Chapter 14

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Cait

Am nächsten Morgen wurde ich von dem Vibrieren meines Handys geweckt. Diese Nacht war mal wieder viel zu kurz.

Eine neue Nachricht

Von: Calum

Bevor die Jungs und ich heute wieder nach London fliegen, da der Urlaub vorbei ist und die Tour weiter geht, sollst du wissen, dass alles was ich gestern Nacht gesagt habe, wahr ist. Aber ich glaube, dass du einfach jemand besseren verdient hast. Jemanden, der dich nicht belügt. Bitte pass' auf dich auf und versprich mir, dass du nichts Unüberlegtes tun wirst!

X Cal

Und dann traf es mich wie ein Blitz. Mir kamen wieder die Bilder von letzter Nacht in den Sinn. Wie von einer Tarantel gestochen, sprang ich auf, suchte mir die nächst besten Klamotten zusammen und wählte gleichzeitig Grace' Nummer. Ich konnte ihn doch nicht einfach so fliegen lassen. Ich bereute, dass ich weggelaufen war und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich einen großen Fehler begangen hatte, den ich schleunigst wieder rückgängig machen musste. Ich musste mich einfach am Riemen reißen und über meinen Schatten springen. Wir hatten beide Fehler begangen und es war an der Zeit einen Neustart zu wagen. Ja, diese Einsicht kam ziemlich spät und plötzlich, aber besser spät als nie.

„Cait? Was ist los? Hast du mal auf die Uhr gesehen? Es ist sieben Uhr morgens und heute haben wir frei, falls du es vergessen hast... Studientag der Lehrer und so“, meldete sich meine beste Freundin verschlafen am andere Ende der Leitung. „Jaja Grace hör zu. Ich brauch deine Hilfe. Kannst du mich bitte zum Flughafen fahren. Es ist wirklich unglaublich wichtig! Ich erklär' dir alles auf dem Weg“, bettelte ich, während ich mich in meine Hose zwängte. „Okay, ich bin gleich da“, sagte sie nach kurzem Zögern und legte auf. Das liebte ich so sehr an ihr. Sie fragte nicht lange nach, sondern vertraute mir einfach. Außerdem konnte sie Autofahren, was ihr noch einen Pluspunkt verschaffte. (Nicht, dass sie diese Pluspunkte nötig hätte).

Schon nach kurzer Zeit stand Grace dann schließlich vor meiner Haustür.
Auf dem Weg zum Flughafen erzählte ich ihr alles, was schon längst überflüssig war. Zu meinem Glück fragte sie nicht viel nach und wollte vorerst auch keine genaueren Details wissen.

„Oh man Cait, da hast du dir aber was eingebrockt! Hätte ich das alles gewusst, hätte ich dir doch geholfen. Wieso redest du denn nicht mit mir?“, verlangte meine Freundin zu erfahren, während sie gerade um die Ecke bog. „Ich... ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wollte ich dir einfach nicht die Ohren mit meinen Problemen voll heulen.“ Zugegebenermaßen hatte ich wirklich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihr nichts davon erzählt hatte. „Ab jetzt gibt es keine Geheimnisse mehr. Versprochen?“, fragte sie mich. „Versprochen“, bestätigte ich lächelnd. Ich war froh, dass sie mir nicht sauer war. „Sieht er denn wenigstens gut aus?“, meinte Grace plötzlich. Das war wirklich typisch für sie. „Und wie“, schwärmte ich grinsend.

Nervös rutschte ich auf meinem Sitz hin und her und knetete meine Finger. Die Fahrt kam mir wie eine Ewigkeit vor. In dem Ort, wo ich wohnte gab es schließlich keinen Flughafen, weshalb wir nach Miami fahren mussten.

„Wir sind da. Schnapp' ihn dir!“, sagte meine beste Freundin, als der Waagen auf dem Parkplatz des Flughafengeländes zum Stehen kam. Sie zwinkerte mir noch kurz zu und dann machte ich mich auf den Sprint meines Lebens gefasst.

So schnell ich konnte, rannte ich in die Eingangshalle. Zum Glück waren noch nicht viele Leute hier, weshalb mich keiner aufhalten konnte. Ich hoffte inständig, dass es nicht schon zu spät war. Ich würde mir das niemals verzeihen. Ich kam kurz zum Stehen und sah auf die Anzeigetafel. Der Flug nach London ging in ein paar Minuten. Ich konnte es schaffen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu Letzt. Doch als ich sah, zu welchem Gate ich musste, stockte mir der Atem:„Gate Z11“. Das durfte doch nicht wahr sein! Das lag am anderen Ende des Flughafens. Doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken. Ich musste es einfach versuchen und rannte wieder los. Meine Lunge brannte und ich bekam keine Luft mehr, aber das war mir gerade reichlich egal. Der Weg kam mir so endlos vor und zu allem Übel wurde der Flughafen immer voller.

Ich schlängelte mich durch all die Leute und war mehr als erleichtert, als ich das Gate endlich erblickte. Vom Weiten sah ich, dass die Glastür noch offen stand. Ich hatte nur noch wenige Meter vor mir und... Was? Nein! Das konnte doch nicht sein! „Halt, warten Sie!“, rief ich, als sich die Tür langsam schloss. „Nein! Bitte!“, rief ich weiter, aber es war schon zu spät. Schwer atmend kam ich vor der verschlossenen Glastür zum Stehen. Auf der anderen Seite sah ich, wie sich die letzten Passagiere auf den Weg ins Flugzeug machten. Einer von ihnen kam mir verdächtig bekannt vor. „C... Calum?“, fragte ich leise. Ich blickte noch einmal genauer hin und dann hatte ich keinen Zweifel mehr. „Calum!“, schrie ich und hämmerte mit meinen Fäusten gegen die Tür. Der Angesprochene drehte verwirrt seinen Kopf zu mir und sah mir direkt in die Augen. Ich war so unglaublich erleichtert. Ich hatte es doch noch geschafft. Calum kam in meine Richtung und ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Doch kurz bevor er an der Tür angekommen war, wurde er von einem Securitymann zurück gehalten. Ich konnte nicht genau verstehen, was sie sagten, aber es sah nach einer heftigen Diskussion aus. Auf einmal kam von rechts noch ein Mann in schwarzer Kleidung, der Calum zum Flugzeug bringen wollte. Cal währte sich, doch er hatte keine Chance. Mir schossen Tränen in die Augen, welche ich auch nicht zurück halten konnte. Er warf einen letzten traurigen Blick auf mich. „Ich liebe dich auch“, rief ich, bevor Calum endgültig weg gezerrt wurde und aus meinem Sichtfeld verschwand.

Ich drehte mich mit dem Rücken gegen die Scheibe und ließ mich langsam an ihr auf den Boden gleiten. Meine Knie winkelte ich an und meinen Kopf vergrub ich in meinen Händen. Es war aus. Ich hatte es mal wieder vermasselt. Es war alles meine Schuld und ich konnte es nicht mehr rückgängig machen. Wie immer hatte ich es mir selbst verbockt. Wieso musste meine Einsicht denn auch so spät kommen? Wieso hatte ich mir die Gefühle für Calum nicht einfach schon früher eingestehen können? Jetzt, wo ich endlich wusste, was ich wirklich für ihn empfand, war es nämlich zu spät. Er war weg und ich war mir noch nicht einmal sicher, ob er gehört hatte, was ich als letztes zu ihm gesagt hatte...

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Ja, jetzt ist er weg. Manche von euch denken sich jetzt vielleicht: "Was? Nein! Wieso?", aber ich wollte dieses Kapitel einfach nicht zu klischeehaft gestalten. In den meisten Geschichten kommt das Mädchen nämlich noch gerade rechtzeitig und fällt ihrem Schwarm in die Arme, sie werden glücklich und zufrieden blablabla. Ich wollte das Ganze einfach mal etwas anders gestalten haha. :D
Ich hoffe es gefällt euch und würde mich über etwas Feedback sehr freuen. :)
Lg. Janina♥

~Long Way Home~©Where stories live. Discover now