Kapitel 4

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Er hatte mir doch tatsächlich abgesagt. Hallo? Ich hatte so getan, als wäre das überhaupt kein Ding für mich. „Achso ja easy, bis die Tage dann. Meld dich einfach", hatte ich geflötet, nachdem er mir recht kurz angebunden gesagt hatte, dass er beschäftigt war und nicht zum gemeinsamen Kochen vorbeikommen würde. Aber es war ein Ding für mich und das machte es zu einem noch größeren Ding für mich. Warum störte es mich so? Was machte er heute? Ich begann mir auszumalen, dass er nun die nächste gelangweilte Studentin traf und ich bereits ersetzt worden war. Frustriert schlug ich neben mich auf die Matratze. Selbst wenn, Skara? Fragte ich mich selbst. Glaubst du, du hast ein Anrecht auf ihn?
Genervt starrte ich an die Zimmerdecke, beobachtete die kleinen Lichtpunkte, die durch den Rollladen schienen und über die weiße Tapete huschten. Ein kurzer Blick auf meinen Wecker bestätigte mir, dass ich schon viel zu lange wach lag. Fast viertel vor vier. Gequält stöhnte ich auf und zog mir die Decke über den Kopf. Die Gedanken in meinem Kopf hüpften wild durcheinander und gönnten mir keine Ruhe. Ein paar Minuten später schlug ich die Decke energisch zurück und stand auf. Ich zog mir eine Sweatshirtjacke über, schnappte mir mein Drehzeug und lief aus dem Zimmer in den Flur und dann auf den Balkon.
Etwas zitternd schlang ich die Arme um meinen Körper und setzte mich auf das breite Geländer und lehnte mich mit dem Rücken an die Hauswand. Ich drehte mir eine Zigarette und zündete sie mir dann an. Ich nahm einen tiefen Zug und blickte auf die leere Straße unter mir. Plötzlich ging die Balkontür erneut auf. Raphael kam heraus geschlendert und erschreckte sich beinahe zu Tode, als er neben sich schaute und mich auf dem Geländer sitzen sah. „Fuck!", fluchte er und fasste sich ans Herz. „Skara, was tust du hier?".
Ich kicherte kurz, hielt dann meine Zigarette hoch. Er nickte, er hatte wohl das gleich vor.
„Und wer hält dich wach?", fraget ich und Raphael lehnte sich stöhnend mit dem Rücken an das Balkongeländer. „Du würdest es mir nicht glauben", murmelte er dann nur, nahm einen Zug von seiner Zigarette und wechselte schnell das Thema, bevor ich weiter nachfragen konnte. „Bei dir ists wohl Jelto", stellte er fest und ich zuckte mit den Schultern. „Ja Jelto, aber vor allem ich selbst. Ich bin so blöd, Raphi", ich verdrehte die Augen. „Aber lass uns nicht von mir reden. Nun sag schon, wer spukt dir heute Nacht in den Gedanken herum?", neugierig sah ich ihn an. Ich hatte aus Raphaels Liebes- und Gefühlsleben in letzter Zeit sehr wenig mitbekommen. Ich hatte aber auch nicht gefragt, man war ich egozentrisch unterwegs gewesen.
Er wirkte so, als wollte er was sagen. „Skara weißt du, ... ach scheiße man." Er fuhr sich durch das pechschwarze Haar. Geduldig sah ich ihn an und wartete, dass er weiter sprach. Was er aber offenbar nicht vorhatte. Er senkte seinen Kopf und betrachtete seine Schuhspitzen.
„Was ist das denn da an deinem Hals, Loverboy?" Fragte ich schmunzelnd und zeigte auf einen fetten Knutschfleck, der unter dem Kragen seines Pyjamas heraus blitzte.
Seine Hand fuhr schnell zu besagter Stelle. „Dieses Miststück" zischte er, ich lachte. Er verdrehte die Augen und drückte seine Zigarette aus. „Von wann ist der?", fragte ich noch immer lachend und hüpfte vom Geländer, „und viel wichtiger: von wem ist der?". Raphael ignorierte mich und machte sich auf den Weg zurück in sein Zimmer. Ich drückte ebenfalls meine Zigarette aus und lief ihm glucksend hinterher. „Och Raphi", säuselte ich, er gab mir nur ein genervtes „Lass es" zur Antwort und schloss seine Tür.


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Uiuiui was verschweigt denn nun Raphael oder besser gesagt wen?
Und was ist an Skaras Gedankenchaos über Jelto dran?

Ich lade nachher direkt noch Kapitel 5 hoch, liebe Grüße!

TrifoliumWhere stories live. Discover now