Kapitel 42 _ die Antwort auf alles

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Fünf Monate später war es dann so weit: Mein Geburtstag stand an. Natürlich hatte ich es mir nicht nehmen lassen alle ein zu laden, die ich auch dabei haben wollte. Erstaunt war ich nur, als dann auch alle zugesagt hatten. Ich hatte ehrlich gesagt damit gerechnet, dass mindestens einer meiner Gäste keine Zeit haben würde oder, dass es eine plötzliche Wetterkatastrophe geben würde, oder eben einen Dinosaurier-angriff. Aber das alles blieb aus. Glück für mich.

Mehr Geschenke.

Spaß beiseite...Wie angekündigt hatte Paddy uns beide inzwischen vollkommen als Pärchen akzeptiert und freute sich als Mark mit dabei half alles auf zu bauen. Meine Mutter war anderer Meinung gewesen. Sie fand es nach wie vor seltsam, dass ich so viel Kontakt zu Musikern hatte, obwohl ich mich inzwischen von meiner Singkarriere verabschiedet hatte. Das lag aber einfach daran, dass unser Label "Mide" durch die Outfits beim Halbfinale ordentlich Aufmerksamkeit bekommen hatten und Dennis konnte wirklich jede Hand gebrauchen die er kriegen konnte. Inzwischen hatten wir sogar eigene kleine Schneiderei und nicht mehr nur unseren Keller und das bisher leere Zimmer. Es war komplett verrückt wie schnell aus dieser Schnapsidee so was großen geworden war. Aber ich schweife wohl gerade ab.... Jedenfalls musste Mark sich beim Aufbau eine meeeeenge Fragen meiner Mutter gefallen lassen. Also noch mehr als die Wochen zuvor... Doch er ertrug diese elende Fragerei und beantwortete jede ihrer Fragen. Na gut, fast jede. Denn die Frage was genau damals im Hotelzimmer passiert war beantwortete er nicht, auch wenn es eigentlich nicht viel zu verstecken gab. Aber ihm schien dieses kleine Versteckspiel zu gefallen. Ich musste grinsen.

Als alles aufgebaut war, machten wir vier eine Pause. Während die Männer in der Küche standen und sich ein kalten Bier gönnten, wollte meine Mutter "nur nochmal alles durchgehen". Ich seufzte. Ihre Miene ließ jedoch erahnen, dass ich um ein Gespräch mit ihr über Mark nicht herum kommen würde. Ich folgte ihr also wieder nach draußen.

Und jetzt, da alles fertig war, war ich Paddy nur noch dankbarer. Er hatte nämlich darauf bestanden, dass wir eine kleine Location mieten, um meinen Geburtstag nicht in der WG feiern zu müssen. Nach ewigem hin und her hatten wir uns für eine kleine Waldhütte entschieden. Ich hatte nichts pompöses gewollt, nur etwas einfaches. Und wow. Obwohl es noch hell war, freute ich mich schon darauf, das Ganze im Dunkeln zu sehen, wenn die Lichterketten endlich leuchten würden. "Behandelt er dich gut?" durchbrach meine Mutter mein Kopfkino. "Hm?" "Mark, behandelt er dich gut?" Meine Augen weiteten sich. Was dachte sie denn? "Ja, na klar." sagte ich überzeugt und lächelte sie an. "Er ist ganz großartig." Sie nickte nur. "Mach dir keine Sorgen, okay? Falls etwas sein sollte, komme ich sofort zu dir oder gehe zu Paddy, versprochen." Ihre Miene hellte sich auf. "Du nennst ihn noch Paddy?" In ihrer Stimme lag kein Vorwurf, nur Interesse. Ich verzog das Gesicht ein wenig. "Ja, also... Es ist schräg. Ich hab ihn als einen Coach kennengelernt und nun ist da diese... Vater-Tochter-Sache." Ich zuckte mit den Schultern. "Es fühlt sich so an als würde ich Dad... John verraten. Verstehst du?" Sie nickte verständnisvoll.

Die Party wurde ein voller Erfolg.

Neben den ehemaligen Coaches kamen auch die Finalisten und natürlich meine beziehungsweise Dennis Freunde. Wir lachten viel und es wurde die ein oder andere peinliche Geschichte ausgegraben. Als es dunkel war und der Wald von den herrlich bunten Lichterketten beleuchtet wurde, begann der wichtigste Part: das Karaoke.

Und das war besser als ein Privatkonzert. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ein Privatkonzert ablief... Aber es war trotzdem besser.

Gegen drei Uhr morgens löste sich die Veranstaltung allmählich auf, bis wieder nur wir vier übrig waren. "Das war ein großartiger Tag." verkündete ich strahlend und sortierte die Flaschen in die Getränkekisten zurück. "Es war immerhin dein Geburtstag." sagte meine Mutter. Paddy nickte zustimmend und zog einen gefalteten Umschlag aus seiner hinteren Hosentasche. Der Umschlag sah so aus, als hätte er schon einiges hinter sich. "Ich hab dir dein Geschenk noch gar nicht gegeben." lächelte Paddy und reichte mir das sehr alt aussehende Teil. "Was ist das?" fragte ich und war schon dabei den Umschlag zu öffnen. Er war nicht sonderlich dick, aber trotzdem musste sich mehr als ein einfacher Zettel darin befinden. "Das ist ein Brief." sagte er und wirkte ein wenig nervös. "Den hab ich dir geschrieben als du geboren wurdest, aber... ich hatte eure neue Adresse nicht." Ich sah Paddy überrascht an. Er hatte mir einen Brief geschrieben? Meine Neugier war nun noch größer geworden und ich holte den Inhalt aus dem Umschlag.

Neben dem Brief lagen noch ein paar Bilder dabei die Paddy, meine Mutter und John zeigten. Doch ehrlich gesagt interessierte es mich gerade nicht, dass meine Mutter wie ein Hippie aussah. Ich las sofort den Brief.

Er erklärte darin was alles passiert war und warum er nicht für mich da sein konnte, warum er all das bereute und wie dämlich er sich vorkäme. Er entschuldigte sich auch für die Zeit die wir niemals zusammen verbringen könnten und all die Momente die er verpassen würde.

Mein größter Wunsch ist es dich eines Tages in den Armen zu halten. In Liebe Papa

War sein letzter Satz.

Jetzt liege ich mit Tränen in den Augen in Paddys Armen. Diese ganze Reise und all die Probleme schienen auf all das hinausgelaufen zu sein. Auf diesen Moment in dem ich in den Armen meines Vaters liege. Sein Brief war so offen und ehrlich, dass mein Kopf noch immer vollkommen leer ist. Mir fallen einfach keine guten Wörter ein. Was sagt man in so einer Situation? Er hat mir sein Herz ausgeschüttet, mit all den Ängsten, Träumen und Wünschen. Und plötzlich kommt es mir in den Sinn, so simpel. Ich kenne die perfekte Antwort, die Antwort auf alles was hier passiert ist: "Danke, Papa."













THE    END

(K)ein StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt