Kapitel 54

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Als es Zeit wurde nach Hause zu gehen verabschiedeten wir uns in verschiedene Richtung. Charlie ging noch auf die Party ihres Kumpels, Tizian und Gianna fuhren nach Mitte und ich macht mich auf den Weg in meine WG. Ich war müde und nickte in der U-Bahn ein paar mal fast ein. Der Abend hatte sich doch noch in eine lockere Runde gewandelt und ich hatte es ehrlich genossen. Auch Gianna schien Spaß zu haben und am Ende wirkte sie beinahe ein wenig leichter als zu Beginn.

Es war halb drei und ich wollte einfach nur in mein Bett, doch als ich aus der Bahn stieg, klingelte mein Handy.
Es war Mel und sie plapperte direkt los. „Skara, du musst in die Ateliers kommen", sagte sie und sprudelte vor Energie.
„Ich geh heim, ich bin müde", antwortete ich ihr und war auch fest von meinen Worten überzeugt. Ich gähnte herzhaft und schlug den Weg zu meiner Wohnung ein.
„Leo legt spontan hier auf und es gibt eine super coole kleine Party", erklärte Mel weiter und ich spürte schon, wie sie kein „Nein" durchgehen lassen würde. In meinem Kopf wog ich ab. Ich war müde, es war halb drei, ich musste morgen einiges für die Uni erledigen und eigentlich hatte ich keine Lust auf Menschen um mich herum. Nichts davon sprach für diese kleine Atelier-Party. Aber doch kam dieses altbekannte Gefühl hoch, das Gefühl etwas zu verpassen. Henry war sicher dort und Mel und Ferdi und es waren alle dort, alle außer mir.
Ich stöhnte genervt auf, meine Schritte wurden langsamer und weniger zielstrebig, aber ich lief trotzdem weiter nach Hause.

Aus dem Späti an der Ecke hörte ich plötzlich meinen Namen und blieb stehen. Malik kam herausgehüpft und drückte mir ein Bier in die Hand, um sich einen Joint zu bauen. „Skara, halt mal, kannst es auch trinken. Kommst du mit ins Atelier?".
„Ich wollte eigentlich gerade heim, ich bin hundemüde", begann ich zu erklären und Malik zog skeptisch die Augenbrauen zusammen.
Er zündete sich seinen Joint an, klemmte ihn zwischen den Lippen ein und öffnete dann mit dem Feuerzeug das Bier in meinen Händen.
„Trink was und komm mit. Ich hab auch noch was schnelles, falls du was gegen die Müdigkeit machen willst", er grinste mich zwinkernd an und ich verdrehte die Augen.
„Na schön", wir liefen gemeinsam zur U-Bahn Station zurück.


Leo stand am Pult, hinter seinen Plattenspielern und hüpfte fröhlich hin und her. Der größte Atelierraum war weitestgehend leergeräumt worden und diente nun als Tanzfläche, auch im Flur und in den anderen Räumen waren überall Kunststudierende und ihre Freunde verteilt. Die Musik war laut und fast alle Anwesenden waren am tanzen. Mel fand ich ganz vorne.
Sie war in ihrer eigenen Welt und sah richtig zufrieden aus. Es dauerte, bis sie mich entdeckte, dann zog sie mich in eine überschwängliche Umarmung.
„Da bist du ja endlich", sagte sie und hörte dabei nicht auf sich im Takt der Musik zu bewegen. „Ich geh mir mal was zu trinken organisieren", antwortete ich, doch sie hatte mich ohnehin schon wieder abgeschrieben.

Ich schob mich schmunzelnd durch die wild umherspringenden Menschen und meine Augen suchten nach Henry. Ich fand ihn in seinem Atelierraum mit ein paar Jungs, die ich vom Skateplatz wiedererkannte. Er saß im Schneidersitz auf seinem Schreibtisch und rauchte.
„Hallo ihr", sagte ich und lächelte beinahe schüchtern in die Runde. Henry streckte eine Hand nach mir aus und zog mich zu sich. „Wie schön, dass du da bist", sagte er. Seine Augen wirkten müde, ein wenig glasig und seine Lippen zierte ein seeliges Lächeln. „Hast du was zu trinken für mich?", fragte ich und er schüttelte den Kopf. „Kein Alkohol für Henry nach Silvester", erklärte er. Sein Satz ließ mich ihn genauer mustern, dann verdrehte ich die Augen. Kein Alkohol, aber auf Konsum wollte er wohl trotzdem nicht verzichten.
Einer von den Skaterjungs, sie nannten ihn irgendwie nur P oder so, bot mir etwas von seinem Rotwein an und ich setzte mich neben ihn und trank direkt aus der Flasche.
Henry sprang vom Schreibtisch und ging tanzen.

TrifoliumWhere stories live. Discover now