zwei

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Wie immer klingelt mein Wecker pünktlich um vier Uhr in der Früh und mit schmerzenden Knochen stehe ich auf. Die Kälte legt mich lahm und es dauert immer eine Weile, bis ich alles in meinem Körper sortiert habe. Mit meinem Wasserkocher, den ich von meinem ersten Gehalt gekauft habe, mache ich mir einen Kaffee in meiner einzigen Tasse und wasche mich dann notdürftig.

Schließlich sehe ich mich seufzend um und krame meinen Koffer, der eigentlich nur eine kleine Tasche ist, unter dem Bett hervor und packe alles zusammen, was mir gehört. Einige Bücher, zwei Jeans, drei Shirts, Unterwäsche, einen Pullover, ein gerahmtes Bild, ein Handtuch, meinen Wasserkocher und zum Schluss meine Tasse, die ich mittlerweile ausgetrunken habe. Ich hinterlasse das Bett ordentlich und sehe mich noch einmal um. Ob ich hier etwas vermissen werde? Lächelnd schüttel ich den Kopf. Nein, niemals.

Um Punkt fünf Uhr stehe ich in der Backstube und beginne Teig vorzubereiten. Heute will ich noch ein letztes Mal hier arbeiten, bevor ich dann kündigen werde. "Lightwood, was ist los mit dir? Schläfst du noch?" schnauzt Aldertree mich von der Seite an und ich grinse. "Nein, Chef. Ich bin hellwach. Bin ich wieder mal zu langsam?" frage ich fröhlich und er sieht mich misstrauisch an. "Schon gut." brummt er und schiebt das erste Blech mit Brötchen in den Ofen.

Nach einem langen Tag, habe ich am frühen Nachmittag endlich den letzten Kuchen im Ofen und hänge meine Schürze an den Haken. Dann wasche ich mir die Hände und suche nach Aldertree. "Ich mach Feierabend, Chef." sage ich, als ich ihn gefunden habe. "Und morgen ein bißchen schneller, Lightwood. Nur mit Fleiß kommt man an sein Ziel." sinniert er und ich sehe ihn an. "Mr. Aldertree? Ich kündige hiermit." sage ich fest und er beginnt zu lachen. "Guter Witz. Sei pünktlich. Bis morgen."

Ich schüttel den Kopf. "Ich komme morgen nicht. Hier ist ihr Schlüssel von der Kloake da oben. Danke für alles, aber unsere Wege trennen sich jetzt." Verblüfft starrt er mich an. "Das ist dein Ernst?" Er reisst mir den Schlüssel aus der Hand, als ich nicke und sein Gesicht verzieht sich auf unschöne Weise. "Das ist also der Dank für alles. Du lässt mich einfach so im Stich." stellt fest und jetzt werde ich langsam wütend. "Dank wofür? Für das Drecksloch, was Sie Wohnung nennen, für die charmante Art und Weise mit mir zu reden oder etwa für die hervorragende Bezahlung, Aldertree."

Er starrt mich an und für einen Moment denke ich, er haut mir eine rein, aber er macht es nicht. "Verschwinde, Lightwood. Raus hier." Ich zwinkere ihm noch einmal zu und sehe zu, dass ich raus komme. Meine Tasche habe ich am Morgen in dem kleinen Flur in einem Schrank versteckt und hole sie nun heraus. Fröhlich pfeifend gehe ich die Straßen entlang und freue mich nun auf den neuen Job, der auf mich wartet.

Gut gelaunt komme ich an der Adresse an, die Cat mir gegeben hat und staune über das große Anwesen. Das ist kein Haus, das ist eine Villa. Was zum Teufel macht ein einzelner Mann mit so einem Anwesen? Am Tor klingel ich und zucke zusammen, als aus dem Kasten neben der Klingel eine Stimme ertönt. "Betteln ist hier unnötig, also verschwinden Sie wieder, bevor ich die Polizei alamiere." Verblüfft sehe ich zu der Kamera, durch die mich scheinbar jemand beobachtet und schaue dann an mir herunter.

Ich trage eine löchrige Jeans, ein Shirt, welches mal schwarz war und eine abgewetzte Lederjacke. "Ich soll hier arbeiten. Alec Lightwood mein Name." sage ich in den Kasten und dann passiert erst einmal nichts. Irritiert sehe ich mich um, aber dann öffnet sich das Tor plötzlich wie von Geisterhand.

Vor der großen Haustür bleibe ich erstmal ratlos stehen. Soll ich jetzt nochmal klopfen oder warten, bis jemand aufmacht? Noch während ich nachdenke, öffnet sich die Tür und ein Mann mittleren Alters steht vor mir und mustert mich abschätzig. "Sie sind Cats alter Freund und sollen hier arbeiten?" fragt er und ich kann seine Abneigung mir gegenüber in seinem Tonfall hören. "So ist es." erwidere ich und der Mann deutet mir an einzutreten.

Zögerlich reicht er mir die Hand, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. "Ich bin Hodge Starkweather. Mr. Banes persönlicher Assistent." sagt er steif und ich grinse ihn an. "Mach dich mal locker. Ich bin Alec." Er starrt mich an und schluckt sichtlich. Gerade will er etwas erwidern, als ich Cats Stimme höre. "Da bist du ja." Sie kommt zu mir und drückt mich kurz.

"Ist alles gut gegangen, Alec?" fragt sie und ich verstehe sofort, was sie meint. "Begeistert war er nicht aber es blieb ihm ja nichts anderes übrig, als mich gehen zu lassen." sage ich gleichgültig und zucke mit den Schultern. Plötzlich ertönt eine Klingel und ich sehe mich erstaunt um. Dieser Hodge eilt die Treppe nach oben und ich sehe ihm hinterher. "Was war das?" frage ich und sie lacht. "Das war das Zeichen von Magnus, dass er Hodge braucht. Komm, ich zeige dir jetzt deine Wohnung und dann stelle ich euch beiden einander vor."

Auch sie geht Richtung Treppe an der sich ein Lift befindet. "Ist das für ihn?" frage ich und sie nickt. "Genau. Bald wird allerdings ein Fahrstuhl eingebaut,dass ist dann wesentlich einfacher für ihn."
"Verstehe." antworte ich nur und gehe ihr hinterher. Schließlich sind wir in der letzten Etage angekommen und befinden uns somit im Dachgeschoss. "Okay, welche Tür?" frage ich und sie lächelt verschmitzt. "Alle, Alec. Die ganze Etage gehört dir."

Verblüfft reisse ich die Augen auf. "Wirklich?" frage ich und sie nickt. "Ja, wirklich. Sieh dich um." Unschlüssig stehe ich vor den vier Türen und weiß nicht, was ich machen soll. Sie seufzt. "Fangen wir im Wohnzimmer an." Sie öffnet die mittlere Tür und vor mir liegt ein kleiner Raum, mit einem großen Sofa und einem Fernseher, der fast größer ist, als mein Bett bei Aldertree und mir klappt der Mund auf.

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