Kapitel 30 _ einfach nur eifersüchtig

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Kaum hatte ich dir Wohnungstür hinter mir geschlossen, wurde ich auch schon in eine Umarmung gezogen. "Ich bin so ein Volldepp, Anny." entschuldigte Dennis sich und hielt mich noch fester. "Schon okay." sagte ich und erwiderte seine Umarmung. Genau das hatte ich jetzt gebraucht. Eine Umarmung. Dennis wollte mich los lassen, doch ich ließ ihn nicht. "Nur noch kurz." verlangte ich und er kam meiner Bitte nach. "Das fühlt sich gut an." stellte ich fest. "Ich hab dich überall gesucht." sagte Dennis. "Warum?" "Weil ich so ein Arschloch war, ich hätte dich nicht küssen sollen, und vor allem hätte ich nicht einfach abhauen sollen." Er hätte mich nicht küssen sollen. Was wollte er damit sagen? "Kann ich das irgendwie wieder gut machen?" Ich löste die Umarmung und sah ihn ernst an. "Für einen guten Kakao würde ich jetzt morden." Er lächelte, gab mir einen Kuss auf den Scheitel und zog mich mit in die Küche. Ich beobachtete wie er zwei heiße Schokoladen vorbereitete. Dennis sah fertig aus. Er hatte sich offenbar wirklich Sorgen gemacht. "Wieso hättest du mich nicht küssen sollen?" rutsche es mir heraus. Dennis erstarrte mitten in der Bewegung. Dann sah er mich an.

Ich versuchte zu verstehen was in ihm vorging aber ich konnte nicht. Ich verstand meinen besten Freund gerade nicht. "Weil ich einfach nur eifersüchtig war." Damit hatte ich nicht gerechnet. "Du hast neue Freunde bei dieser Show gefunden und ich hab doch gesehen wie du dich umgesehen hast. ich dachte..." Dennis seufzte. "Ich dachte ich würde dich verlieren." Dann kam er zu mir und nahm mich ein weiteres Mal in den Arm. "Dabei hab ich es fast kaputt gemacht." "Liebst du mich?" die Frage hatte ich gestellt ohne darüber nach zu denken und es erschien mir im Nachhinein so unendlich dumm ihn so-was zu fragen. "Ja, aber eher wie eine Schwester." Das beruhigte mich überraschenderweise mehr als ich vorher gedacht hatte. "Solange du deine Schwester nicht auch so küsst." murmelte ich sarkastisch und erntete ein Piksen in die Seite. "Der Kuss war ausbaufähig." stichelte ich weiter. Dennis sah mich eindringlich an. Ich konnte ihm ansehen, dass er etwas vorhatte. "Na dann arbeiten wir dran." sagte er leise und küsste mich erneut. Ich war zwar geschockt, aber trotzdem erwiderte ich seinen Kuss. Dieses Mal war der Kuss ganz anders. Er war vorsichtig und sanft. Und trotzdem war er lange nicht perfekt. Irgendetwas stimmte an diesem Kuss nicht. Dennis löste sich von mir und sah mir in die Augen. "Das fühlt sich komisch an." gab er zu und ich nickte. "Irgendwas stimmt da nicht." Dennis lächelte. "Dann bleiben wir einfach Freunde?" "Nur wenn du mir noch zeigst wie du im Bett bist." sagte ich. Dennis sah geschockt aus. Ich musste lachen. Als ob ich das ernst gemeint hätte. Ich würde doch nicht aus purer Neugier mit Dennis schlafen. Dennis verstand, dass ich ihn verarscht hatte und drohte mir mich zu kitzeln bis ich nicht mehr atmen konnte. Er schüttelte amüsiert den Kopf und machte sich daran meinen Kakao um zu rühren. Ich sah ihm lächelnd zu. Dieses ganze Drama heute hätte ich mir echt ersparen können. Dennis war einfach eifersüchtig gewesen. Ich mein, ein Teil von mir konnte verstehen, dass er sich Sorgen machte, aber ein anderer Teil wollte ihn ganz dringend ohrfeigen. Meine Regenwanderung hatte Dennis damit schließlich auch ausgelöst. Ich war so maßlos überfordert mit The Voice, meiner Mutter, Dennis... Es musste ja in so einem Chaos enden. Und erst jetzt, hier bei ihm, fühlte ich, dass ein bester Freund alles war was ich brauchte. Ich brauchte Dennis nicht als meinen festen Freund, ich wollte das auch nicht, denn einen besten Freund könnte ich nicht so leicht wieder finden. Und Dennis war die Idealbesetzung für einen besten Freund. Obwohl, im Bett hätte ich ihn eigentlich auch gern mal erlebt. War er der liebevolle oder eher der wilde Typ? 

"Was grinst du so?" fragte Dennis schelmisch grinsend. "Denkst du an was Unanständiges?" Nur er konnte so gut ins Schwarze treffen. "Oh ja, und wie." "Spiele ich auch eine Rolle?" fragte er herausfordernd. "Die Hauptrolle." erklärte ich und nahm ihm meinen fertigen Kakao ab. "Filmabend?" fragte er dann direkt. "Ich dachte du fragst nie." sagte ich. Ich war froh, dass wir beide so tun konnten als wäre das heute alles nicht passiert. Es wäre echt blöd gewesen, wenn sich was zwischen uns verändert hätte oder wir in dieses komische peinliche Schweigen gekommen wären. "Du schuldest mir übrigens noch ein Essen." sagte ich möglichst beiläufig. "Unglaublich. Immer denkst du ans Essen." "Essen ist wichtig." erklärte ich überzeugt.

Wir zogen uns in sein Zimmer zurück und er suchte nach einer passenden Lektüre für den Abend. "Crank ist jetzt zu krass oder?" Ich hörte Dennis Frage zwar, vergaß aber zu reagieren und schaute auf die braune Flüssigkeit in meiner Tasse. Dabei driftete ich gedanklich zurück zu Michi, Smudo und meiner Mutter. Konnte es sein, dass meine Mutter die Wahrheit gesagt hatte? "Anny?" Dennis hatte sich neben mich gesetzt und mir einen Arm um die Schulter gelegt. "Alles klar?" Ich sah nach wie vor nicht von meiner Tasse auf. "Micah. Ich weiß jetzt was der Name zu bedeuten hat." erklärte ich und sah Dennis nun doch an. Er wirkte geschockt. "Woher?" "Ich hab mit meiner Mutter telefoniert." "Und du hast sie gefragt?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, das brauchte ich nicht." Ich begann Dennis meine Erlebnisse des Tages zu erzählen und ließ kein Detail aus. Er unterbrach mich ein paar mal um einen Kommentar zu machen, hörte sich den größten Teil aber einfach nur an. Als wir zu dem Telefonat kamen, hatte ich dieses Mal auch Tränen in den Augen. Es war plötzlich alles so real. Meine Mutter hatte mich hintergangen. Sie hatte meinen Vater betrogen und ich war aus diesem ganzen Drama mit den Fantas entstanden.

Ungewollt.

Ob Michi oder Smudo mich gewollt hatten? Würden sie mich heute als Tochter akzeptieren? "Sie hat gesagt Michael ist mein Vater." beendete ich meine Erzählung. Dennis schwieg eine Weile. "Weißt du auch welcher?" Da musste ich schmunzeln. "Nö." "Willst du es wissen?" Wollte ich? Keine Ahnung. "Ist es wichtig wer von den beiden mein Erzeuger ist?" "Ich weiß nicht." Ich dachte an John und all die Momente die wir geteilt hatten. John hatte mir das Fahrradfahren beigebracht, hatte mich zur Musik gebracht, hatte mich immer unterstützt und er war es auch der mich zu The Voice gebracht hatte. John, mein Vater, hatte mehr Zeit mit mir verbracht als irgendein anderer Mensch... Selbst wenn all die anderen mich nicht gewollt hatten, John hatte mich gewollt. "John wird auf jeden Fall immer mein Vater bleiben."

(K)ein StarDove le storie prendono vita. Scoprilo ora