neun

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So schnell wie möglich versuche ich mich umzudrehen, aber Magnus Bane sitzt nunmal im Rollstuhl und ist nicht blind. Sein Blick fällt auf meine enorme Beule und er wird rot. Ich bin mehr als froh, dass er nichts dazu sagt und ich beeile mich nach meinen Sachen zu greifen. Dann wird es mir bewusst.

Und jetzt? Ziehe ich mich jetzt und hier vor ihm aus? Ich bin eher selten verlegen und nur wenige Sachen sind mir peinlich, diese zählt allerdings dazu. Wie erstarrt stehe ich da und denke fieberhaft darüber nach, was ich tun soll. Vorsichtig werfe ich einen Blick über meine Schulter und erleichtert stelle ich fest, dass mein Boss sich weggedreht hat und sich gerade sein Shirt überzieht.

In Windeseile schlüpfe ich aus meiner nassen Badehose, trockne mich notdürftig ab und streife meine Boxershort über. Dann greife ich nach meiner Jeans und verfluche Cat innerlich, dass diese verdammte Hose so eng ist. Es kommt, wie es kommen muss. Dadurch das meine Beine noch nicht richtig trocken sind, verheddere ich mich in einem Hosenbein und falle um. Magnus dreht sich um und sieht mich auf dem Boden liegen, ein Bein schon halb in der Jeans.

Urplötzlich fängt er laut an zu lachen und erstaunt sehe ich zu ihm hoch. Ich hab ihn noch nie so laut lachen hören und muss zugeben, dass mir der Klang gefällt. "Und ich dachte, ich bin hier der Behinderte." gluckst er und ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Wieso? Ich ziehe mich immer so an." sage ich trocken und er lacht noch lauter.

So elegant wie möglich ziehe ich mich weiter an, während er mir amüsiert dabei zu sieht. Als die Hose endlich da sitzt, wo sie hingehört, stehe ich auf und fahre mir durch die Haare. "So, fertig. Soll ich Ihnen jetzt zeigen, wie ich mein Shirt im Handstand anziehe?" frage ich und er grinst. "Helfen Sie mir lieber in meine Hose." sagt er und wieder finde ich mich kniend vor ihm wieder. Zum Glück ist es eine Jogginghose und lässt sich somit leicht anziehen. Als ich fertig bin, nehme ich das Handtuch und ohne darüber nachzudenken, beginne ich liebevoll seine Haare zu trocknen.

Sofort wird er ernst und schaut von unten zu mir. Als unsere Blicke sich treffen, kribbelt es in meinem Bauch und ich halte inne. "Sorry." murmel ich und er schüttelt den Kopf. "Schon gut. Sie haben sich gut geschlagen, Alexander." gibt er zurück und ich nicke. "Jederzeit wieder." sage ich. "Haben Sie Lust auf Zimtschnecken? Ich muss sie nur noch schnell in den Backofen werfen." Er scheint nachzudenken.

"Dazu einen Kaffee?" fragt er und als ich nicke, lächelt er ganz leicht. "Leisten Sie mir Gesellschaft?" Ich muss schlucken und zögere kurz. "Entschuldigen Sie bitte, Alexander. Mir ist klar, dass ich nur Ihr Boss bin und Sie sicher keine Lust haben, auch noch mit mir zusammen einen Kaffee zu trinken." murmelt er und sieht auf seine Hände, die in seinem Schoß liegen.

Ich hocke mich neben ihn und sehe ihm fest in die Augen. "Hören Sie, Magnus. Ich mache das alles gerne und sehe eine Einladung zum Kaffee nicht als Verpflichtung. Okay? Ich hab nur gezögert, weil ich das Abendessen vorbereiten muss." Schüchtern sieht er mich an. "Wir könnten zur Abwechslungs mal was bestellen oder?" Erstaunt sehe ich ihn an. "Mögen Sie mein Essen nicht?" frage ich und er reisst die Augen auf. "Im Gegenteil. Ich liebe Ihr Essen aber Sie haben sich noch nicht einmal frei genommen seit Sie hier sind."

Ich zucke mit den Schultern. "Bisher hab ich keinen Grund gehabt. Mein Leben findet hier statt und das ist vollkommen okay so. Ich bin gerne hier." Wieder lächelt er. "Das freut mich, auch wenn ich nicht immer nett zu Ihnen war." Ich nicke. "Schon gut. Kann nicht jeder immer gute Laune haben." erwidere ich und zwinker ihm zu.

"Wollen wir dann?" frage ich und er stimmt zu. Schnell streife ich mir noch mein Shirt über und schiebe ihn dann barfuß vor mir her zum Treppenlift. Ratlos stehe ich davor. "Ich hab keinen Plan, wie das Ding funktioniert." sage ich. "Das schaffe ich tatsächlich alleine. Moment." Er rollt direkt davor und hieft sich in den Lift. Kurz fällt mein Blick auf seine muskulösen Arme und ich muss mich zwingen, woanders hinzusehen. Mit ein paar Handgriffen, klappt er seinen Rollstuhl zusammen und hängt ihn an der Seite ein. Dann drückt er einen Knopf und der Lift bewegt sich langsam nach oben. "Okay, ich sehe schon. Dafür brauchen Sie tatsächlich keine Hilfe. Sehr praktisch das Ding." sage ich und laufe im gleichen Tempo neben ihm her. "Praktisch naja, aber so kann ich mich zumindest durch mein Haus bewegen."

Ich nicke. "Verstehe. Cat sagte, es wird geplant einen Fahrstuhl einzubauen?" frage ich neugierig. "Genau. Leider ist das nicht ganz so einfach, wie ich mir das gedacht hatte. Statik und was weiß ich noch. Es wird noch alles geprüft und dann mal sehen." Er zuckt mit den Schultern und klappt seinen Rollstuhl wieder auseinander, denn wir sind im Erdgeschoss angekommen.

"Dann schiebe ich jetzt die Zimtschnecken in den Ofen und setze uns einen Kaffee auf. Esszimmer?" frage ich. "Wie wäre Wohnzimmer? Dann kann ich aus dem Ding raus." antwortet er. "Okay, dann also Wohnzimmer. Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen." Stumm nimmt er meine Aussage hin und macht sich auf den Weg. Ich sehe ihm noch eine Weile nach und habe das plötzliche Bedürfnis mich die Treppe herunter zu stürzen. Was stimmt nicht mit mir? Ich bekomme eine Latte beim Anblick meines nackten Chefs, aber er ist nunmal verdammt heiß. Wer weiß? In einem anderen Leben vielleicht?

Er macht mich neugierig und ich bin fest entschlossen mehr über Magnus Bane zu erfahren. Mir ist klar, dass er wohl kein Interesse an mir als Mann hat, denn Cat hat immer von einer Exfreundin geredet aber was ist verkehrt daran, wenn ich den Mann besser kennen lernen möchte, für den ich arbeite und mit dem ich unter einem Dach wohne?

Ich versuche mir selbst einzureden, dass ich keinerlei Interesse an ihm habe, welches über unser Arbeitsverhältnis hinaus geht aber dann schüttel ich den Kopf und gehe in die Küche. "Wem willst du was vormachen, Alec?" murmel ich dabei vor mich hin.

Free meWhere stories live. Discover now