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Hippie Sabotage - Devil Eyes

Von der rechten Seite des Feldes ist der bestialische Gebrüll der Männer zu hören. Gelächter, gefolgt von stampfenden Fußschritten sind kaum zu überhören, bis auch die Ursache zum Vorschein kommt. Mack und Taylan sind die ersten, während der Rest zerstreut hinter ihnen herläuft. Beide sehen zu mir nach oben. Taylan winkt mir wie ein kleines Schulkind zu und Mack hat wieder mal seine berühmt-berüchtigte eiserne Miene aufgesetzt. Die Mädels neben mir winken ihm zurück und kichern kindlich. Ich schüttele lachend den Kopf und deute Taylan, dass die Mädchen auf ihn abfahren. Zuletzt taucht ein älterer Mann auf, welches sich als den Trainer herausstellt. Nach einer kurzen Versammlung in der Mitte, redet Taylan mit dem Herren, der dann kurz zu mir hochschaut und ihm dann zunickt. Gespannt wie ein Drahtseil, sehe ich dem Spektakel unten zu, bis sich alle aufstellen. Mit einem Pfiff wird das Spiel offiziell eröffnet und alle setzen sich in Bewegung. Solange alles wie geschmiert läuft, bietet mir die Brünette einen Oreo Keks an, den ich sofort annehme. Zwar schmeckt es mir mit Milch besser, aber immerhin habe ich nun einen Keks.
"Sage.", reiche ich ihr meine Hand.
"Hübscher Name. Ich bin April und das ist Amber.", stellt sie sich und ihre blonde Freundin mir vor. Wir unterhalten uns eine Weile lang und verstehen uns bis jetzt ganz gut. Ich merke, wie beide wohl eine Vorliebe für Glitzer haben. Da sind sie nicht allein. April hat ihre Augenlider mit zwei kleinen Strasssteinen geschmückt, während Amber, sofern ich beide richtig unterscheiden kann, ihr gesamtes Lid mit einem schimmernden Lidschatten bedeckt hat. Dem einen oder anderen wäre es wohl zu dick aufgetragen, jedoch finde ich, dass es den beiden hervorragend steht. Nicht einmal zu aufdringlich wirkt es, da habe ich schlimmeres gesehen.
Amber unterbricht unsere Unterhaltung und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Spielfeld. Ich verenge meine Augenlieder und schaue auf den Haufen in der Mitte. Schon wieder ein Verletzter. Ich nehme meine Tasche in die Hand und renne ins Feld. Zugegeben fühle ich mich, wie bei Baywatch, heldenhaft. Nur, dass ich statt dem Badeanzug und dem Rettungsboje, eine Jogginghose und eine Art Sporttasche trage. Im Feld angekommen, winkt mich der Trainer zu sich und führt mich zu dem Verletzten. Alle stellen sich zur Seite, sodass ich durch kann und direkt Mack gegenüberstehe. Die Tasche fällt mir aus der Hand und mein Blick bleibt an ihm hängen.
"Du hast dich verletzt?", frage ich ungläubig nach. Der Trainer schüttelt gestresst den Kopf.
"Was ist mit dir heute los, Junge? Der Quarterback verletzt sich doch sonst nie.", schnaubt er, als würde er mit sich selbst reden. Ich hebe eine Augenbraue und knie mich runter zu ihm runter. Mal sehen, was der Spaßvogel uns heute vorspielt.
Mir macht er keinen angeschlagenen Eindruck, er sieht eher wie immer aus. Emotionslos und kalt, wie ein Stein. Und trotzdem wärmt sich bei seiner Anwesenheit etwas in mir auf. Bestimmt der weg von der Tribüne zum Feld.
Ich krempel seine Hose hoch und sehe mir sein Knie an, wo ich eine offene Wunde entdecke.
"Lass uns auf die Bank gehen.", sage ich zu ihm. Er hält mir seine Hand hin und deutet mir ihm aufzuhelfen. Denkt er wirklich, ich könnte ihm aufhelfen? Ich sehe hilfesuchend zu Taylan, der wieder nicht erfreut über die Sache scheint. Mit einem Ruck zieht er ihn auf die Beine und kehrt zu den anderen. Wir laufen langsam zur Bank, wo er sein Bein abstellt, den ich nun besser behandeln kann. Ich krame in der Tasche nach den passenden Sachen und lege sie griffbereit zur Seite. Mit einem Tuch und Desinfektionsspray reinige ich die Stelle und tupfe sie gründlich ab. Ich merke, wie sein Blick durchgängig an mir haftet, lasse mich bei der Arbeit jedoch nicht stören. So seriös war ich wohl noch nie.
"Pflaster oder Verband?", halte ich die genannten Objekte in die Luft und warte auf seine Antwort ab. Er deutet mir auf das Verband, woraufhin ich es ausrolle und es ihm anschließend anlege. Himmel, der hat aber ansehnliche Oberschenkelmuskel, so durchtrainiert und definiert. Langsam bandagiere ich sein Knie und streife versehentlich mit der Hand seinem Bein entlang, als ich die Wickel zurück in die Tasche tue. Als ich dann fertig bin höre ich die Mädchen hinter mir pispern. Ich drehe mich zu ihnen um und entdecke eine Reihe von grinsenden Mädchen, nacheinander aufgereiht. April hebt ihre Daumen hoch und deutet mir an weiter zu machen.
"Das wär's.", beende ich und räume die Sachen wieder in die Tasche ein. Er stützt sich nach hinten gelehnt auf seinen Handflächen und sieht mich noch immer an. Sein Kopf ist leicht nach rechts geneigt und seine Augenbrauen sind leicht runtergedrückt, als wäre er konzentriert und wütend zugleich. Aber mittlerweile kann ich sagen, dass die arrogante Ausstrahlung, sein natürlicher Gesichtszug ist. Ich will wieder hoch zu den anderen, doch er greift schneller ein, als ich aufstehen kann.
"Du willst doch einen Verletzten nicht alleine lassen, oder?", drückt er ernst, aber mit Ironie in der Stimme aus. Ich runzle meine Stirn.
"Du solltest nach Hause. In diesem Zustand wirst du heute wohl nicht mehr spielen können.", sage ich monoton. Er öffnet leicht seinen Mund, doch statt einem Comeback, formen seine Lippen ein teuflisches Grinsen.
"Wenn es dir bei mir leichter fällt mich zu untersuchen, nur zu. Es wäre schließlich eine Ehre für dich.", durchstechen seine Augen meine tiefe Seele. Ich kann kaum meine Augen von ihnen abwenden, so sehr haben sie mich in den Bann gezogen. Wie faszinierend das Farbspiel der hellen Erdtöne in seinen Augen ist, die von dem tiefschwarzem Irisring umrahmt werden. Ich gebe mir den Ruck aus der Trance zu erwachen.
Ich sehe ihn bereits in meinem inneren Auge, wie er sich stolz auf die Schulter klopft. Weiß er denn nicht, dass er sein eigenes Spiegelbild versucht zu besiegen? So einfach ist die Runde nicht zu gewinnen.
"Sei dir nie siegessicher, Williams..." Ich schließe den Reißverschluss der Sporttasche und nehme dessen Schlaufen in die Hand.
Nocheinmal wage ich ein Blick in seine Augen, die noch immer nicht von mir abgelassen haben.
"Glaub mir, wenn ich mir bei etwas sicher bin, dann bei dieser Sache.", drückt selbstbewusst aus. Die Egozentrik in der Stimme dieses Mannes, stößt alle vor den Kopf.

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