#171 Offiziell?

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Jimin

Der Tripp in den Sumpf war anstrengend gewesen und Jimin war froh, dass Lilly und Yulinna erfolgreicher gewesen waren als sie. Auch der sonst so optimistische Lotus kam so langsam an seine Stressgrenze. Erst die ganze Sache mit Hoseok, dann diese Sache mit dem Sumpf. Das Rhinos ließ ihn einfach nicht los. 

Das konnte man auch von Tae behaupten. Sie waren beide bei den Warriorn duschen gegangen. Doch während Tae noch immer vergeblich versuchte, das Blut abzuwaschen, was, wenn es einmal trocken war, nicht mehr von der Haut abgehen wollte, war Jimin einmal unter dem Duschstrahl langgehüpft, schon war er wieder sauber.

Loooooooooooooooooooooootus.

Dennoch konnte er nicht behaupten, dass es so einfach war, seine Gedanken davon rein zuwaschen. Man musste kein Pathfinder sein, um zu sehen, dass an der Sache was faul war. Der Norden war nicht sicher und es wurde Zeit, dass er allen möglichen wichtigen Leuten davon erzählte. Angefangen bei Yoongi, bis hin zu Jondou. 

Quinnzel musste wohl möglich unter besonderen Schutz gehen. Geschafft fuhr Jimin sich durch die noch nassen, orangenen Haare. Das würde bedeuten, dass sie vielleicht bald mehr Warrior anforderten. So oder so, sie mussten Warnungen erhalten, bevor was wirklich fieses runter kam.

Doch zuvor brauchte er dringend eine Dosis Sonnenschein. Irgendwas, das ihn sich wieder besser fühlen ließ. Er brauchte Hoseok. Also führte ihn sein Weg auch direkt in die Bibliothek. Er konnte noch gerade Thannam zetern hören und beobachten, wie Jin sie über der Schulter verschleppte und er lachte sie heimlich aus, denn das hätte sich vor ihm keiner wagen sollen.

Aber für ihren Mate war sie einfach zu soft und außerdem hatte Jimin auch das Gefühl, dass sie mochte, dass er sich um sie kümmerte. Es war nicht so, als bräuchte sie es wirklich, verwöhnt und betüdelt zu werden, im Gegenteil, aber bei Jin war das wohl okay.

Jimin stieß die Tür zur Bibliothek auf und sah sich um. Immer dasselbe Spiel. Wo verstecke er sich nur wieder? Das Ding war... irgendwie hatte Hoseok scheinbar noch nicht ganz auf die Reihe bekommen, dass sie jetzt mehr oder weniger offiziell waren? Oder dieses mehr oder weniger reichte einfach nicht? Im Club hatten sie zwar beschlossen, die Sache gemeinsam anzugehen, doch er schien nicht der Meinung zu sein, dass sie das gleich zu Lebensgefährten machte, oder wie auch immer sie das nennen wollen.

Mates waren sie so oder so.

Fakt war: Hosoek war noch immer unsicher. Das führte dazu, dass er sich gern mal zwischen den alten Büchern und Pergamenten versteckte. Jimin ließ den Blick durch den Raum wandern. Er lauschte, wo er vielleicht Schritte, oder ein leises Atemgeräusch ausmachen konnte. Dem Pathfinder fielen mehrere Dinge auf, wie zum Beispiel, dass Thannam definitv hier gewesen war, genau wie Jondou. 

Thannam hatte Hoseok geholfen, Rückgabebücher zu sortieren, die stapelte diese auf eine andere Art und Weise als Hoseok (außerdem hatte Jin sie eben erst weggeschleppt, das war ja nicht zu überhören gewesen). Dass Jondou kürzlich erst dagewesen war, sag Jimin an einer Büste, die einfach als Deko hier herumstand. Er drehte das Teil immer so, dass es zum Eingang zeigte und Hoseok drehte es alsbald wieder zurück. Die Büste schaute noch Richtung Eingang, also konnte Jondou noch nicht lange wieder weg sein. 

Jimin warf einen genaueren Blick auf die Titel, die Thannam sortiert hatte. Aha. F-Gang.

Er bog ein und sah seinen Mate gerade noch im die Ecke huschen. Tz. Er ging einfach auf der anderen Seite um das Regal herum und fing ihn an der nächsten Ecke ab. Er drehte sich einmal mit ihm und stellte ihn mir dem Rücken ans Regal.

"Jimin", sagte Hoseok atemlos. Nervös wanderte sein Blick umher. "Hier ist niemand", beruhigte Jimin seinen Mate und legte ihm einen Finger unter das Kinn. Dann drückte er ihm einen sanften Kuss auf.

Hoseok erwiderte diesen und schlang seine Arme locker um Jimins Taille. "Tut mir leid", flüsterte er und Jimin konnte ihm nicht mal mehr böse sein. Seine Gemeinde war ihm eben wichtig und er wollte niemanden enttäuschen. Dennoch. Jimin wusste, dass er ihn wohl noch einmal mehr festnageln musste. "Hoseok", sagte er leise, "wird Zeit, dass wir festlegen, was wir sind." Der Energizer biss sich auf die Lippe. Angespannt sah er sich um. "Was wir sind?", fragte er und Jimin nickte.

"Mates...", meinte er und senkte den Blick. "Das weiß ich selbst", sagte Jimin, "Aber warum rennst du dann noch immer weg?" Hosoek legte den Kopf in Jimins Halsbeuge ab und ganz automatisch begann Jimin den Nacken seines Mates zu kraulen. Sanft strich er durch die feinen Härchen und gab ihm einen Kuss aufs Haar. "Red mit mir", forderte er.

"Ich hab ein schlechtes Gewissen", offenbarte Hosoek, "allen gegenüber. Dir, weil wir nur in den Schatten zusammen sein können, meine Gemeinde, weil ich mich nicht mehr nur auf sie konzentrieren kann, Yoongi, weil er sich auf mich verlassen hat, dass ich dich raus halte, Jondou... Ich habe einen Eid geschworen? Ich kann nicht einfach machen was ich will. Wenn ich mich zwischen meinem Job und dir entscheiden muss, dann würde ich immer dich wählen... aber...." Er brach ab und Jimin presste die Lippen zusammen, denn er konnte fühlen, wie schlecht es Hosoek mir dem Gedanken ging, entweiht zu werden, oder sein Gelübte lösen zu müssen. 

Jimin schlang die Arme fester um ihn. "Shhhh", sagte er. "Alles wird gut. Mir gegenüber musst du nur ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich dich erst mal suchen muss, bevor ich dich in den Arm nehmen kann." "Aber was, wenn uns jemand sieht, Jimin?" Jimin zuckte mit den Schultern. Er wollte nicht den Teufel an die Wand malen. "Vielleicht wäre das gar nicht so schlimm?", fragte er. "Denkst du wirklich deine Gemeinde hasst dich, wenn du einen Mate hast? Denkst du wirklich Jondou erkennt dir deine Arbeit ab? Ich weiß, dass es Ort gibt, an denen so verfahren wird, aber wir sind hier immer noch in Vicarli...."

Hosoek sah  auf. Er legte seine Hände an Jimins Wangen und strich mit den Daumen über seine Wangenknochen. "Du willst also, dass ich alles aufs Spiel setze? Dass ich meinen Job vernachlässige? Dass ich, wenn mich jemand fragt, was wir sind mit 'Zusammen' antworte??" Jimin legte seine Hände an den Hüften seines Mates ab. Wie sollte er darauf mit ja antworten? Er würde nie wollen, dass Hosoek unglücklich war. Doch auf der anderen Seite glaubte Jimin immer noch, dass das nur das worst case scenario war. "Ja", sagte er also kleinlaut. Zumindest den letzten Teil konnte er nicht verneinen. "Bin dabei." Was?

"So kann ich das eh nicht mehr. Ich werde mit Jondou sprechen, dann werden wir sehen, was passiert. All das, was ich gerade gesagt habe, klingt schlimm für mich, aber am schlimmsten ist, wenn du enttäuscht bist, Jimin. Ich bin nur dann wirklich glücklich, wenn du es auch bist. Ich kann vielleicht auch so weiter arbeiten. Vielleicht gibt es einen Weg. Du hast mir gezeigt, dass es öfter Wege gab, wo ich keine gesehen habe." Hoseok küsste Jimin innig und der Lotus vertiefte den Kuss auch sofort. 

"Bist du sicher?", fragte er und war drauf und dran, es Hoseok wieder auszureden. Doch der Energizer schien mit einem mal fest entschlossen. "Ja. Du bist mein fester Freund und mein Mate und ich musste es zwar erst auf die Reihe bekommen, aber ich will auch nicht mehr so unsicher sein. Ich geh gleich zu ihm..." 

"Eigentlich bin ich dein Ehemann", präzisierte Jimin amüsiert. "Was?" Jimin zog die Kette hervor. "Wird Zeit, dass du auch meiner wirst."

Kurz war Stille. "Jimin?" "Hmmm?" "Du bist so bekloppt."

Jimin lachte nur. "Ich habe Recht." "Du hast Recht."

Noch immer leicht besorgt musterte Jimin seinen Mate. "Soll ich mitkommen?", fragte er, doch Hoseok schüttelte den Kopf. "Das muss ich allein tun." Jimin nickte vage. "Kannst du Jondou dann noch eine Botschaft überbringen? Dann geh ich jetzt gleich zu Yoongi. Wir haben Probleme unten im Sumpf, ernste Probleme."

Hoseok nickte nur. "Erzähl mir alles."

Curare - Teil IIWhere stories live. Discover now