eins

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Mit einer mehlbestäubten Hand versuche ich mir eine Strähne von meinen dunklen Haaren aus der Stirn zu streichen, kann aber nicht verhindern, dass ich weiße Spuren hinterlasse. "Lightwood, wie weit sind Sie?" schnauzt mein Chef Aldertree mich an und ich seufze. "Die nächsten Brote können in den Ofen, Chef." Er nickt und wirft mir noch einen Blick zu, den ich mit einem gespielt freundlichen Lächeln erwidere.

Ich bin froh, als er wieder nach vorne in den Verkaufsraum verschwindet, denn ich hasse diesen Mann wie die Pest. Neben seiner arroganten Art mit mir zu sprechen, stinkt er wie ein Iltis und ich kann ihn kaum in meiner Nähe ertragen. Ich war schon immer ein Freund von Gerüchen und habe eine sehr feine Nase.

Aldertree zahlt schlecht, sehr schlecht und mehr als einmal, habe ich mir die Frage gestellt, warum ich mir das antue. Die Antwort ist ganz einfach. Ich brauche das Geld und neben dem Job, hat mein Chef mir auch die kleine Wohnung über seiner Bäckerei vermietet. Es ist eine absolute Bruchbude aber etwas anderes bleibt mir nicht über, denn ich habe zwar eine Bäckerlehre angefangen, sie aber abgebrochen, weil ich es mir schlichtweg nicht leisten konnte, kaum Geld zu verdienen. Ich verstehe etwas von meinem Handwerk, aber ohne abgeschlossene Ausbildung bekommt man entweder keinen Job oder eben so einen, wie diesen hier. Aldertree hat niemanden hier halten können und so hat er mich eingestellt und ich toleriere sein respektloses Verhalten seit über zwei Jahren.

"Auf uns, Alec." verkündet meine gute Freundin Cat am gleichen Abend und hält ihr Glas mit Tequila hoch. Ich proste ihr zu und genieße das angenehme Brennen in der Kehle. Sofort ordere ich einen zweiten und fange einen mitleidigen Blick von Cat auf. "So schlimm heute?" fragt sie und ich zucke mit den Schultern. "Geht schon." antworte ich knapp.

Plötzlich sieht sie nervös aus und ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch. "Was ist los, Cat? Und versuch nicht mich zu verarschen. Ich kenne dich seit fünf Jahren und dein Gesicht ist wie ein offenes Buch für mich." Sie streckt mir die Zunge heraus, wird aber im nächsten Moment wieder ernst.

"Ich kann mir das nicht mehr mit ansehen. Alec, ich hätte einen Job für dich. Besser bezahlt und mit Wohngelegenheit." Gespannt sehe ich sie an. "Erzähl mir mehr." fordere ich sie auf. "Naja, du müsstest halt auch kochen, aber das kannst du ja perfekt. Ein bißchen Haushalt machen und die Wohnung wäre im Obergeschoss, aber ich kenne sie und sie ist wirklich süß." Misstrauisch betrachte ich sie. "Wo ist der Haken?" brumme ich und sie lacht nervös.

"Naja, ich weiß nicht, ob du mit dem Chef nicht vom Regen und die Traufe kommst." Ich denke kurz nach und sehe sie dann an. "Vergiss es, Cat. Ich arbeite nicht für deinen Boss. Dafür hast du zu viel schlechtes von ihm erzählt, also nein danke." Sie seufzt. "Alec, das ist doch mit meinem Job gar nicht zu vergleichen. Ich bin seine Sekretärin, seine Vertraute, seine Freundin und glaub mir, er ist kein schlechter Mensch. Er ist halt sehr, naja, wie soll ich das ausdrücken?" überlegt sie und ich falle ihr ins Wort.

"Frustriert und völlig verbittert?" Sie nickt. "Kann man so sagen, ja. Trotzdem hättest du ja kaum etwas mit ihm zu tun. Er hat Hodge, der sich um ihn kümmert und deine einzige Aufgabe wäre es, für ihn zu kochen und Ordnung zu halten. Die Bezahlung wird dich überzeugen." sagt sie und schreibt etwas auf einen Bierdeckel. Sie schiebt ihn zu mir und ich ziehe scharf die Luft ein, als ich die Zahl sehe. "Siehst du." triumphiert sie. "Und das ist das was du auf dein Konto bekommst, die Wohnung ist mit drin. Jede Woche, Alec."

Ich ringe mit mir ob ich tatsächlich von einem Bäcker zu einer Haushaltshilfe werden will, aber das Geld und die Wohnung locken mich. "Und ich muss mich nicht um ihn kümmern?" frage ich noch einmal nach und sie nickt. "Nein, musst du nicht. Erstens ist er sehr selbständig und zweitens hat er sonst Hodge, den er rumkommandieren kann."

Ich nicke langsam. "Okay." sage ich schlicht und sie strahlt mich an. "Okay? Ich freue mich, wirklich Alec. Du wirst ihn um den Finger wickeln." Ich lache auf. "Es ist nicht mein Ziel einen alten Mann um den Finger zu wickeln." grinse ich und ihr Lachen erstirbt. "Alter Mann? So hörst du mir zu?" schimpft sie. "Magnus Bane ist nicht alt. Er ist achtundzwanzig, Alec."

Am Abend liege ich in meinem kleinen Bett und sehe den Tropfen, die vom Regen durch das Dach, bis in meine Wohnung kommen, dabei zu, wie sie mit einem lauten Pling in eine Schüssel fallen. Es ist feucht hier drinnen und somit immer kalt. Ich ziehe die dünne Decke noch enger um mich und versuche zu schlafen. Noch einmal lasse ich das Gespräch mit Cat durch meinen Kopf laufen.

Eigentlich widerstrebt es mir für ihren Boss zu arbeiten, aber was hätte mir besseres passieren können? Die Bezahlung und die Aussicht auf eine Wohnung, die aus mehr als einem Zimmer besteht und die sogar ein eigenes Badezimmer besitzt, anstatt einem Klositz mitten im Zimmer, haben mich überzeugt.

Lachend hatte Cat mir versichert, dass es sogar eine eigene Dusche mit warmen Wasser gibt und das klingt für mich traumhaft. Gleich morgen werde ich Aldertree den Schlüssel wiedergeben und kündigen. Was will er auch machen? Einen Vertrag gab es nie, also gibt es auch keine Fristen die ich einhalten muss.

Mein Koffer wird schnell gepackt sein, denn ich besitze nicht sehr viele Sachen. Damals habe ich alles zurück gelassen, als ich von zu Hause weggegangen bin. Mit diesem Magnus Bane werde ich schon zurecht kommen, schlimmer als Aldertree kann er nicht sein. Eigentlich freue ich mich darauf in ein neues Leben zu starten.
Mit diesem Gedanken schlafe ich schließlich doch noch ein und kann den morgigen Tag kaum erwarten.

Free meWhere stories live. Discover now