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| Josefine |

So ging der Abend noch eine ganze Weile weiter. Wir tranken, obwohl  wir vorher schon ziemlich durch waren, einen Drink nach dem nächsten, erzählten uns diverse lustige Geschichten und ich musste feststellen,  dass ich schon lange nicht mehr so gelacht hatte. Das, was Kai und Julian alles schon erlebt hatten, war aber auch wirklich legendär.

„Ich bin müde.", lallte Julian dann irgendwann, den Kopf auf seinem Ellenbogen abgestützt und auch ich merkte, wie fertig ich eigentlich war.

Ich zog mein Handy aus der Tasche, um auf die Uhr zu gucken. Halb Vier. Fuck, dachte ich und versuchte verzweifelt darüber nachzudenken, wie ich jetzt völlig fertig und betrunken den Rest der Nacht überleben sollte, aber mein Gehirn war wie benebelt und ich schaffte es einfach nicht, einen Gedanken zu Ende zu bringen.

„Ich kann noch nicht nach Hause...", murmelte ich und starrte auf mein leeres Glas runter. Warum hatte ich auch nur so viel getrunken?

Unterbewusst fing ich schon an, Julian zu verfluchen, denn ER war überhaupt erst schuld daran, dass der Abend hier, entgegen meiner Vorsätze, so ausgeartet war. Doch ihm jetzt für alles die Schuld geben konnte ich auch nicht, immerhin hatte ich mich auch nicht dagegen gewehrt und einfach mitgemacht.

Ich hob meinen Blick wieder und musste ganz schön verzweifelt aussehen, weil Julian mir zwar einen verwirrten, aber mitleidigen Blick schenkte. Dann grinste er mich plötzlich an, als hätte er die genialste Idee des Jahrhunderts. Der Junge litt aber auch wirklich unter massiven Stimmungsschwankungen.

„Ich versteh zwar nicht warum, aber du kannst auch einfach mit zu mir kommen!", präsentierte Julian mir seine geniale Idee und schaute mich erwartungsvoll an.

Ich brauchte erstmal eine Weile, um zu realisieren, was er da gerade von sich gegeben hatte und schaute ihn dann mit großen Augen an. Mit dem Angebot hatte ich jetzt nicht gerechnet, immerhin kannten wir uns erst seit wenigen Stunden.

„Ich meine, ich hab zwar selber viel getrunken, aber ich lass dich jetzt trotzdem nicht hier alleine.", setzte er noch hinterher, als ich einfach gar nichts sagte, weil ich irgendwie viel zu überfordert war. Zögerlich nickte ich.

„Wenn das wirklich okay ist.", flüsterte ich und senkte beschämt meinen Kopf, weil mir die Situation schon etwas unangenehm war. Voller Elan stand Julian auf, wankte kurz und griff dann nach meiner Hand.

„Überhaupt kein Problem.", bestätigte er eifrig nickend und zog mich hinter sich her, einmal durch die Menschenmenge durch, Richtung Ausgang. Dafür, dass er eben noch am Tisch saß und halb eingeschlafen war, wirkte er jetzt wieder, als wäre er überhaupt nicht müde und ich hatte wirklich Mühe, mit ihm mitzuhalten.

„Julian, nicht so schnell... bitte, ich kann nicht..." Mein Satz blieb unvollendet, weil er in dem Augenblick auch schon stehen blieb, ich zu spät reagierte und somit voll in ihn rein lief.

„Oh, sorry.", murmelte Julian und ich musste lachen. „Ich meinte auch eigentlich nicht, dass du direkt ganz stehen bleiben musst. Etwas langsamer laufen hätte mir auch schon gereicht.", erklärte ich ihm während auch er anfing zu grinsen.

„Ai, Ai Sir!", salutierte er und setzte seinen Weg dann wirklich etwas langsamer fort.

Angenehm erfrischende, aber durch die spätsommerlichen Temperaturen noch warme Luft kam mir entgegen, als ich mit Julian endlich aus dem Club raus trat. Ich blieb erst einmal kurz stehen, um tief durchzuatmen. Sofort fühlte sich mein Kopf nicht mehr ganz so matschig an und es schien mir sogleich, als würde der Alkohol etwas von seiner Wirkung verlieren. Mir war zumindest nicht mehr ganz so schwindelig und Julian schien es ähnlich zu gehen, denn auch er blieb kurz stehen und schien den frischen Sauerstoff zu genießen.

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt