#167 Gib mir Fünf

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Jimin

Jetzt wieder hier unten im Sumpf zu sein, nach der Sache mit dem Titanen, war schon seltsam und Jimin konnte das unangenehme Gefühl zunächst nicht ganz abschütteln. Doch je länger er sich durch die Mangroven bewegte, desto sicherer wurde er auch wieder und er erinnerte sich daran, dass der Sumpf nicht böse war, er wollte nur mit Respekt behandelt werden.

Nicht, dass er den Teil mit dem Respekt je vergessen hätte, bestimmt nicht, doch es war immer wieder gut Dinge wie diese im Hinterkopf zu verankern. 

Jimin war auf der Suche. Als Pathfinder war man immer auf der Suche. Doch seine Suche gestaltete sich als nicht ganz so schwierig. Er hatte beschlossen, nachdem er erst abgelehnt hatte, dem Suchtrupp um Tae jetzt doch zuzustoßen. Jimin war erst oben geblieben. Tatsächlich war er seit dem Vorfall nicht mehr untem im Sumpf gewesen.

Doch schon eine halbe Stunde später bereute er seine Angst. Thannam brauchte ihn. Sie brauchte diese Pflanze und er versteckte sich wie ein Feigling in seinem Zimmer? Das konnte nicht sein. Also war er den anderen gefolgt. Zunächst war er runter zur Siedlung, doch sie waren bereits aufgebrochen, also folgte er den Spuren, die sie hinterließen. Wie geplant hatten sie also Annie mitgenommen. 

Der Lotus musste nicht mal nachfragen. Er wusste, dass es die Frau mit den Blumen im Haar war, die die beiden begleitete, denn sie hatte hier und da ein paar Blütenblätter verloren, die jetzt den Weg schmückten, den sie zurück gelegt hatte. Ein paar umgeknickte Grashalme, eine frische Fährte, sie zu tracken sollte kein Problem sein, zumal sie sich vorsichtig fortbewegten. 

Jimin sog den würzigen Geruch des Sumpfes ein und er musste sich eingestehen, dass er es vermisst hatte, mit nassen Füßen durch den Schlamm zu stapfen. Er erinnerte sich zurück an die Zeit, als sie Kinder gewesen waren. Fast jeden Tag hatte ihr Weg sie runter in den Sumpf geführt. Das war bevor die ganzen Viecher durchdrehten. Früher war es zwar auch gefährlich gewesen, aber es hatte definitiv nicht so oft Fleisch gegeben, denn es wollten einen nicht so viele Biester umbringen. 

Der junge Mann war kein Kämpfer. Er war kein guter Warrior, aber er konnte schnell rennen und war listig. Jeder hatte seine eigene Art und Weise mit dem Sumpf umzugehen. Der Orangehaarige hielt kurz inne und lauschte auf die Geräusche in seinem Umfeld. Seine Augen wanderte aufmerksam durch die Umgebung. Es war fast wie früher, wenn er allein nach unten gegangen war, um seine Ruhe zu haben und nichts zu hören, als das Zwitsschern der Vögel, die Rufe der Tiere und das Rauschen des Windes, dass die dickfleischigen Blätter der Bäume in Bewegung versetzte und die Oberfläche des im Sumpf stehenden Wassers kräuselte. 

Alle paar Schritte lauschte er und er lächelte erleichtert, als er Annis Stimme vernahm. 

Wenn sie in der Nähe war, dann waren die anderen Beiden auch nicht weit. Er arbeitete sich durch ein paar Büsche durch. "Taeee?", rief er. "Hier drüben", kam die gedämpfte Antwort des Protectors, denn sie waren nah genug, nicht schreien zu müssen. Jimin brach durch die die Äste und hing sich noch in  der selben Bewegung an seinen besten Freund und ließ sich ein paar Schritte von ihm tragen. "Ich hab euch gefunden", stimmte der Lotus einen Singsang an. 

"Lass mich los, du Spinner", motzte der Flieder mit einem Lachen und der Lotus ließ wieder von ihm ab. "Tante Anni! Gib mir fünf!" Erst mal musste er diese ebenfalls begrüßen. Er gab ihr ein High Five und knuddelte sie dann freudig. Anni freute sich immer sichtlich, wenn Jimin in den Sumpf runter kam. Sie waren auf einer Wellenlänge. "Okay, wie viele habt ihr schon gefunden?", fragte der Pathfinder und bekam als Antwort nur ein paar betretene Gesichter. "Ich bin ja jetzt da", meinte er gut gelaunt, auch wenn er nicht wirklich mit einem Erfolg rechnete. Sie waren nicht in der richtigen Ecke des Sumpfes. 

Curare - Teil IIWhere stories live. Discover now