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Kelsey Lu - I'm not in love

Sage
Ich habe nur noch eine Stunde Zeit, bis ich nach Hause kehren muss, um mich für die 'Arbeit' fertig zu machen. Ich könnte mir mittlerweile kaum vorstellen, den ganzen Tag zuhause zu sein. Dem Footballspiel zuzusehen, ist die eine Sache, die nun zu meinen Favoriten gehört. Die andere wäre Menschen zu verarzten. Es ist, als würde ein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Ohne weiter Zeit zu vergeuden, laufe ich noch an einigen Geschäften vorbei und suche mir zu meinem neuen Kleid eine passende Jeansjacke. Man kann ja bekanntlich nie genug Kleidungsstücke haben.
Ich hatte mich sofort in das Kleid verliebt, es ist pastel lila, kariert und man kann die Träger oben am Top anknöpfen. Nach zwei Geschäften habe ich auch schon die perfekte Jacke gefunden, genau, wie ich es in Vorstellung hatte. Kurz mit Fransen unten dran, als wäre sie abgeschnitten worden. Von der Farbe her, stimmt sie mit dem des Kleides überein, womit ich sofort zur Kasse laufe. Da muss ich kaum überlegen, ob es das richtige Teil ist, denn es ist das richtige Teil.
Zugegeben bin ich mit der Haltung in das Geschäft gelaufen, keine passende Jacke zu finden, aber zum Glück lag ich falsch.
Das wäre dann auch erledigt.
Jetzt muss ich nur noch zusehen, wie ich die ganzen neuen Klamotten in den Schrank verstauen kann.
Wenn ich schon draußen bin, genieße ich die schöne, lebendige Stadt und mache einen großen Rundgang. Eine knappe halbe Stunde vergeht, an dem ich wieder in meiner schönen Gegend ankomme. Ich laufe nach Hause und jogge sofort in mein Zimmer hoch. Die Sachen dürfen keine tiefen Falten haben!
Im Schrank ziehe ich mir zuerst einen Jogginganzug raus und lege ihn aufgefaltet auf das Bett. Die Kleider räume ich eilig in den Schrank ein und schmeiße die Tüten weg. Fertig angezogen, finde ich noch etwas Zeit um meiner Tante das Geschehniss der letzen Tage zu erzählen. Sie hat sich bestimmt gefragt, wo ich die Nacht, nach dem Abendessen gewesen war.
Ich gehe wieder aus dem Zimmer und finde sie in ihrem gemütlichen Arbeitszimmer vor. Wenn sie sonst nicht irgendwo im Haus zu finden ist, ist sie sonst hundertprozentig in diesem Zimmer.
"Tantchen?", taste ich mich langsam heran. Sie sieht von ihrem Schreibtisch hoch. "Ja, Liebes?"
"Du weißt doch noch, als Taylan und ich 'kurz draußen waren'." Sie nickt und hört mir interessiert zu. Dabei lässt sie die vielen Papiere vor ihr aus den Augen.
"Wir sind ins Krankenhaus gefahren, weil seinem besten Freund etwas zugestoßen ist.", beende ich und warte auf ihre Reaktion ab. Sie bleibt ruhig und sieht mich nur besorgt an.
"Geht es ihm denn gut?", fragt sie nun.
"Ja, er hatte nur leichte Verletzungen.", erkläre ich langsam. "Ich wollte das nur loswerden. Es ist schon Zwang geworden, dir alles zu erzählen, was ich mache.", seufze ich zweifelnd.
"Nicht doch. Bei mir kannst du tun und lassen, was dir passt. Ich werde dich immer lieben und auf dich aufpassen, egal, wie groß du bist.", lächelt sie mich an und bringt mein Herz zum schmelzen. Ja, auch ich habe mal ein Herz, aber nur für die richtigen Menschen. Für den Rest habe ich nur eine gespielte Freundlichkeit.
"Danke.", murmle ich und deute ihr, dass ich schon wieder gehen muss. Meine alte Smartwatch, die ich mal zum Geburtstag bekommen hatte, blinkt und deutet mir an, raus zu gehen. Genau auf die Minute stehe ich vor dem Haus und steige in Taylan's Auto.
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Das Training ist vorbei und die Männer klatschen auf dem Feld erschöpft ein. Ich erhebe mich von meinem Platz und gehe schonmal runter zum Parkplatz. Das Spiel war, wie immer, nur hat heute etwas gefehlt. Mack ist nicht zum Training
erschienen. Ich habe vorhin schon gemerkt, wie der Trainer auf Tay zugegangen ist und mit ihm geredet hat. Sicherlich wird er ihn nach Mack gefragt haben, warum sonst würde er mit ihm reden wollen? Mir gehen erneut sämtliche Vermutungen durch den Kopf, warum er nicht erschienen ist. Und tatsächlich mache ich mir auch so etwas wie Sorgen. Er war heute bestimmt nur erschöpft oder hatte andere Dinge zu erledigen. Warum interessiert mich das überhaupt, er ist wie jeder andere auch. Wenn Taylan heute nicht anwesend wäre, hätte ich mich wahrscheinlich genauso um ihn gesorgt. Ich hätte ihm zuhause einen Besuch abgestattet, um zu wissen, aus welchen Gründen er auch immer nicht da war. Einen Besuch abstatten also? Das wird wohl der einzige Weg sein, um seinen Zustand herauszufinden. Tay weiß bestimmt genauso wenig, wie ich und würde mich nicht zu ihm fahren. Er ist wie der überfürsorgliche Bruder, den ich nie hatte. Aber trotzdem hat mein Privatleben ihn nichts anzugehen. Als er aus dem Gebäude heraustritt, lächle ich ihn an und steige mit ihm ins Auto. Soll ich ihn wirklich fragen? Nein, er wird das alles sowieso abstreiten. Allerdings ist er sein bester Freund und er würde mir doch erzählen, wenn ihm etwas zustoßen würde, oder?
Oder eine noch simplere Erklärung wäre, dass ich einfach nur überreagiere. Je länger ich hier sitze, um so mehr fühle ich den Drang, es ihm zu erzählen. Nur zu gut, dass wir in unserer Straße ankommen und ich raus kann, ohne voreilig meinen Mund zu öffnen.

Ich laufe im Zimmer auf und ab und trage dabei lediglich das Handtuch um meinen Körper. Ich bin zu stolz, um mir einzugestehen, dass ich wissen will, warum er heute nicht da war. Seit wann spüre ich diese Neugierde und die Sorge über den Zustand von Menschen? Es ist durchaus gewöhnlich etwas Empathie für jemanden zu empfinden, ja auch für mich. Da brauche ich mir nichts einzureden, denn meine innere Stimme verklickert mir Dinge, die nicht wahr sein können. Ich will diese Gedanken beiseite schieben, doch sie tauchen immer wieder auf. Ich sagte immer, dass ich mich nur um die wichtigen Menschen kümmere, aber es kann einfach nicht sein, dass ich dasselbe für ihn empfinde. Ich kenne ihn nicht lange, aber Tay habe ich auch ans Herz geschlossen und das in kurzer Zeit. Du magst ihn, taucht es immer wieder in meinem Kopf auf. Einen Moment lang starre ich leer vor mich hin, versunken in diesen Gedanken und merke kaum, dass ich leicht grinse. Nein nein nein, das kann unmöglich wahr sein. Ich hatte soetwas noch nie zuvor gehabt, also wie hoch kann schon die Wahrscheinlichkeit sein, dass es jetzt so ist? Irgendwie sehr hoch, muss ich gestehen. Vielleicht brauche ich nur ein Indiz, um mir auch nichts vorzugaukeln. Ich fahre jetzt zu ihm, und überzeuge mein Inneres, dass alles nur ein schlechter Scherz meiner eigenen Sinne ist. Der Mann wird mich noch so weit treiben, dass ich einen Seelenklemptner brauchen werde. Aber wer weiß, vielleicht lohnt es sich ja. Ich ziehe mich also schnell um und stelle mich vor Brad's Zimmer.
"Brad, kann ich mir dein Auto ausleihen? Nur kurz.", frage ich aufgewühlt. Ohne ein Wort zu sagen, läuft er in sein Zimmer und kommt mit einem Autoschlüssel wieder heraus.
"Sei vorsichtig.", warnt er mich und reicht mir dann den Schlüssel. Mit einem knappen Lächeln klopft er mir einmal auf die Schulter, woraufhin ich mich zurückhaltend bedanke. Diese Art von Gestik kenne ich garnicht von ihm. Immerhin zeigt er Fürsorge und ist mir viel sympatischer, als vor zwölf Jahren. Selbstbewusst spaziere ich mit dem Schlüssel in die Garage und steige in das wunderschöne Audi ein. Wenn ich ein Auto wäre, dann definitiv ein Audi!
Ich kann mich noch an die Straße und die Hausnummer erinnern und erreiche den Bestimmungsort dank meines GPS' auf dem Handy. Ich komme an der Straße an, das in dem bekannten Halbkreis endet und sehe mich vorsichtig um. Egal, wie normal es hier einem erscheint, hat die Gegend einen bedrückenden Eindruck, der recht angsteinflößend wirkt. Ich stehe nun vor seiner Einfahrt, um genau zu sein zwei Meter von seiner Haustür entfernt, weil ich jetzt doch recht nervös werde. Noch ein paar tiefe Atemzüge und ich werde über meinen eigenen Schatten springen. Es ist, als würde grade mein Herz aus dem Brustkorb springen und meinen leblosen Körper verlassen. Okay Sage, du schaffst das. Ich drücke auf die Klingel und hoffe einfach, dass er nicht anwesend ist. Zu meinem Pech leuchtet ein gedimmtes Licht durch die zugezogenen Jalousien und Fußschritte nähern sich der Tür. Ich glaube ich kollabiere gleich.
Die Tür öffnet sich einen Spalt breit.
"Sage?"
Gott, er hat wieder diese tiefe verschlafene Stimme. Und sein Outfit erst, das aus einem oversized Baseballshirt und einer kurzen Shorts besteht, bringt mich völlig aus dem Verstand. Es sind nur Stoffe Sage, beruhig dich endlich verdammt!
"I-Ich wollte nur nach dir schauen, wie es dir geht.", stammle ich leicht, und versuche es zu überspielen. Nicht nach unten schauen Sage! Nicht nach unten schauen!
Er senkt leicht seinen Kopf und grinst schief. Mein nervöser Körper bestärkt nur noch weiter sein Ego, was mich schnell wieder mit den Augen rollen lässt. Nicht schon wieder dieses Grinsen!
"Anscheinend geht es dir gut. Dann gehe ich mal lieber.", deute ich auf die Einfahrt und drehe mich um.
"Nicht so voreilig." Ich verharre in der Position und spitze die Lauscher bei seinem strengen Ton. Der hört sich  ja an wie mein Vater.
"Du glaubst doch selbst nicht, dass du den weiten Weg gekommen bist, nur um wieder zurückzukehren.", sagt er leicht bestöttelnd.
"So ist es aber.", gebe ich zurück. Er hält mich an der freien Hand fest und zieht mich zu sich nach Hause. Das war grade echt smooth und unerwartet.
Nein, war es nicht. Ach, Sage, in was für eine scheiße hast du dich wieder reingeritten?
Dieser Moment war garnicht geplant. Was mache ich jetzt?

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Yo Yo Yo

Hoffe, dass euch auch dieses Kaptiel gefällt.
Ich würde mich auf  ein Vote und Kommentar von euch sehr freuen, deshalb nicht scheu sein, Friends :)

Bis bald ihr Turteltauben ○•°.*♡*.°•○

Love On The BrainWhere stories live. Discover now