Kapitel 5

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Ich hatte seit drei Tagen nichts von Jelto gehört und mich geweigert den ersten Schritt zu machen. Ich war ein bisschen stolz, dass ich nicht nachgegeben hatte, doch wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war ich einfach feige. Ich hatte Schiss, dass ich was hören musste, was ich nicht hören wollte und so steckte ich den Kopf in den Sand, während ich mir selbst einredete, dass ich das Richtige tat.
„Skara!", hörte ich jemanden meinen Namen rufen und drehte mich um, blieb aber nicht stehen. Ich war dabei über den Campus zu hetzen, da ich trotz Semesterferien einen Termin bei meinem Professor hatte. Ich entdeckte Mel, sie saß auf einer Bank entspannt in der Sonne und winkte mich zu ihr rüber. Ich seufzte, warf einen Bick auf meine Uhr und entschied doch kurz zu ihr rüber zu gehen. „Was machst du denn hier?", fragte sie und klopfte neben sich auf die Bank, um mir zu signalisieren, dass ich mich setzen sollte. Ich schob mir meine Sonnenbrille in die blonden Locken und schüttelte den Kopf. „Ich habs eilig, muss zum Ludwig in die Sprechstunde, paar Sachen wegen meiner Hausarbeit abklären", erklärte ich und sie zog ne Schnute und erzählte mir, dass sie dringend mit mir reden musste. Kurz dachte ich, ob es was mit Jelto zu tun hatte und spürte ein Rumoren in der Magengrube, rief mich aber schnell wieder zur Ordnung. „Wollen wir danach nen Kaffee trinken?", fragte ich im Gehen und sie nickte. Ich warf ihr eine Kusshand zu und Mel zwinkerte.

Nach dem recht ergiebigen Gespräch mit meinem Professor traf ich Mel im Café am Campus. Sie saß bereits draußen an einem der Tische und las. Ich bestellte uns zwei Kaffee und setzte mich dann zu ihr. „Was ist los?", fragte ich und schenkte ihr ein Lächeln. Sie legte ihr Buch beiseite und seufzte tief. „Ich glaube Ferdi hat ne andere", platzte sie heraus und ich zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Bei Mels und Ferdis hin und her kam ich nicht immer mit, was ich aber wusste war, dass alle beide immer mal andere Partner hatten und das auch nie ein Problem gewesen war. Mel schien meine Gedankengänge erahnt zu haben, denn nachdem sie einen Schluck Kaffee genommen hatte und erneut seufzend die Schultern hängen ließ, erklärte sie: „Ich meine so richtig ne andere. Ich glaube er ist verliebt und da nicht ich die Person bin, in die er verliebt ist, wird das mit uns wohl bald ein Ende haben".
Noch immer hatte ich einen skeptischen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass Ferdi verliebt war. Ferdi, der Monogamie für spießig hielt und nichts lieber mochte, als mal hier mal da zu flirten, sollte sich verliebt haben?
„Du meinst so richtig verknallt? Nicht dieses Ferdi-Schockverliebt-sein?", fragte ich deshalb nochmal nach. Mel nickte genervt und sah dabei ehrlich traurig aus. Man war ich unsensibel. „Scheiße Mel, tut mir leid. Rede doch mal mit ihm, vielleicht stimmt es ja gar nicht".
Um uns herum wurde es voller. Mittlerweile saßen einige Studierende an den kleinen Tischen in der Sonne und schwätzten oder lasen. Mel scannte die Leute, die in Hörweite saßen, um zu überprüfen, ob wir auch niemanden kannten, dann zischte sie: „Ich will einfach wissen, wer die Schlampe ist. Was hat sie, was ich nicht hab?". Ich versteckte mein Grinsen, indem ich einen großen Schluck Kaffee nahm. Ich fragte mich, ob Mel sauer war, dass sie ersetzt wurde oder ob sie doch mehr für Ferdi empfand, als sie mir verriet. Zwischen den beiden lief seit fast eineinhalb Jahren etwas und ich hatte Mel schon oft gefragt, ob sie die Sache gefühlstechnisch im Griff hatte. Sie hatte mir immer wieder versichert, dass da wirklich nicht mehr war und ich hatte es ihr irgendwann auch geglaubt.
„Willst du Ferdi behalten oder gewinnen?", fragte ich gerade heraus, weil ich wusste, dass ich das bei Mel machen konnte und sie lachte tatsächlich kurz auf während sie sich eine Zigarette drehte. Sie sah plötzlich gar nicht mehr geknickt aus.
„Gewinnen natürlich", sagte sie dann und zündete sich lässig ihre Zigarette an. „Was für eine blöde Frage".

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