Unsicherheit

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Quirin schläft tief und fest. Er träumt von der letzten Begegnung mit seinen Eltern. Von den ganzen Jahren im Schloss. Und auch von Jaron. Alles geht in seinen Träumen wild durcheinander. Trotzdem liegt er ganz ruhig da. Plötzlich spürt er eine Wärme an seiner Schulter. Er schrickt hoch. Schaut dann in Jaron's braune Augen. Der hat Angst, dass Quirin ihn wieder angemeckert und stottert:

"I-ich weiß, ich soll das nicht. Aber ich wollte dir nur sagen, dass ich wieder da bin. Uhuja hat mich gefunden. Ich habe es nicht nach Hause geschafft. Da war dann diese kleine Waldhütte an der Weggabelung. Da wollte ich schlafen. Aber es war echt so kalt. Und da sie mich hierher zurückgeführt hat, dachte ich... Ach ich weiß auch nicht. Du willst mich hier ja auch nicht haben."

Traurig senkt Jaron seinen Kopf. Uhuja schaut ihn mitleidig an. Sie war so stolz gewesen, dass sie Jaron doch noch gefunden hat. Das sensible Tier merkt die Spannung, die in der Luft liegt. Doch Quirin's eisblauen Augen wirken nicht mehr so kühl. Er ist froh, dass Jaron wieder da ist. Er blickt Uhuja voller Lob an. Das scheint die Eule sehr stolz zu machen. Dann sagt er zu Jaron: "Vielleicht habe ich etwas überreagiert. Aber du kannst bleiben, ehrlich."

"Danke. Das wäre schön. Aber wo soll ich denn hin? Du liegst in meinem Bett."

"Ähm. Ich wollte dich suchen. Und da war ich plötzlich so müde."

"Verstehe. Und nun?"

"Ich weiß auch nicht. Vielleicht solltest du nach all dem nicht alleine sein. Und hier ist Platz für zwei."

"Du meinst ich soll jetzt zu dir....?"

"Stimmt. Das ist eine dumme Idee. Ich gehe wieder nach oben."

"Für mich wäre das schon okay. Aber ich dachte, du magst mich nicht."

"Ich weiß nicht. Ich kenne das nicht. Mit anderen Menschen und so. Und es gibt da noch was, dass ... Aber egal, wir können es ja probieren."

Jaron nickt. Er ist jetzt auch viel zu müde, um zu diskutieren. Also legt er sich zu Quirin unter die Decke. Darauf bedacht einen möglichst großen Abstand zu Quirin zu halten. Also liegen sie da Rücken an Rücken. Quirin streckt Arme und Beine aus der Decke heraus. Er kann mit der Wärme nicht umgehen. Er ist einfach die Kälte gewohnt, der Schneeflockenprinz. Beide sind ganz still. Uhuja hat den Raum längst verlassen und ihren Schlafbaum aufgesucht. Sie fühlt sich in der Natur wesentlich wohler als im Inneren.

Quirin liegt wach. Sein Herz klopft ganz wild. Es ist für ihn ganz neu, dass jemand bei ihm ist. Auch Jaron's Herz schlägt laut. Er mag Quirin trotz allem, was geschehen ist. Einerseits fühlt er sich wohl. Doch er hat auch Angst wieder etwas Falsches zu tun. Voller Unruhe dreht sich Jaron zur Seite. Mist! Sein Handrücken berührt versehentlich den Rücken von Quirin. Er zuckt sofort. Quirin mag es ja scheinbar nicht, von ihm berührt zu werden. "Sorry", stammelt Jaron deshalb. Er erwartet, dass Quirin ihn nun wieder fortschicken will. Quirin rührt sich nicht. Stocksteif und eiskalt liegt er da. Natürlich hat er die Berührung wahrgenommen. Und weiß nicht, wie er damit umgehen soll.

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