Schusswechsel

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Randi
„Was auch immer ihr vorhabt, vergesst es ganz schnell wieder."
Alecs Stimme trieft vor Selbstzufriedenheit. Er hat gewonnen.
„Du, Junge, leg sie wieder ab, sie gehört dir nicht."
„Sie ist meine Tochter!", rief Martin dazwischen. Ich drückte Lene unbeirrt gegen meine Brust. Niemand sollte ihr jemals wieder wehtun.
„Lene bleibt hier", schrie Alec ungehalten und richtete die Pistole auf mich.
„Ich habe keine Probleme abzudrücken. Seid euch sicher, dass ihr sie zum letzten Mal sehen werdet."

In mir brodelte es. Dieser Mann will sie mir entreißen, dabei habe ich sie jetzt erst wieder. „Warum ist es dir so wichtig sie hier eingesperrt zu lassen? Soll sie zur Sexsklavin werden, oder was?", meldete auch ich mich zu Wort.
Alecs Lächeln war wiederlich, eine richtige Fratze. „Keine schlechte Idee, aber darum geht es mir nicht. Die Kleine ist lange genug in meiner Familie, um die ein oder anderen... sagen wir pikante Details zu kennen. Davon darf niemand jemals erfahren."

„Sie wird nichts erzählen!"
Die Worte glichen einem zaghaften Aufbegehren. „Ich gehe kein Risiko ein. Und jetzt legt sie zurück auf die Liege!"
Die Situation war angespannt, der Kampf für uns- den Rettungstrupp- verloren. Martin und ich wechselten einen Blick. Er senkte die Lider und flüsterte: „Pass auf sie auf."

Ich verstand nicht, doch ich würde verstehen. Ein zaghafter Aufschrei von María als sie, genau wie auch ich, Zeuge selbstloser Liebe wurde. „Lene wird dir nie gehören!"
Ein Kampschrei und Martin stürzte sich auf den bewaffneten Alec, begrub ihn unter sich. Ein Schuss erklang, dann erstarrte die Zeit. Ich blinzelte wie in Zeitlupe, starrte ungläubig auf den reglosen Körper von Lenes Vater und erkannte die Chance. „María!", rief ich und sie verstand sofort. In windeseile sprangen wir über die in der Eingangstür auf dem Boden liegenden Männer und rannten den dunklen Korridor entlang. Lediglich einem Wunder war es zu verdanken, dass wir an der steinernen Treppe ankamen und wenig später frische Abendluft in unsere Lungen einströmen lassen konnten.

Mit vereinten Kräften sperrten wir die Tür zu und versuchten sie mit größeren Ästen und Steinen zu verbarrikadieren. Das würde uns kostbare Zeit zur Flucht verschaffen. Doch wohin?
Das Gelände war mir fremd und zu dieser Tageszeit fühlte ich mich noch unsicherer.
„¿Andónde?", fragte ich María gehetzt und sie deutete nur vage in eine Richtung bevor sie mich am Ärmel meines Pullis hinter sich herzog. Lene röchelte schwach und ich flehte zu allen mir bekannten Gottheiten, sie jetzt nicht in meinen Armen sterben zu lassen. Wir waren so weit gekommen.

Es kam mir vor als liefen wir bereits Stunden durch das Gestrüpp, bis wir tatsächlich zwei schummrig leuchtende Lampen erkannten, die sich von der einbrechenden Finsternis abhoben. Das musste das Eingangstor sein, bald wären wir frei!
Die letzten Meter sprinteten wir mit letzten Kräften über den künstlichen Rasen, bis das Flutlicht urplötzlich ansprang und uns wie ein Scheinwerfer auf dem Präsentierteller servierte. Erschrocken sog ich die Luft ein. Nichts wie weg! Doch das Schicksal war offenbar nicht auf unserer Seite.

„Halt! Bleibt stehen!"
Die aufforderne Stimme kam mir bekannt vor. Ich drehte mich wohl oder übel um und versuchte mich an die Helligkeit der Strahler zu gewöhnen um meinen Gegenüber deutlich sehen zu können. Was ich sah, verschlug mir die Sprache. „Du?!"
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Wen Randi wohl erkannt hat? Bleibt gespannt, wie es weiter geht☺️😉

When Worlds CollideOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz