39 | Shy... but curious.

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Nachdem Lennox mich den Rest des Tages gemieden hatte, hatte mich am Abend ein Anruf von ihm erreicht, den ich mit pochendem Herz angenommen hatte. Überschwänglich hatte er sich bei mir entschuldigt, sich offen Vorwürfe für sein Verhalten gemacht und mich zu einem Essen in seinem Elternhaus eingeladen. Wegen meiner unsagbaren Neugier und aber trotz dem Ziehen in meiner Magengegend, das aufkam, wenn ich an seinen Vater dachte, hatte ich die Einladung angenommen. Ich hatte ihm mehrmals versichert, dass es aber nicht nötig wäre, und er, sollte er sich unwohl fühlen, das Ganze wieder absagen könne. Letztendlich hatte er aber auf den Abend bestanden.

Das Elternhaus von Lennox wirkte unglaublich luxuriös. Während die Minuten nur so vergingen und mich der Unsicherheit auslieferten, wusste ich, dass ich inzwischen schon zu spät war. Der Anblick des Anwesens zog mich jedoch immer noch in seinen Bann, weswegen ich nicht anders konnte, als seiner Erscheinung noch ein paar Momente meiner Zeit zu schenken.

Ich hatte niemals das Gefühl gehabt, dass meine Eltern wenig Geld hatten. Sie hatten immer genug, um mir eine schöne Kindheit zu schenken, mir Klassenfahrten oder Ausflüge zu ermöglichen und sogar für kleinere Geschenke zwischendurch hatte es immer genügt.

Ich konnte mich nicht über das beschweren, was man mir damals geboten hatte, und noch immer bot. Aber die Umstände, unter denen Lennox aufgewachsen war, schienen sich gänzlich von meinen zu unterscheiden. Seine Familie schien im Geld zu schwimmen und ich konnte mir vorstellen, dass ihr mächtiges Anwesen nur eines ihrer großen Besitztümer war.

Mein Blick huschte über den grünen Rasen zu einer großen Garage, deren Eingänge verschlossen waren und bei denen ich mir sicher war, dass sich einige Schätze hinter ihnen versteckten. Ich konnte von meinem Standpunkt aus nur einen Blick auf die vordere Fassade erhaschen, auf die schwarzen Tore, und die Pflanze zwischen ihnen. Helle Lichter zierten eine Rinne am Dach.

Da ich im Schätzen nicht sonderlich talentiert war, fehlte mir eine genaue Vermutung, wie groß die Garage war. Aber vermutlich konnte man in dieser meinen gesamten Hausstand unterbringen.

Ungläubig blinzelte ich und meine Augen suchten ein neues Objekt, dem sie sich annehmen konnten. Nahtlos ging die Garage in das Haupthaus über, das mit Lichtern an den Wänden gesäumt war und sich von der aufkommenden Dunkelheit hervorhob, als wäre es eine große Laterne.

Zwei Stockwerke reihten sich aufeinander, die große Fensterfronten vorwiesen. Das Haus war im Baushausstil gehalten und überzeugte mich durch den verschachtelten, interessanten Stil sehr.

Soweit ich das beurteilen konnte, hatte man das Haus in einem hellen Beige streichen lassen. Einzig die Haustür aus massivem, dunklen Holz hob sich deswegen hervor.

Es kribbelte in meinen Fingern, die Autotür aufzustoßen und mich nach drinnen zu begeben, um zu entdecken, welche Farben dort auf mich warten würden. Leider aber konnte dieser Wunsch in mir nicht ohne den bitteren Beigeschmack existieren.

Ich war kurz davor, die Familie eines Jungen kennenzulernen, der mir als Erster nah gekommen war und für den ich positive Gefühle empfand und nicht das Verlangen, ihn mir vom Laib zu halten.

Bei dem Gedanken daran, dahinter zu kommen, was es mit seinem Vater auf sich hatte, hatte ich die Gedanken an mögliche Nervosität ganz außer Acht gelassen. Ich war nicht bereit für einen solchen Schritt, hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten und was ich sagen sollte, wenn ich ihn zum ersten Mal sah.

Ich tastete mit zittrigen Fingern nach meinem Handy, das ich auf dem Beifahrersitz abgelegt hatte. Als ich es endlich zu fassen bekam und meine Finger das kalte Display spürten, vernahm ich ein vorsichtiges Klopfen. Ich zuckte zusammen und das Handy glitt mir aus der Hand. Es fand den Weg über den Beifahrersitz in den Ritz zwischen ihm und der Mittelkonsole.

Paralyzed | ✓Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz