hebt seine Augenbrauen, als wäre er sehr darüber erstaunt, aber nicht wirklich im positiven Sinne.
"Erzähl mir mehr.", streicht er sich über das Kinn.
"Er hatte Wasser auf mich verschüttet und hat mir dann als Wiedergutmachung das Shirt geschenkt.", erkläre ich und beobachte dabei genauestens seine Mimik. Er sagt nicht mehr wirklich viel dazu, was mich irritiert. Sonst erzählt er doch immer viel, aber warum grade jetzt nicht? Ich belasse die Sache dabei und witme mich wieder dem Film zu.
"Es ist untypisch für ihn.", murmelt er. Warum wird die Sache ernster, als ich gedacht habe? Was hat es mit ihm schon auf sich, dass jeder ein Geheimnis draus macht?
Er ist ein ganz normaler Junge, wie jeder andere auch. Vielleicht doch etwas geheimnistuerisch, aber so sind wir doch alle.
"Er ist merkwürdig.", lehne ich meinen Kopf nach hinten und schließe die Augenlieder.
"Er ist nicht einfach zu durchschauen. Du hast nichts mit ihm zu tun.", gähnt er und kuschelt sich an mich ran. Ich sehe ihn missverständlich an, was er jedoch nicht bemerkt.
"Mir ist schon klar, dass ich mit ihm nie etwas zu tun haben werde.", stelle ich klar.
"Du bist du eine zarte Blüte und er...", er gähnt. "Ist ein, du weißt schon. Nichts für dich, Schnucki. Und jetzt schlaf!" Ich blinzle ein paar mal, um auch wirklich zu verstehen, was er grade gesagt hat. Was soll das bitte heißen 'eine zarte Blüte'? Ich will mich nicht nochmal wiederholen, dazu fehlt mir die Energie. Stattdessen schaue ich zu ihm runter. Seine Augen sind geschlossen und sein Kopf auf meine Schulter gelehnt. Mit den geflochtenen Haaren sieht er unglaublich knuffig aus, dass ich ihm gerne in die Wange kneifen würde. Aber ich lasse ihn dort liegen und schließe wieder meine Augen. Ohne mir wirklich Gedanken über etwas machen zu können, döse ich schon ein und verschwinde im Land der Träume.

Love On The BrainWhere stories live. Discover now