Kapitel 28 _ ziemlich vage

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Michi grinste zwar ebenfalls leicht, hatte meinen plumpen Ablenkungsversuch aber bemerkt. "Aber du wolltest ja nicht vor mir flüchten, oder?" "Ich muss dir das jetzt erzählen, richtig?" Er nickte. "Sieht so aus." Ich hingegen seufzte tief. "Sicher? Das ist echt persönlich und die Sache mit Mark war mir schon peinlich. Ich mein-" Das Klingeln seines Smartphones unterbrach mich. "Tschuldige, das ist Smudo. Ich muss da kurz ran." Ich nickte nur resigniert und lauschte dem Telefonat. "Na Smu, vermisste mich schon?" Smudo lachte ins Telefon, schien dann aber ernst zu werden. Er erzählte Michi irgendwas. Michis Gesichtsausdruck wechselte relativ schnell von überrascht bis hin zu misstrauisch. Und dann sah er mich auch noch mit einem komischen Blick an. "Du bist gleich da? Na gut. Bye." er legte auf und betrachtete mich weiter. "Wie bist du hier her gekommen?" "Was? Das hab ich dir doch schon-" dieses Mal war es die Klingel die mich mitten im Satz unterbrach. Was war denn heute nur los? "Schatz? Smudo ist hier!" rief Uli. Kurz darauf hörte ich Schritte auf der Treppe.

Michi sah mich nochmal mit diesem komischen Blick an und verließ das Zimmer. Ich blieb auf dem Bett sitzen, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, dass Smudo mich nicht sehen sollte. Als ich doch versuchte auf zu stehen wurde mir ganz schön schummrig. Ich hatte mal wieder zu wenig getrunken. Ohne das Abendessen vorhin wäre ich vermutlich schon längst umgekippt. Wie konnte man so was Wichtiges nur vergessen? Seufzend musste ich mir eingestehen, dass meine Regenwanderung in der Kälte auch keine meiner klugen Entscheidungen darstellte. "Hey, sorry, dass ich hier so rein platze." begrüßte Smudo seinen Kollegen und Kumpel. Ich schob meine Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf das Gespräch vor der Zimmertür. "Kein Ding, ich hoffe nur, dass das alles ein Missverständnis ist." "Ach keine Ahnung, Kumpel." Smudo seufzte. "Tanja hat angerufen." "Was? Nach allem was-" "Das hab ich ihr auch an den Kopf geworfen." "Und weißt du was das erste war das sie gefragt hat? Sie wollte wissen seit wann du ne neue Nummer hast." Smudo klang nicht begeistert als er von dieser Tanja sprach. "Sie hat mich jedenfalls um meine Mailadresse gebeten. Und dann hat sie mir das hier geschickt. Hier ließ selbst." Es raschelte und wurde einen Moment still vor der Tür. Michi schien, was auch immer es war, zu lesen.

"Und du glaubst das?" fragte Michi mehr belustigt als ernst. "Quatsch, aber ich frag mich was dahinter steckt. Was hat Tanja davon diesem Mädchen die Zukunft zu verbauen. Ist doch merkwürdig." Tanja. Ich hatte den Namen zwar schon gehört, war aber so mit dem Gespräch der beiden Coaches beschäftigt, dass ich mir keinen Reim drauf machen konnte. Worum ging es wohl? Mein Handy vibrierte. Ich riskierte einen Blick und sah, dass Leo mir eine SMS geschickt hatte. Er war etwas früh dran. Die letzten Wochen hatten wir erst gegen 11 Uhr am Abend geschrieben. Er fragte wie mein Tag so war. Ich beschloss später zu antworten. Schließlich wollte ich nichts von dem Gespräch zwischen meinen beiden Coaches verpassen. "Bist du sicher, dass es nur Zufall ist? Ich mein die Vorfälle häufen sich." Smudo seufzte. "Komm schon, unser absolut bescheuertes Timing hat viel dazu beigetragen, findest du nicht?" Ich konnte das Schmunzeln aus Michis Antwort heraus hören. "Das stimmt allerdings." Er seufzte. "Was machen wir jetzt?" "Wir fragen Anny was sie darüber weiß. Mehr können wir im Moment nicht machen." Mein Herz blieb stehen. Sie sprachen von mir. Sie dachten, dass meine Verwirrtheit kein Zufall sein konnte. Sie dachten ich hätte unsere Treffen provoziert. "Aber wir sollten das Vorsichtig angehen, Anny ist momentan ein wenig angespannt." sagte Smudo plötzlich. "Was meinst du?" "Naja, der neue Job, der Umzug, die Sache mit ihren Eltern, das scheint sie ganz schön mit zu nehmen." "Was? Wovon redest du?" fragte Michi gespielt überrascht. Er war sicher verwirrt, da ich ihm das Ganze ja erst vor knapp einer halben Stunde gebeichtet hatte. Woher sollte Smudo das also wissen? Und ich stellte mir die selbe Frage. Woher wusste Smudo so viel über mich? "Hat sie dir das nicht erzählt?" fragte Smudo überrascht. "N- Nein, sie hält sich ziemlich vage was das Private angeht. Wann hat sie mit dir geredet?"

Es entstand eine kurze Pause, vermutlich weil Smudo nachdachte wann ich ihm was über mich erzählt hatte. "Hm, sie hat das nie so direkt gesagt." stellte er fest. "Aber neulich beim Karaoke hatte sie erwähnt dass sie ausgezogen sei und einen neuen Job habe." "Und wie kommst du auf die Eltern?" Smudo schien wieder zu überlegen. "Paddy. Ja genau. Ich hab zufällig mitbekommen wie sie sich mit Paddy unterhalten hat. Das war... Vor den Battles. Als sie mit Emily geprobt hat, kurz vor der kleinen Moralpredigt." Ich sank in meiner Sitzposition immer mehr zusammen. Das hatte Smudo alles durch pures Beobachten erfahren? Und ich hatte gedacht, dass ich auf Paddy achten sollte. Dabei war es Smudo der viel näher an mir dran war und offenbar einiges wusste was ich so wunderbar vor ihm und Michi verbergen wollte.

"Alles okay, Kumpel?" fragte Smudo. "Ich bin so ein Hornochse." stellte Michi fest. "Wie kann ich so blind sein und das übersehen? Und da schwafel ich auch noch so ne scheiße von wegen 'Kann ja nicht so schlimm sein'. Wie kann man nur so dämlich sein?" fragte Michi sich selbst. Ich musste schmunzeln. Vermutlich meinte er unser Gespräch bevor ich ihm die ganze Story mit Stephan und meiner Gitarre erzählt hatte. "Vielleicht sollten wir einfach mal mit Anny reden, wird schon alles nicht so schlimm sein. Die ist doch ne Taffe." sagte Smudo mit hoffnungsvollem Unterton in der Stimme.

Michi seufzte und schob die Tür des Gästezimmers auf.

(K)ein StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt