Hated Stepbrother | jjk

𝟎𝟓.

Die Kaputze deines Hoodies tief ins Gesicht gezogen, öffnest du die Spindtür.

Du bist im Bus noch einmal eingeschlafen und kannst auch nicht garantieren im Unterricht nicht wieder einzunicken.

Der gestrige Abend hat dir ziemlich zu schaffen gemacht. Und dass das alles kein böser beschissener Traum gewesen ist, hast du spätestens dann richtig festgestellt, als du die enttäuschten Blicke und das eiskalte Schweigen deiner Mutter heute morgen über dich ergehen lassen hast müssen.

Sie ist mehr als enttäuscht von deinem gestrigen Verhalten, du hast eben nicht die vorzeige Tochter gespielt, wie sie es gerne gehabt hätte.

Finn hat heute Nacht auch wieder in deinem Bett geschlafen. Irgendwann spät nachts ist er zu dir in dieses gekrabbelt.

Du hast noch wach gelegen, über alles was an dem schief gelaufen Zusammentreffen passiert ist nachgedacht und darüber, wie es jetzt wohl weiter gehen mag.

Du weißt, wenn sich deine Mutter ein was in den Kopf gesetzt hat, dann macht sie das auch.
Deshalb kannst du eigentlich schon davon ausgehen, dass du dich bald von der kleinen Wohnung verabschieden kannst und mit Sack und Pack in Jungkooks Territorium eindringen wirst.

Eindringen ist genau das richtige Wort, denn er würde dich alles andere als freundlich empfangen, dich eher wie einen Virus sehen, gegen den man ankämpfen muss.

„Ist jemand gestorben?", mit zusammen gezogenen Augenbrauen mustert dich deine beste Freundin, die gerade neben dir auftaucht.

Als du ihr auch noch dein Gesicht zuwendest, steigt der Schock in ihrem.

„Y/N was ist passiert? Du siehst aus, als hättest du nicht geschlafen, aber dafür einen American Pie Filmmarathon hinter dir, genauer gesagt, du siehst fertig aus. Komplett durch, als würdest du die Menschheit anzweifeln."
Elodies Worte sind wie so oft sehr... ehrlich. Deine Freundin ist nicht gerade für ihre Sensibilität bekannt.

Das Einzigste was du auf ihre Worte zu erwidern hast, ist ein genervtes stöhnen und Augen rollen.
Die Spindtür schließend - diesmal knallst du sie nicht zu - läufst du einfach an ihr vorbei.

Natürlich lässt sich Elodie nicht so einfach abschütteln und hat schon kurz darauf nach deinem Arm gegriffen.
„Y/N was ist denn los? Du machst mit deiner Schweigsamkeit ja schon Mr. Martens Konkurrenz."

Mr. Martens ist euer Geschichtslehrer und seitdem seine Frau ihn verlassen hat, spricht er kaum mehr, hat jeden Tag dasselbe monotone Gesicht aufgesetzt. Der Mann kann einem wirklich leid tun.

„Mit mir ist alles in bester Ordnung", sagst du nun, willst dir nicht noch einen Vergleich von ihr anhören.

„Aber ganz sicher nicht. Du siehst aus-"

„Verdammt Elodie ich weiß, dass ich mehr als scheiße heute aussehe. Lass bitte mal deine Vergleiche stecken und mir meinen Freiraum", motzt du sie an.

Du könntest Elodie auch einfach erzählen, dass Jungkook der Sohn von dem Freund deiner Mum ist. Dem Freund, zu welchem sie vollkommen überstürzt ziehen möchte und dabei einfach über deine Meinung hinweg trampelt.

Doch das Ganze kommt dir dann doch zu verrückt vor und dadurch, dass deine Laune sowieso im Keller ist und du einfach nur deine Ruhe möchtest, bist du in diesem Moment nicht auf Plaudertausch aus.

„Okay, wenn du reden möchtest weißt du wo du mich findest. Bitte fress nicht in dich rein, was dich bedrückt", meint sie schließlich. Ihre Stimme ist ohne Verurteilung, sondern einfach nur von Besorgnis geprägt.
Den letzten Satz betont sie besonders, denn sie weiß, dass du Dinge gerne für dich behältst, selbst wenn es wichtig wäre über sie zu reden.