Paralyzed | ✓

10 | The unexpected moment is always sweeter.

Mit zusammengekniffenen Augen trotte ich meinen Freunden hinterher. Inzwischen waren wir an der Schwimmhalle angekommen und die schrillen Rufe unserer Mitschüler hatten uns schon in Empfang genommen, als wir die Autotüren geöffnet hatten.

Alaia und Adam hatten sich dadurch in ihrem Vorhaben noch weiter bestärkt gefühlt.

Der Parkplatz vor den Sporthallen war bis zum letzten Platz ausgeschöpft gewesen und ich war mir ziemlich sicher, dass der Platz auf der Wiese, den wir uns genommen hatten, nichts rechtens war.

Ich hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schlurfte hinter Alaia her, die ein Auge für die letzten freien Plätze zu haben schien.

Die Schüler unterhielten sich ausgefallen miteinander, lachten, und einige von ihnen tanzten sogar zu der Musik, die aus den schwarzen Lautsprechern zu uns drang.

Die Stimmung war ausgelassen. Ich hingegen fühlte mich, als hätten sich zwei nasse Hände um meine Lungen gelegt, mit dem Ziel, jeglichen Sauerstoff aus ihnen zu pressen.

Die Luft in diesen Hallen war noch schlimmer, als ich sie in Erinnerung hatte und ich würde wetten, dass mindestens einem meiner Mitschüler der Kreislauf hier drinnen versagen würde.

Überall entdeckte ich vor allem weibliche Schüler, die sich für dieselbe Kombination an Klamotten entschieden hatten, die Alaia mir ebenfalls aufgedrängt hatte.

Eine Shorts und das Trikot unserer Schulmannschaft, das in immer mehr Fällen die Hose komplett überdeckte. Auch mein Shirt war mir um einiges zu lang gewesen, weswegen ich es an einer Seite zu einem Knoten gebunden, und mit einem Haargummi befestigt hatte.

Als wir endlich an den auserkorenen Plätzen angekommen waren, ließ ich mich erschöpft auf dem Stuhl neben Adam und einem mir unbekannten Mädchen fallen. Nur eines Blickes würdigte sie mich, dann konzentrierte sie sich wieder auf das Gespräch mit ihren Freundinnen über die Mannschaft und die Mitglieder, die noch keine feste Freundin hatten.

Wie ich es von außen schon erwartet hatte, war die Halle und deren Tribüne gut gefüllt. Alle freuten sich darauf, dass die Mannschaft in wenigen Minuten auf die Fläche kommen und sie unter sich einen Wettkampf ausführen würde, wer als neuer Kapitän herhalten sollte.

Ich war mir ziemlich sicher, dass die meisten Mädchen nur hier saßen um herauszufinden, wen sie im kommenden Schuljahr anhimmeln sollten. Für den Sport an sich interessierte sich niemand wirklich.

Alaia hatte ein gutes Auge für unsere Plätze gehabt. Sie waren mittig ausgerichtet und erlaubten uns eine Sicht auf den gesamten unteren Bereich. Sogar den Gang, der zu den Umkleidekabinen führte, konnte man von hier beobachten. Unweigerlich fragte ich mich, warum niemand vor uns auf die Idee gekommen war, sich diese Plätze zu schnappen.

„Ich kann gar nicht glauben, dass es wieder losgeht. Ich liebe die Schwimmwettkämpfe", trällerte Alaia, die sich zu unsgelehnt hatte und mehrmals aufgeregt in die Hände klatschte. Auch sie himmelte heimlich die Belegschaft der Mannschaft an. Nur nicht so auffällig und hartnäckig wie die anderen.

„Ich bin mir sicher, dass diese Saison mindestens genauso erfolgreich sein wird, wie die letzte. Sie sind einfach so gut", schwärmte Adam, der sich mit der Hand durch die Haare fuhr und anfing, mich mit dem ständigen Zappeln seines Beines nervös zu machen.

Ich lehnte mich so weit es mir möglich war zurück und klinkte mich absichtlich aus der Unterhaltung aus, um dem Wasser meine Aufmerksamkeit zu schenken.

Noch war alles ruhig, nur seichte Wellen berührten es hin und wieder, ließen aber immer noch zu, dass man bis auf den Grund gucken konnte, auf dem sich in gleichmäßigen Abständen schwarze Linien tummelten. Auch oberhalb des Wassers waren Markierungen angebracht, die den Schwimmern eine Hilfe sein sollten.

Der Wunsch, ohne Bedenken auch in dieses Wasser steigen zu können, kam unweigerlich in mir auf. So viele Menschen berichteten, wie schön es war, sich treiben zu lassen, alles andere zu vergessen und sich ein paar Momente lang gar schwerelos zu fühlen.