Kapitel 5.1 - Dangerously

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  Ich hatte die Woche ziemlich gut hinbekommen, morgens hatte mich Ethan zur Uni gebracht, wir sprachen über Gott und die Welt und hielten uns an unser kleines Drei-Fragen-Spiel und erfuhren so ein klein wenig mehr übereinander. Mittags aß ich nun wieder mit Taylor. Ethan konnte verstehen, dass er mich in den letzten Wochen stark vereinnahmt hatte und das Taylor mir wichtig war und ich Zeit für unsere Freundschaft brauchte. An zwei Abenden waren wir noch aus gewesen, einmal im Kino, weil ich einfach nicht mehr immer nur essen gehen wollte. Ich fühle mich jetzt schon ziemlich vollgestopft und ich brauchte auch mal ein etwas anderes Date, ein normales Date. Ich hätte mich fast kaputtlachen können, als er den alten »Gähnen um den Arm um sie zu legen« Trick genutzt hatte, nicht ohne ein breites schelmisches Grinsen. Wir wussten nie, wer uns sah und daher gehörten auch diese Klischees einfach dazu. 

   Doch nun wurden Nägeln mit Köpfen gemacht. Ich saß neben Ethan im Wagen und sah stur auf die Straße hinaus. Bis zu diesem Moment war alles vorher Kindergarten gewesen. Ich fühlte mich so unwohl in meiner Haut, das Ethan es kaum übersehen konnte. Es war nicht das Problem, dass Ethan und ich heute als Paar aus dem Wagen stiegen, es war das Wissen, was alles dazu gehörte, wenn man ein Paar war. Es war nicht nur dass er meine Hand nahm. Nein, es würde unweigerlich darauf hinauslaufen, dass er mich küssen würde. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht hier, aber darauf würden sie alle nur warten und es war nichts, was wir diskret ausleben konnten, um noch einmal Emily in meinen Gedanken zu zitieren. Es sollten gewiss keine intensiven leidenschaftlichen Küsse werden, aber alleine der Gedanke, dass er seine Lippen auf die meinen legen würde, bereitete mir ein derartiges Unbehagen, dass ich es kaum beschreiben konnte.

   »Wir können gerne umdrehen, wenn es dir lieber ist?« Ethan sah mich kurz an, während er darauf wartete, dass die Ampel grün wurde.

   »Nein, ist schon gut. Ich schaffe das.« Ich redete eher mir gut zu, als ihm. Wie ein Mantra, leise in meinem Kopf. Ich würde das schon schaffen. Ich musste nur kurz tief Luft holen.

   »Sicher Juls?« Er schien sich von meiner Nervosität nur anstecken zu lassen.

   »Wenn nicht jetzt, wann dann, Ethan.« Ich schloss die Augen, es war nicht der richte Moment einen Rückzieher zu machen.

   Er hielt den Wagen an und ich wusste, was nun kommen würde. Er stieg aus nur um kurz darauf meine Tür zu öffnen.

   »Bereit?« fragte er leise und hielt mit seine Hand entgegen.

   »Bereit.« Ich lächelte, und legte meine Hand in seine, die ganze Aufregung hatte er mit einem simplen Lächeln weggezaubert. Wie machte er das nur?

Kurz darauf hörte ich die ersten, die seinen Namen riefen, ihn fragten, wer die schöne junge Frau an seiner Seite war.

   »Darf ich vorstellen, Julienne Shay, meine Freundin.« Er hielt meine Hand, unsere Finger miteinander verschränkt, zog er mich etwas näher sich heran und wir lächelten für ein paar Fotos. Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Stirn und ich glaubte beinahe zu erblinden, bei dem Blitzlichtgewitter um uns herum. Dann zog er mich sanft mit sich in die Halle. Wir hatten es so weit schon geschafft und ich merkte, wie ich tief durchatmete.

   »Das schlimmste hast du geschafft.« Ethan zog mich wieder näher zu sich heran, denn man konnte nie wissen, wer einen so beobachtete.

Mir war immer noch ein klein wenig flau im Magen, was sich sicherlich nicht im Laufe des Abends legen würde, denn dies war die erste wirkliche Bewährungsprobe für unsere kleine Lüge.

   »Julienne Shay und Ethan Collister, da hat es also doch gefunkt.« Allison Bexter stand vor uns, breit grinsend und musterte uns eingehend.

lies have their own truth - Band 1 der Ethan und Juls ReiheWhere stories live. Discover now