Hated Stepbrother | jjk

𝟐𝟎.

„Alles in Ordnung Y/N? Du siehst richtig müde aus", fragt dich Elodie in der Mittagspause, als sie dir schon länger prüfend dabei zugesehen hat, wie du auf deinen Teller gestarrt hast. Als würde dort die Lösung deines Problems liegen.

Du schüttelst mit dem Kopf. „Finn verhält sich sehr seltsam in letzter Zeit. Er zieht sich zurück, ist niedergeschlagen, aber redet nicht mit mir. Ein zwei Tage war er mal der Alte, aber größernteils ist er einfach nur noch still. Gestern hat er in meinem Arm fürchterlich geweint, aber selbst da wollte er mir nichts konkretes sagen."
Die Sorge von deinem Gesicht überträgt sich auch auf das deiner besten Freundin. Sie hat deinen kleinen Bruder sehr in Herz geschlossen und so etwas zuhören, macht ihres verständlicherweise ebenfalls schwer.

„Vielleicht ist er in einer Trotzphase", sagt Jimin, der mit halben Ohr zugehört hat und sein Handy in der Bauchtasche seines Hoodies verschwinden lässt.

Als Antwort bekommt er gleich zwei finstere Blicke von dir und deiner besten Freundin geschickt. „Ich glaube das kaum. Es ist irgendetwas anderes", murmelst du.
„Er ist auch erst seitdem Umzug so. Davor war das nicht der Fall."

„Seltsam." Elodie rührt nachdenklich in ihrer Portion Kartoffelbrei herum. „Als ich das letzte Mal bei euch war, hat er sich ja auch ganz normal verhalten. Aber anscheinend war das ein Ausnahmefall."

„Hat deine Mum schon einmal versucht mit ihm zu reden?", fragt Jimin und du nickst schwächlich. „Einmal hat sie es versucht. Aber wenn er sich bei mir schon nicht öffnet, dann bei ihr erst recht nicht."
Eure Mutter ist so vertrauenswürdig wie die Menschen, die auf offener Straße versuchen einem irgendwelche Uhren anzudrehen.

„Die Sache ist wirklich verzwickt", sagt Elodie und legt appetitlos den Löffel zur Seite.
„Gib ihm noch etwas Zeit. Was auch immer er hat, er wird eines Tages darüber sprechen."
Aufmunternd lächelt sie dir zu und du erwiderst es, wenn auch nicht ganz ehrlich.

Es wird weiterhin von Sorge überschattet. Wann ist eines Tages? Nachdem er noch öfter so sehr geweint hat?
Selbst sein Schlaf ist unruhig. Das hast du gestern bedenklich beobachtet, als er nach längerer Zeit wieder einmal in deinem Bett geschlafen hat. Es hat ganz danach ausgesehen, als ob er Albträume hätte.

Müde seufzt du auf und stützt deine Wangen auf deiner Handfläche ab, blendest den Lärm in der Kantine vollkommen aus.
Im nächsten Moment merkst du, wie sich jemand neben dich auf die Bank setzt. Mit einem „Hey Leute", hat Jungkook sich zu euch gesellt und die Blicke von Jimin und Elodie fliegen in seine Richtung oder besser gesagt auf den Abstand, der nicht zwischen euch herrscht.

„Haben wir etwas verpasst?", fragt Elodie als erstes und ebenso wie Jimin schaut sie stirnrunzelnd zwischen euch hin und her.
„Wieso?" Jungkook versteht nur Bahnhof.
„Äh hallo. Du hast dich neben Y/N gesetzt und keiner von euch beiden ist grotesk vom anderen weggerutscht oder hat den anderen beleidigt", hilft sie euch auf die Sprünge.

„Das grenzt ja an ein Wunder. Dass ich das noch erlebe", stimmt Jimin mit ein und dir wird wieder einmal vor Augen geführt, warum die beiden eigentlich so fabelhaft
zusammen passen. Die Angewohnheit ihre Argumente gegenseitig zu stützen, könnte man fast schon als ihr Markenzeichen ansehen.

Aber unrecht haben sie nicht. Es ist kein Reflex da gewesen, der dich mit sofortiger Wirkung von ihm wegbringen wollte. Und Jungkook scheint das Ganze sowieso irgendwo hinten herum vorbei zugehen.
Er zuckt lediglich mit den Schultern. „Mit Dummheit und Krätze hat sie mich schon angesteckt, was soll schlimmeres passieren."

Du stöhnst genervt auf. Der Idiot hat anscheinend wieder Steuermann heute. Da ist dir ja sogar fast der selbstverliebte Jungkook von gestern lieber. Bei der Erinnerung an die Nähe und sein schelmisches Grinsen macht sich ein seltsames Gefühl in dir breit, was du ohne Umwege auf deine Müdigkeit und den Stress schiebst, welche bei den Gedanken an das Eishockey Spiel diese Woche kommen.