#228 Ungewöhnliche Vorkehrungen

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Hoseok

Einatmen, ausatmen. Keine Panik schieben. 

Das war gar nicht so einfach, wenn man seinen Mate schon einmal verloren hatte und dieser jetzt wieder vorhatte sich in die Schussbahn zu begeben. Hoseok hatte Angst. Am liebsten würde er Jimin einfach verbieten mitzugehen, doch es war nicht an ihm dem Lotus irgendwas zu verbieten, schließlich war Jimin ein erwachsener Mann und wusste, was er tat. Meistens. 

Hoseok tigerte nervös durch die Bibliothek und erwischte sich selbst dabei, wie er sinnlos irgendwelche Bücher auf einem der Tische stapelte. Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Dann begann er geschlagen die Bücher wieder einzusortieren. Er musste mit Jimin reden. Sonst würde er nie zur Ruhe kommen. 

Gerade als er bei der Hälfte der Bücher war und das letzte Buch, was er gerade auf dem Arm hatte, in das Regal schob, spürte er glücklicherweise, wie sich zwei Arme von hinten um ihn schlangen. Jimin kuschelte sich an ihn. "Hey", meinte er leise, "mach dir nicht solche Sorgen." Hoseok schnaubte und drehte sich zu ihm um. "So offensichtlich?", fragte er und schlang seiner Arme um Jimins Hals, bevor er sich an seinen Mate lehnte. "Dazu muss man nicht mal Tracker sein, du stehst völlig neben dir", erwiderte Jimin und sah ihn besorgt an. 

Hoseok umfasst sein Gesicht und musterte ihn eingehen. "Wir müssen reden", meinte er und Jimin blinzelte. Doch er nickte nur. "Unter vier Augen", bestimmte Hoseok und Jimin nickte wieder. "Dann lass uns dafür in mein Zimmer gehen", meinte er und nahm sanft die Hand des Priest und zog ihn hinter sich her. Hoseok ließ es sich gefallen. Händchen halten war schön. Es beruhigte die Nerven wenigstens ein bisschen. 

Hoseok folgte Jimin in sein Zimmer. Dort angekommen setzte er sich erst mal auf Jimins Bett und fuhr sich durchs Haar. "Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll", murmelte er und musterte seinen Mate der sich zu ihm setzte, "ich hab einfach solche Angst, dass ich wieder durch diese Hölle muss." Jimin lachte leise und ließ sich umkippen, sodass er seinen Kopf auf Hoseok Schoß ablegen konnte. Hoseok fuhr ihm durch das rosafarbene Haar und seufzte angestrengt. "Du hast ja eine Menge vertrauen in meine Fähigkeiten", meinte Jimin und nahm seine Hand. 

Unsicher schüttelte der Energizer den Kopf. "Das ist es nicht. Oder vielleicht doch? Ein bisschen? Es ist nicht so, als würde ich jedes Mal an den Wänden kratzen, wenn du rausgehst, Jimin. Aber wenn du zu dem Typen gehst, der dich schon mal umgebracht hat, dann verzeih mir, wenn ich Panik schiebe", erklärte er und schluckte leer. Liebevoll zog er die Konturen von Jimins Gesicht nach. Er konnte ihn nicht noch mal verlieren. Das würde er nicht überstehen. Er war nicht so stark wie Yoongi, der seinem Verlust jeden Tag aufs neue die Stirn bot. 

"Also was schlägst du vor, Hoseok?", wollte Jimin wissen und Hoseok schob seine Gedanken beiseite. "Gar nichts. Ich hab einfach nur Angst. Ich weiß, dass sie dich brauchen, um ihn zu finden. Aber ich kann die Gedanken nicht aus meinem Kopf bekommen. Ich meine, wie oft standest du schon an der Rande des Nichts? Zur Hölle du warst bereits sogar tot", äußerte Hoseok und schenkte seinem Mate einen verzweifelten Blick. "Tja, ich schätze die Autoren hassen mich", erwiderte der Lotus trocken und setzte sich an. Er rutschte näher an Hoseok heraus und umrahmte sein Gesicht. "Ich pass auf mich auf", versprach er. "Mir wird nichts passieren." 

Hoseok biss sich unschlüssig auf die Lippe und musterte das schöne Gesicht seines Mates. Er blinzelte aufkommende Tränen der Sorge weg. "Was ist wenn du verletzt wirst? Und ich bin nicht da, um die nötige Energie in dich reinzuschleudern, die du brauchst, um dich zu retten? Was, wenn du nicht rechtzeitig zurückkommst? Kann ich nicht mitkommen? Als Energiespender?" Jimin schüttelte schnell den Kopf. "Mit sowas fangen wir gar nicht erst an. Du bist für Niemanden der Energiespender. Weder für irgendwen, noch für mich. Und du bist kein Kämpfer, Hoseok. Ich will nicht gemein klingen, aber wir kommen sicher schneller voran, wenn wir nicht ein Auge auf dich haben müssen." 

Das wusste Hoseok auch alles selber. Aber der Gedanke, Jimin da ohne Rückversicherung hinzulassen, machte ihm Angst. "Außerdem haben wir doch auch Heiler dabei", argumentierte Jimin weiter, doch Hoseok beruhigte das nur wenig. Das war für einen Lotus noch immer nicht dasselbe, wie eine ordentliche Portion Energie. Hoseok lehnte den Kopf an Jimins Schulter und seufzte. "Ich wünschte, ich könnte meine Energie abfüllen, sodass du sie mitnehmen kannst", murmelte er. Er stoppte sich selber. Langsam hob er den Kopf an und musterte seinen Mate. 

Jimin konnte seine Energie mitnehmen. 

Alles, was dazu nötig war, war dass Jimin annahm, was Hoseok ihm zu geben hatte. Hoseok hatte fast vergessen, dass da ja noch die Sache mit der Energie war, so gut wie Jimin ihn im Griff hatte. Doch vielleicht sollten sie dieses eine Mal darüber hinwegsehen? War es Hoseok die Schmerzen wert? Definitiv. Traute er Jimin zu auch danach weiterhin seine Energie abzulehnen und nicht wegen einem Mal süchtig zu werden? Auf jeden Fall.

"Jimin", wisperte Hoseok leise, "ich will dir Energie geben und ich will, dass du sie auch nimmst." Jimin blinzelte überrascht. "Was?" Er schüttelte den Kopf. "Hoseok wir haben darüber gesprochen. Mit sowas fangen wir besser gar nicht erst an", lehnte er ab und tatsächlich es nicht die innere E-Hoe, die geschlagen aufschrie. Die war schon gar nicht überrascht. Es war der innere Mate, der Jimin nicht ohne gehen lassen wollte. "Ich wäre deutlich beruhigter, wenn ich wüsste, dass du genug Energie in dir hast um dich zweimal zu heilen." 

Jimin legte kritisch den Kopf. "Hoseok, das würde einen Rausch bedeuten", meinte er. Hoseok nickte angestrengt. "Wahrscheinlich." Jimin seufzte. "Was ist wenn ich einen Rausch nicht handeln kann?", fragte er. "Du kannst", widersprach Hoseok konsequent. "Ich weiß, das du es kannst. Und das sage ich nicht, weil mein innerer Energizer dich voll stopfen wollen würde. Das ist es nicht. Ich hab einfach Angst. Und ich könnte besser damit umgehen, wenn ich wüsste, dass du was von mir dabei hast, was dich beschützt." 

Jimin presste die Lippen zusammen. Dann nickte er. "Ich verstehe deinen Punkt." Er reichte ihm die Hände. "Also gut, gib mir Energie", stimmte er zu. Hoseok warf einen Blick auf seine Hände. Dann lachte er leise. Was dachte Jimin, was er vorhatte die Energie in ihn reinzubekommen? Hoseok nahm Jimins Hände und zog ihn näher an sich, um ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss zu verbinden. "Oh", meinte Jimin, als er sich wieder von ihm löste. Hoseok lachte leise. "Ich vertraue dir, vertraust du mir auch?" Jimin nickte. 

Hoseok küsste Jimin wieder vorsichtig, Dann begann er willentlich Energie zu Jimin zu schieben. Mehr, als er ablehnen konnte. Das Brennen setzte wieder ein. Er hatte es nicht vermisst, doch er würde es ertragen. Er vertiefte den Kuss und zog Jimin noch näher an sich ran. Zunächst war Hoseok noch vorsichtig, doch schon bald verdrängte er das Brennen und konzentrierte sich auf seinen Mate und darauf, wie sehr es ihm gefiel ihm nah zu sein. Er ließ seine Hände über Jimins Körper wandern, bevor auf Jimins Schoss kletterte und die Arme um seinen Mate schlang. Er spürte wie Jimins Hände sich unter sein Shirt schlichen und er erschauderte wohlig. "Wie weit willst du das treiben?", fragte er. Hoseok gab ihm nur einen weiteren liebevollen Kuss. 

"So weit wie nur möglich."

Curare - Teil IIWhere stories live. Discover now