Kapitel 9.1 - Don't Come Down

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   Die Woche war mehr als merkwürdig gewesen, unser Mittagessen hatte er auf Grund einer wichtigen Vorlesung abgesagt, bei der er unbedingt anwesend sein wollte, und auch den Rest der Woche verhielt er sich distanzierter, schien mich zu beobachten, als hätte mich das Ereignis mit Dean so ins Wanken gebracht und ich wäre zerbrechlich. Ich versuchte so normal wie möglich zu sein, aber es war schwer, wenn er sich zurückzog.

  Wir hatten verabredet uns zuerst bei mir zu treffen, ehe wir uns mit meinen Freunden in der Kletterhalle treffen würden. Ich war mir nicht sicher, ob es etwas gab, was Ethan mir sagen wollte, jedenfalls fühlte es sich nach dieser Woche schwer danach an. Wo war die anfängliche Leichtigkeit geblieben? Vielleicht erübrigte sich das ganze Schauspiel auch einfach. Aber das wäre wie immer nur Wunschdenken.

   »Hey«, meinte er, als er lässig an meiner Zimmertür lehnte und mich betrachtete. Ich hatte noch nicht mit ihm gerechnet und lag faul auf meinem Sofa um eine der Pflichtlektüren zu lesen.

   »Hey«, antwortete ich knapp, knickte eine Seite an der Ecke ab und legte das Buch zur Seite.

   »Ich hasse Menschen, die das machen, hast du kein Lesezeichen?« er blickte sich um, nahm eine Postkarte von meiner Wand und öffnete das Buchte, strich die Ecke glatt und legte die Karte als Lesezeichen hinein.«

   »Ein wenig pedantisch?« Ich zog eine Augenbraue nach oben.

   »Du malst sicher auch mit einem Textmarker in diesem Buch herum.« Ethan lachte und blätterte durch das Buch, wobei er auch schnell bestätigt wurde. Lachend klappte er es wieder zu.

   »Ich schätze du bist nicht früher gekommen, weil du mit mir über meinen Umgang mit Studienmaterial sprechen wolltest?«

   »Nein«, seufzte er.

   Ich sah ihn kurz an und legte dabei fordernd den Kopf schief.

   »Ich konnte Emily überzeugen diese Verlobungssache auf Eis zu legen, aber nur vorerst.« Er blickte mich betroffen an.

   »Immerhin schon mal ein Aufschub, dann müssen wir uns eben einen weiteren erarbeiten.«

   »Wir müssen es versuchen.« Er spielte nervös mit seinen Händen.

   »Gibt es noch etwas, was du mir sagen möchtest?« ich versuchte es gerade heraus, denn jetzt weiter rumzueiern würde sicher auch nichts bringen.

   »Alles gut, ich bin nur etwas nervös.« Er erhob sich und hielt mir seine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Gerne nahm ich diese an, er zog mich etwas zu schnell hoch und so stolperte ich schon fast in seine Arme, er konnte es gerade noch verhindern, dass ich ihn mitriss.

   »Etwas weniger Schwung senkt das Verletzungsrisiko«, lachte ich und blickte kurz zu ihm auf. Dieser Schalk in seinen grünen Augen, mit denen er mich genau betrachtete. Es fühlte sich anders an als zuvor, aber vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.

   »Hast du Höhenangst, Juls?«

   Ich hatte mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht und zuckte daher nur mit den Schultern.

  »Dann wollen wir es mal rausfinden.« Er legte seinen Arm um mich und zog mich mit sich aus der Tür. Immerhin konnte ich noch schnell meinen Beutel mit den Sportsachen greifen und fand mich wenig später mit meinen Freunden in der Kletterhalle wieder. Sie hatten Ethan herzlich begrüßt und erstaunlicherweise hielten sie sich mit ihren Fragen ziemlich zurück. Wir bekamen eine Einweisung in das Topropeklettern und ich konnte dem Kerl schon nach dem vierten Griff nicht mehr folgen, während er von Henkel, Fingerloch und Kratzer sprach. Wir konnten alle fünf an einer Steilwand nebeneinander klettern, was es nicht besser machte. Ich hatte mich noch nicht mal mental darauf vorbereitet, da war Sam schon mit einem Satz so weit gekommen, dass selbst Carla und Taylor nicht schlecht staunten. Sie folgten ihm alsbald.

lies have their own truth - Band 1 der Ethan und Juls ReiheWhere stories live. Discover now