neunundzwanzig

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Fröhlich räume ich die Küche auf und habe das Bedürfnis laut zu singen, denn ich kann kaum glauben, dass Magnus zu mir steht. Zu mir. Alexander Lightwood. Womit habe ich ihn verdient? Nachdenklich poliere ich ein Glas.
"Gleich hast du es weggeputzt, wenn du so weiter machst." höre ich plötzlich eine amüsierte Stimme und ich fahre herum.

Dort steht mein Freund in der Küchentür und strahlt mich an. Schnell stelle ich das Glas weg und werfe mir das Handtuch lässig über die Schulter. "Oh, mein hübscher, sexy Freund ist hier." sage ich und Magnus dreht sich im Rollstuhl einmal im Kreis. "Wo?" fragt er und ich verziehe das Gesicht. Ich gehe zu ihm und will mich gerade zu ihm beugen, als er mich auf seinen Schoß zieht. "Bin ich nicht zu schwer?" frage ich und er schüttelt den Kopf und schnappt nach meinen Lippen. Zärtlich küssen wir uns und wieder habe ich das Gefühl niemals genug davon zu bekommen.

Als wir uns voneinander lösen, lehne ich meine Stirn an seine. "Danke." flüstere ich und er sieht mich fragend ab. "Du stehst zu mir, zu uns." Er legt eine Hand an meine Wange. "Du hast Recht, Alexander. Ich will mich und uns nicht verstecken. Das Risiko gehe ich ein." Ich hebe den Kopf. "Risiko? Wovon redest du?" Er seufzt. "Das Risiko, dass du eines Morgens aufwachst und feststellst, dass dir das alles doch zu viel ist mit mir. Das du lieber jemanden hättest, der laufen kann." Kurz kneife ich die Augen zusammen.

"Magnus Bane, hör auf sowas auch nur zu denken. Ich hab mich ja nicht in deine Beine verliebt, sondern in dich. Ich weiß genau worauf ich mich einlasse und es ist genau das, was ich will. Ich will dich." Er lächelt und zieht meinen Kopf wieder zu sich. "So, so. Verliebt also?" flüstert er und ich nicke. "Und wie." antworte ich und wieder legt er seine Lippen auf meine. Unsere Zungen umspielen sich langsam und ich seufze in den Kuss hinein.

Atemlos sehen wir uns wieder an. "Und ich bin ebenso verliebt, Alexander. Das macht mir ein bißchen Angst, aber ich will es genießen." flüstert er und ich muss lächeln. "Genau das möchte ich auch. Wie war das mit dem Eis heute Abend?" frage ich und er grinst. "Das war mein Ernst. Ich bin verrückt nach dir." antwortet er und ich versuche ernst zu gucken. "Eine bestimmte Sorte? Ich muss sowieso einkaufen. Also, was bevorzugst du?" Einen Moment sieht er nachdenklich aus. "Egal. Hauptsache ich kann es mit dir und von dir naschen." sagt er rau und ich muss schlucken.

"Willst du, dass ich jetzt und hier, wie immer unpassend hart werde?" frage ich heiser und er schluckt jetzt ebenfalls. "So wie ich?" erwidert er und mit einem Blick nach unten, sehe ich die Beule in seiner Hose. "Fuck." murmel ich und drücke mich ihm entgegen. Gierig schnappe ich nach seinen Lippen und seine Hände fahren unter mein Shirt. Er betastet meinen Rücken und seine Finger scheinen auf meiner Haut Spuren zu hinterlassen. Wild umspielen sich unsere Zungen und ich bin erregt.

"Oh Gott, wie gut du dich anfühlst." keucht er leise und ich stöhne auf, als er eine Hand an meine Brust führt und sie streichelt. "Wir sollten damit aufhören. Will kommt gleich." sage ich leise und will es eigentlich nicht. Ich will weiter machen, mit ihm alleine sein, ihm zeigen, wie verliebt ich bin und wie wenig mir die Tatsache ausmacht, dass er nicht laufen kann.

Er seufzt leise. "Du hast Recht, Alexander. Wir sollten uns zusammen reißen. Wenigstens bis heute Abend. Vielleicht....." sagt er, stockt aber dann. "Vielleicht was?" Er wird ein bißchen rot. "Vielleicht sollten wir den Film bei dir gucken?" Ich mache Geräusche wie ein Tiger. "Das nehme ich als ein ja." lacht er leise und ich nicke wild. "Wie froh ich bin, dass der Lift bis zu mir hoch geht." sage ich und jetzt ist er es, der nickt. "Oh ja, ich auch. Also, so gegen sieben?" Als Antwort küsse ich ihn erneut und stehe dann langsam auf. Mit einem Blick auf meinen Schritt, grinst er und fährt aus der Küche. Jetzt ist mir noch mehr nach lautem Singen zumute.

Als ich die Einkäufe verstaut habe, beschließe ich nach Magnus zu sehen. Ich hoffe, er macht wirklich Pause, wie um diese Uhrzeit vorgesehen. Die Wohnzimmertür ist einen Spalt geöffnet und ich höre Lachen dahinter. Neugierig, wie ich bin, lausche ich wer bei Magnus ist. "Und erinnerst du dich auch noch an den Hausmeister, Mr. Fielding?" höre ich Will sagen. "Wie könnte ich den vergessen? Er hat immer vor sich hingemurmelt und alle Jungs Paul genannt. Warum auch immer." lacht Magnus. "Ich verrate es dir. Es ging das Gerücht um, er hatte eine Beziehung mit einem Schüler namens Paul. Aber ich weiß nicht, ob das stimmt." erwidert Will.

Ich schiebe die Tür ein klein wenig auf und sehe, dass Magnus im Rollstuhl sitzt und Will vor ihm steht. "Könnte passen. Homosexualität wurde nicht gerne gesehen an der Schule." seufzt Magnus und Will nickt. "Daran erinnere ich mich zu gut. Ich hab mich nie getraut mich zu outen und hab dich sehr bewundert, das du immer dazu gestanden hast, für alles offen zu sein."

Überrascht sieht Magnus ihn an. "Du bist schwul?" fragt er gerade heraus und Will wird rot. "Ja, bin ich. Heute hab ich kein Problem mehr, es laut zu sagen." Beide verfallen ins Schweigen und gerade als ich die Tür öffnen will, kniet Will sich neben Magnus. "Ich war schlimm in dich verknallt." gesteht er und wieder sieht Magnus erstaunt aus. "Echt? Ich fand dich damals echt süß. Hättest du mal was gesagt." erwidert er und mir wird schlecht.

Was passiert da gerade? Will lächelt. "Als wenn ich mich getraut hätte, den beliebtesten und selbstbewusstesten Jungen an der Schule anzusprechen. Niemals. Also habe ich dich aus der Ferne angehimmelt und jedes Mal ist mein Herz gebrochen, wenn du jemanden an deiner Seite hattest." Er sieht traurig aus und Magnus legt eine Hand auf seine. "Tut mir leid." murmelt er. "Das muss es nicht. Du wusstest es ja nicht. Das hält mich aber nicht davon ab, es jetzt zu versuchen." Mein Magen dreht sich um, als ich beobachte, wie Will sich aufsetzt und  meinem Freund plötzlich seine Lippen aufdrückt.

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