46 | I met you for a reason.

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Lennox hatte Recht behalten mit seiner Vermutung, dass mir seine Mutter genug Essen für die gesamte Worte einpacken würde.

Ich war nicht dabei gewesen, als er ihr erzählt hatte, dass ich über Nacht geblieben war. Als ich jedoch die Küche gemeinsam mit ihm aufgesucht hatte, schien Penelope nicht allzu überrascht über meine Anwesenheit. Freudestrahlend hatte sie mir einen Kakao gemacht, wie ihrer Tochter, und mich mit Brötchen und Marmelade versorgt.

„Deine Mutter ist wirklich unglaublich", schwärmte ich noch auf dem Weg von seinem Haus zu meinem Wagen. Aus der Tasche meiner Hose kramte ich den Schlüssel hervor, um das Auto öffnen zu können.

Lennox nahm mir grinsend die Brotdosen und die Getränkeflasche, die ich auf meinem Arm balanciert, ab und steckte die Sachen in seinen Rucksack. Ganz selbstverständlich.

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich ließ mich auf dem Fahrersitz nieder. Während er Platz nahm, verfrachtete ich das schmutzige Oberteil auf die Rückbank.

„Wenn du mein Handy siehst, kannst du es mir...", murmelte ich, beschäftigt damit, den Anschnallgurt zu fassen zu kriegen und mich anzuschnallen.

„Klar", erwiderte er, bevor ich meinen Satz ausgesprochen hatte. Auch er hatte sich schon angeschnallt, den Rucksack im Fußraum verstaut und mein Handy vom Boden aufgesammelt. Grinsend drehte er es zwischen den Fingern hin und her.

Ich legte die Stirn in Falten und versuchte den Grund seines dämlichen Grinsens auszumachen, das sich in meine Netzhaut einbrannte.

„Schönes Hintergrundbild. Kann man den noch kennenlernen?", fragte er mit engelsgleicher Stimme. Seine Augen strahlten und als vergeblichen Versuch, seine Freude und seinen Enthusiasmus zu verbergen, biss er sich mit seinen strahlend weißen Zähnen auf die Unterlippe.

Erschrocken davon, dass er das Bild von sich auf meinem Display entdeckt hatte, riss ich ihm das Handy aus der Hand. Ich murmelte eine undeutliche Antwort, die sich selbst mir nicht ganz entschloss und wandte mich ab, um einen Blick auf das Handy werfen zu können – ohne dabei Gefahr zu laufen, dass er sich noch einmal anstarren konnte. Ich sollte mich dringend um ein Passwort für mein Handy kümmern.

Meine Augen rollten aufmerksam über das leuchtende Display und sammelten die Informationen auf, die es mir über verpasste Anrufe und Nachrichten geben konnte. Ganz bei der Sache war ich dabei jedoch nicht.

Ich hatte Lennox als kein Kind der Traurigkeit kennengelernt. Inzwischen bewunderte ich ihn sogar für seine gute Laune und optimistische Art, hätte ich doch bei der Situation mit seinem Vater etwas ganz anderes erwartet. Seine Laune am Morgen übertraf alles, was ich mir hatte noch vorstellen können.

Ich selbst liebte die frühen Morgenstunden. Die ruhige Zeit, bevor man sich dem Tag widmen und diesen überstehen musste. Der Morgen war meine liebste Tageszeit und ich schaffte es, auch zu früher Uhrzeit wach und aufnahmefähig zu sein. Lennox schien von einer noch spezielleren Sorte zu sein. Seine Fröhlichkeit und Unbeschwertheit war nicht zu übertreffen und stellte sogar mich vor neue Gegebenheiten.

Es hatte eine Zeit in meinem Leben gegeben, in der ich solchen Menschen aus dem Weg gegangen war, und diese Zeit war noch nicht lange her. Ich hatte es nicht haben können, wenn Menschen in meiner Gegenwart nur so vor guter Laune trotzten. Ganz im Gegenteil zu mir.

Wohl auch aus diesem Grund hatte ich Alaia nur äußerst selten zu mir geholt, oder erlaubt, dass sie mich besuchte. Sie hatte sich stets bemüht, mir ein offenes Ohr angeboten und mich unterstützt, wo sie nur konnte. Dass ich sie nicht hatte sehen können, hatte nichts daran geändert, wie wichtig sie mir war. Zu wissen, dass ich mich auf die verlassen konnte, wenn es darauf ankam, war alles, was ich gebraucht hatte. Und sie hatte mich niemals enttäuscht. Auch hatte sie mir meine zurückhaltende und abweisende Art niemals übel genommen.

Paralyzed | ✓Where stories live. Discover now