Kapitel 9.2 - On Your Side

3.4K 157 3
                                    

  Es war ein merkwürdiges Gefühl, als ich mich auf den Ledersitz von Ethans Auto gleiten ließ und meinen Freunden noch einmal winkte. Ethan hatte sich ebenfalls verabschiedet und stieg in das Auto ein.

   »Hat gut geklappt«, meinte er und ich nickte nur. Ich wollte zu all dem nichts sagen. Ich dachte daran, wie gut er sich mit meinen Freunden verstanden hatte, an den Moment in der Kletterhalle. Wenn all das hier nur Real wäre. Ich seufzte innerlich, denn mir war bewusst, nichts von all dem hier war real und ich würde als die Ex-Freundin von Ethan Collister enden. Das war es dann, ich stand wieder für mich da und konnte alles von vorne anfangen. Und wenn es wirklich so weit kam, dass sich diese Verlobung durchsetze, dann erhielt ich einen noch viel größeren Stempel. Dann war ich nicht nur die Ex-Freundin, ich war die Ex-Verlobte. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe und wusste, das Ethan fragend zu mir sah. Aber ich hatte keine Lust zu reden. Mit ihm all das hier immer und immer wieder durchzukauen. Nein, das hatten wir alles schon besprochen.

   »Hör auf dir deinen hübschen Kopf zu zermartern, Juls.« Er griff nach meiner Hand, als sei es das natürlichste auf der Welt.

   Ruckartig zog ich meine zurück.

   »Ich komm aus der Sache nicht ohne blaues Auge raus, Ethan.« Ich blickte kurz zu ihm.

   »Ich werde das schon hinbiegen, Juls.«

   »Wie, Ethan? Wie willst du es hinbiegen? Ich bin entweder deine Ex-Freundin oder deine Ex-Verlobte und egal welche Rolle ich von beiden einnehme, es wird noch lange über mich geredet. Egal was ich tue, mit wem ich es tue.« Ich schloss wieder meine Augen. Es war so sinnlos sich weiter darüber zu unterhalten und er wusste es selbst. Er hatte uns lediglich einen Aufschub verschaffen können, wie auch immer er Emily überzeugen konnte. Aber einen weiteren Aufschub würden wir nicht bekommen.

   Er hielt vor unserem Haus und ohne ein weiteres Wort an ihn zu richten, stieg ich aus, wartete nicht darauf, das er mir die Tür auf machte oder mir seine Hand reichte.

   »Juls, geh nicht so«, bat er doch ich ignorierte seine Worte. Der Tag war gut gelaufen und trotz all dem konnte ich nicht weiter hier stehen und so tun, als wäre alles in Ordnung, denn das war es nicht.

   Ich hatte die Welt um mich herum abgeschaltet und zu meinem Glück waren meine Eltern wieder nicht daheim. So fragten sie sich nicht, warum ich sogar das Haustelefon aus der Dose zog. Ich brauchte Ruhe, für mich allein. Ich musste dringend nachdenken. Ich war eine grauenhafte Diva, ihn einfach so stehen zu lassen, nur weil ich mir wieder bewusst wurde, was all das hier am Ende bedeutete. Es war nicht fair, aber aktuell war es nicht der passende Zeitpunkt sich per Telefon zu entschuldigen. Ich würde mich morgen persönlich für mein Verhalten entschuldigen und überlegte wie ich ihm am besten erklären konnte, was mich beschäftigte, ohne am Ende zu viel zu sagen, als ein Klicken mein Gedankenkarussell unterbrach.

   Was war das? Ich hatte es mir doch sicher nur eingebildet, weil ich allein war. Doch dann klickte es wieder an meiner Scheibe im Erker.

  »Was soll das?«, knurrte ich mehr zu mir selbst und schlich mich vorsichtig an den Erker. War es eine dumme Wespe, die nicht wusste, dass sie hier nicht rein konnte? Da klickte es erneut. Als ich vorsichtig hinaus spähte konnte ich nur den Kopf schütteln. Ich öffnete das Fenster und setzte mich auf meine Bank.

   »Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen, Ethan?«

   »Wenn du nicht ans Telefon gehst? Und ich kann schlecht um halb zwei bei euch klingeln.« Meinte er gerade so laut, dass ich ihn hören konnte.

   War es wirklich schon so spät?

   »Vielleicht wollte ich wirklich nur meine Ruhe haben?« ich zuckte mit den Schultern und ehe ich mich versah, hatte Ethan sich den Baum vor meinem Fenster hochgehangelt, wie ich es als Kind oft getan hatte. Wie oft hatte meine Mutter geschimpft und mein Vater gelacht.

lies have their own truth - Band 1 der Ethan und Juls ReiheWhere stories live. Discover now