lies have their own truth - Band 1 der Ethan und Juls Reihe

Kapitel 15.2 - Say Something

  Ich sah mich noch einmal in dem großen Spiegel im Flur meiner Eltern an. Das Kleid, welches meine Mutter extra gekauft hatte, saß perfekt. Zartes rosa, was ich eigentlich nicht mochte, feine Tattoospitze und einen schön fallenden knielangen Chiffonrock. Etwas, was ich mir sicher nicht selbst gekauft hätte. Ich war immer der Typ für lange Kleider gewesen, dachte ich.

  »Es steht dir gut.« Mein Vater war neben mich getreten und sah mir über den Spiegel in die Augen.

  »Danke.« Mein Herz klopfte hart gegen meine Brust, denn der Moment rückte immer näher, an dem ich Ethan sehen würde. Würde er mich begrüßen? Mich ignorieren?

  Mein Vater legte eine Hand auf meine Schulter, als könne er meine Unruhe spüren.

  »Ich habe Emily noch mal wegen des Statements angerufen, es wird am Montag veröffentlicht.«

  Ich wollte es nicht weiter hinterfragen und nickte.

  »Können wir?« Nun stand auch meine Mutter neben mir und musterte mich mit einem Lächeln. Tapfer nickte ich, auch wenn ich nicht mal im Ansatz bereit war.

  Als sich die Tür des Wagens öffnete, begannen meine Beine zu zittern. Ich hatte nun zwei Möglichkeiten. Schnell durchrennen oder mich den Fragen stellen, bei beiden würde ich entsprechend in der Presse zerrissen werden. Nicht weit vor mir sah ich einen Hinterkopf, den ich unter tausenden erkennen würde, diese dunklen wuscheligen Haare, die ein geordnetes Chaos darstellten. Ethan. Er lief einfach weiter, blieb nicht stehen, um eine Frage zu beantworten. Mein Herz überschlug sich vor Schmerz.

  »Julienne, sind Sie heute getrennt hier?«

  »Miss Shay, was ist an den Gerüchten um Sie und Mr. Collister dran?«

  »Drehen sie sich hier her.«

  »Julienne.«

  Ich hörte meinen Namen so oft und laut und ich gab mein bestes, nett in die Kameras zu lächeln, während ich zwischen meinen Eltern stand. Als ich mir zur Tür drehte, sah ich Ethan, der mich kurz anblickte. Es wäre ein wunder gewesen, wenn er nicht mitbekommen hätte, dass ich genau hinter ihm war.

  Vor einer etwas kleineren Frau blieb ich kurz stehen. Montag kam das Statement, keiner konnte mir also mehr etwas und sie schon gar nicht mehr.

  »Es muss ein wundervolles Gefühl sein, wenn man im Leben anderer Unruhe stiften kann, Mrs. Winston.« Ich lächelte sie nur kurz an.

  »Wenn Sie Fragen bezüglich meiner Person haben, fragen Sie einfach Mrs. Winston. Sie hat sicher noch ein paar schöne Gerüchte, die Sie ihnen erzählen möchte.« Ich sprach so laut und deutlich, damit mich jeder hören konnte. Direkt wurden ein paar Fotos gemacht und ich lief mit erhobenem Haupt weiter. Mir war klar, das würde ärger geben, aber es interessierte mich nicht mehr. Ich hatte mein Leben wieder und ich musste mich auch an nichts mehr halten. Nein, es reichte, wenn ich immer noch sagen musste, dass Ethan Collister und Julienne Shay wirklich ein Paar gewesen waren. Auch wenn dies zu keiner einzigen Minute gestimmt hatte.

  Ich lief an Ethan vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

  »Juls!« Er lief mir hinterher und ich wünschte mir er würde es nicht tun. Würde nicht hinter mir stehen, wenn ich mich nun doch umdrehte und doch war es so. Er stand so nah vor mir, dass ich dieses wundervolle Aftershave riechen konnte, welches ich an ihm liebte.

  »Ethan«, versuchte ich ruhig zu bleiben, was schwerer war als gedacht.

  »Warum hast du das getan?«

  »Was sollte ich denn sagen? Das du und Mag scheinbar wieder zusammengefunden habt und ich euch alles Gute wünsche? Das ist nicht meine Aufgabe.« Ich war erstaunt, wie kühl ich sein konnte, war ich das Gespräch doch schon einige Male in meinem Kopf durchgegangen und mir bewusst darüber gewesen, dass es nicht so laufen würde. »Wenn du mich entschuldigen würdest.« Ich drehte mich wieder um, ohne ein weiteres Wort von ihm abzuwarten. Hier war sicher nicht der Ort und nicht die Zeit um über all das zu reden, als mein Blick auf Dean fiel, der mich spöttisch betrachtete, während er an der Wand lehnte und seinen Drink im Glas schwenkte.