Kapitel 2.1 - Perfect

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   Meine Neugierde war groß gewesen, doch ich hatte es erst einmal nicht geschafft, mir Ethan anzusehen. Immer wieder hatte ich das Telefon in der Hand gehabt und am Ende doch wieder zur Seite gelegt. Ich ahnte, es gab ein Kontaktbild und ich ahnte auch, dass sich auf diesem für mich erstellten Account Bilder befanden, wo er zu sehen war. Ich traute dieser Agentur alles zu. Also wartete ich darauf, dass er mir schrieb. Meinen Freunden hatte ich die neue Nummer, die mit diesem Gerät zusammenhing, gesendet und es endete in einem langen Gespräch mit Taylor über einen Messenger, den ich mir wegen ihr laden musste und feststellen durfte, dass jeder meiner Freunde oder Kontakte diesen hatte. Gott, was hatte ich also all die Jahre verweigert. Aber es hatte einen Vorteil, sie erläuterte mir wie ich mit Hashtags und Filtern arbeiten konnte, wenn ich Bilder hochladen würde und es schien so, als wäre sie froh, mich nun permanent mit Nachrichten überschütten zu können. Es endete damit das wir zwar getrennt voneinander, jedoch miteinander eine Sendung schauten und diese kommentierten. Ich musste zugeben, dass es doch vorteilhaft war. Auch wenn ich das nur ungern tat, denn ich hatte so lange mein klassisches altes Mobiltelefon verteidigt, vor diesen Smartphones.

  Über unsere Schreiberei hatte ich meine Neugierde, bezüglich Ethan, vollkommen vergessen.

  Und dann, aus dem nichts, kam eine Nachricht von ihm. Vor Schreck hätte ich am liebsten das Smartphone weggeworfen, konnte mich jedoch gerade noch zügeln.

  Mein Blick huschte über sein Bild. Er wirkte so anders, als sein Bruder, von dem ich schon so einige Bilder gesehen hatte, zuletzt in der Zeitschrift von Taylor. Er war nicht blond, sondern hatte braune Haare, sein lächeln wirkte frech. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er sah gut aus und war Single? Und er spielte so einen Mist mit? Was war also nicht richtig bei ihm?

  Okay, was war mit mir bitteschön auch nicht richtig, ich spielte ja ebenfalls bei dem kranken Spiel unserer Eltern mit.

  Aber er sah einfach nicht aus wie ein Kerl der noch Single war. Die Mädchen mussten doch Schlange stehen, so dass er die freie Auswahl hatte.

  Dann war es wohl so weit. Sollte ich gleich schauen? Sollte ich warten? Was war jetzt dir richtige Vorgehensweise. Ich war mit mir und dieser Situation schlichtweg überfordert. Er war mein erster und hoffentlich letzter gefakter Freund und ich wollte nicht so wirken, als wäre ich auch noch scharf auf dieses Spielchen. Wenn ich zu schnell war, dann würde es sicher genau diesen Eindruck vermitteln und das wollte ich auf keinen Fall.

  Ich entschloss mich, erst mal Taylor zu antworten und dann öffnete ich seine Nachricht: »Hallo Unbekannte, in zwei Tagen ist es dann so weit, dann werden wir uns wie zufällig begegnen.«

  Das war alles? Echt jetzt? Sollte er mir nicht die nächsten Instruktionen geben? Und warum redete er so geschwollen daher? Als würde es das alles besser machen. Oder sollte es dämlicher Smal Talk werden?

  Ich betrachtete noch einmal sein Bild, als würde es helfen mich an ihn zu erinnern. Sicher waren wir uns schon begegnet, bei einem Brunch oder einer Gala und dennoch schienen wir uns nie gegenseitig aufgefallen zu sein, oder eher er mir. Das hatte sicher etwas zu heißen.

  »Hey, gibt es etwas, was ich beachten muss?«, fragte ich daher direkt. Ich hasste diesen unsinnigen förmlichen Smaltalk. Es war doch eh immer alles gelogen. Allein schon, wenn jemand dich fragte, wie es dir geht. Wer würde denn da sagen, dass es einem schlecht geht, weil man zu einer Scheinbeziehung gezwungen wurde, oder weil man gerade einen Pups quersitzen hatte. Niemand, man antwortete immer mit einem Gut, weil man nuneinmal nicht jedem seine Probleme auf die Nase binden würde.

  «Mach dir nicht so einen Kopf. Wir treffen uns auf der Goldman-Gala unterhalten uns kurz und dann sehen wir mal weiter.«

lies have their own truth - Band 1 der Ethan und Juls ReiheWhere stories live. Discover now