warme Weihnachten

1.3K 93 20
                                    

Immer wieder blickt Jaron auf das leere Feld, wo vorhin noch das Schloss war. Dann schaut er sehnsuchtsvoll in den Himmel. Irgendwo dort muss sein geliebter Schneeflockenprinz sein. Wie gerne wäre er jetzt mit ihm zusammen. Traurig und dreckig vom Schlamm macht er sich auf den Weg nach Hause. Seine Mutter hat natürlich inzwischen bemerkt, dass Kilian in seinem Bett liegt. Sie hält ihm eine gehörige Standpauke. Kilian hat natürlich wie immer nur einen blöden Spruch auf den Lippen und sagt zu Jaron: "Du bist ja voll dreckig. Komm ich dusche dich ab und dann können wir so richtig rumsauen." Jaron geht wortlos an Kilian vorbei und legt sich so dreckig wie er ist auf sein Bett und weint hemmungslos in sein Kissen.

Jeden Tag hofft er, dass es wieder kälter wird. Dass es schneit oder dass es friert. Damit er seinen geliebten Quirin endlich wiedersehen kann. Es ist schon Mitte Dezember und noch immer liegen die Temperaturen deutlich über Null-Grad-Marke. Es ist nichts zu sehen von Schnee und Eis. Seine Stimmung wird immer schlechter. Keiner kann Jaron trösten, keiner kommt an ihm heran. Er ist krank. Krank vor Liebeskummer und der Sehnsucht nach Quirin.

Die Weihnachtstage nahen. Alle hoffen auf weiße Weihnachten. Aber keiner wünscht es sich so sehr wie Jaron. "Es muss einfach ein Wunder geschehen. An Weihnachten geschehen immer Wunder", fleht er. Er hat keine Freude an der Weihnachtsdekoration, dem leckeren Gebäck, den süßen Düften, dem Weihnachtsmarkt. Ohne Quirin macht ihm das alles keinen Spaß. Schließlich hatten die beiden Jungen ja beschossen gehabt, Weihnachten zusammen zu verbringen.

Voller Hoffnung schaut Jaron am Heiligabend aus seinem Zimmerfenster. Er seufzt verbittert. Schon wieder Sonne und 10 Grad. Die eigentlich leckere Weihnachtsgans und die stimmungsvolle Bescherung mit seiner Familie rauscht an ihm vorbei. Die neue Playstation lässt ihn nur ein schwaches "Danke" hervorbringen.

Auch am ersten Weihnachtstag bleiben die Temperaturen zu mild für Dezember. Heimlich stiehlt sich Jaron von zu Hause fort. Er hat eine kleine Schneekugel dabei. Er weiß, dass Quirin Schneekugeln liebt und hofft ihm auf diese Art nah sein zu können. Er kommt am See vorbei. Das Wasser glitzert im Sonnenschein. Das ist eigentlich wie gemacht für einen romantischen Spaziergang. Das macht Jaron nur noch trauriger. Er will Schnee. Und wenn schon Sonne, dann bei Minusgraden.

Vorsichtig schleicht er durch den kleinen schmalen Pfad, kommt wieder an dem Feld an. Er schaut in die sanften Wolken. Jaron schickt einen liebevollen Kuss hoch zum Himmel. Ganz vorsichtig stellt er die Schneekugel auf das Feld. Jaron streichelt zärtlich über das Glas, als wäre es sein geliebter Prinz. Er stellt sich vor, dass es seine Haut wäre, die er sanft berührt. Dabei rinnen immer wieder Tränen über sein Gesicht. Jaron ist total vertieft in seine Träume von Quirin. Plötzlich fängt er an zu frösteln, spürt einen kühleren Wind. Es kommt ihm vor, als würden zwei Wetterzonen miteinander kämpfen. In diesem Moment zerspringt das Glas der Schneekugel mit einem unheimlich lauten Knall. Jaron kann nicht glauben, was er nun sieht.

SchneeflockenprinzenWhere stories live. Discover now