Hated Stepbrother | jjk

𝟐𝟔.

Unschlüssig stehst du vor dem Spiegel und legst deinen Kopf schief. Ist es zu dressed up oder doch zu fade, fragst du dich, während deine Augen dein Outfit immer wieder mustern.

Du trägst einen weinroten Rollkragenpullover kombiniert mit einem schwarzen Rock und dunkler Strumpfhose. Nicht unbedingt die Tracht, mit welcher du sonst durch die Weltgeschichte spazierst, aber Jungkooks Familie steht in wenigen Minuten mit Sack und Pack vor der Haustür und deine Mutter hat dich wieder in ein Kleid stecken wollen.
Diesmal hast du mit ihr verhandeln können, sodass es ein Rock geworden ist.
Hauptsache du siehst aus wie eine feine Dame. Ganz die Vorzeigetochter wie sie es damals bei dem Abendessen mit Seojun auch haben wollte. Du könntest kotzen.

Nach einer weiteren Minuten, in der du dein Spiegelbild tot gestarrt hast, seufzt du auf und wendest deinen Blick ab. Wird schon passen, immerhin erwartet ihr ja nicht die Queen of England zum Tee Trinken.

Als du dein Zimmer verlässt, um noch einmal ins Bad zugehen, verlassen Jungkook und Finn dieses gerade.
Du ziehst scharf die Luft ein als dein Blick auf Jungkook fällt. Sein klar definierter Oberkörper zeichnet sich klar sichtbar unter dem weißem Hemd ab. Dazu eine schwarze Hose und gestylte Haare, die ihn verflucht attraktiv aussehen lassen.

Dir stockt kurz der Atem, aber als sein Blick einen Augenblick später auf dich fällt, räusperst du dich verlegen.
Jungkook hingegen hat keine Hemmungen dich einmal von oben bis unten zu mustern und als er dir wieder in die Augen sieht, beginnt er leicht zu schmunzeln.
„Doch kein Kleid Madam?"

Genervt schmunzelnd verdrehst du die Augen und verschränkst die Arme vor der Brust. „Nenn mich bloß nicht Madam. Das löst Brechreize in mir aus, von denen ich nicht wusste, dass sie existieren."
Deine Mutter nennt dich manchmal Madam oder Fräulein, wenn sie mit dir diskutiert oder streitet. Dieses Wort hat also nur eine negative Auswirkung auf dich.

Dein Blick fällt zu Finn, der dich tatsächlich ansieht. Er wirkt betrübt, ja es sieht aus als würde Reue in seinen Augen aufblitzen. Sofort erweichen deine Gesichtszüge. Wie gerne du ihn einfach in den Arm nehmen möchtest, ihm versichern willst, dass du ihn über alles liebst und sich daran auch nichts ändert.

Doch schon im nächsten Moment senkt Finn seinen Kopf und euer Augenkontakt bricht so schnell wie er gekommen ist.
Seine kleine Hand greift nach Jungkooks, der die ganze Zeit über dich angesehen hat und nun etwas überrascht zu Finn hinab blickt.

Du kannst es nicht leugnen, aber dein Herz schmerzt bei dieser Geste. Denn nicht vor allzu langer Zeit, ist es deine Hand gewesen, nach der Finn gegriffen hat.
Nun ist es eine andere.

Du willst Jungkook nicht dafür anschuldigen, aber tief in dem Gestrick deiner Gedanken, existieren auch die, welche ihn dafür verachten, dass er deinen Platz bei Finn einzunehmen scheint.
Vielleicht gehören sie zu deinem Stolz, der verletzt worden ist. Fakt ist, sie existieren und dafür verurteilst du niemanden mehr als dich selbst.

„Also, gehen wir runter? Sie werden gleich da sein", sagst du langsam und löst deine Arme aus der Verschränkung, nur um deine Hände jetzt in den Ärmeln zu verstecken.
Du beobachtest wie sich ein Schatten über Jungkooks Gesicht legt und er seinen Kiefer anspannt.

Sein Albtraum wird wieder Realität. Langsam beginnt er Gestalt anzunehmen, sich in die hässliche Wahrheit zu kleiden und mit ihr nach Jungkook zu greifen.

Es sind Klauen, die ihn jedes Jahr eisern im Griff haben. Denen er nicht entrinnen kann, sondern die er einfach ertragen muss, bis sie genug an ihm gezerrt haben und von ihm ablassen.

Jungkook nickt schwach bestätigend und dreht sich dann wortlos um.
Gemeinsam geht ihr nach unten ins Wohn- und Esszimmer.
Der Weihnachtsbaum steht wie die Tage zuvor in seiner vollen Pracht vor einem der Panorama Fenster. Alles ist auf Hochglanz geputzt worden, sodass du dich buchstäblich im Boden spiegeln könntest.
Fast könnte man wirklich denken, dass ihr prominente oder hohe Gesellschaft erwartet, dabei ist es nur Jungkooks Familie.