Dichter Nebel

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Jaron und Quirin liegen engumschlungen vor dem prasselnden Kaminfeuer. Jaron seufzt: "Es wird Zeit. Ich muss erstmal nach Hause." Quirin möchte seinen Freund gar nicht mehr gehen lassen, nie wieder. Doch der Prinz versteht auch, dass Jaron sich erstmal wieder bei seinen Eltern blicken lassen muss. Mitkommen kann er ja leider auch nicht. Eine wirklich verzwickte Situation. Jaron hat schon die ganze Zeit darüber nachgegrübelt, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gibt, Quirin aus seinem Schloss zu holen. Es muss doch einen Weg geben, dass die Schneeflockenkönigin seinen geliebten Prinzen freigibt. Deshalb nimmt er sich vor, dass nächste Mal nicht alleine hierher zu kommen. Vielleicht kann ja ein Arzt oder ein Wissenschaftler helfen? Von seinen Plänen verrät er Quirin nichts. Er will ihn nicht beunruhigen.

Vor dem Schloss zieht dichter Nebel auf. "Es ist besser, du machst dich auf den Weg, bevor wieder ein Unwetter aufzieht", meint Quirin. Wie gerne würde er Jaron einfach noch hier im Schloss in seinen Armen festhalten. Hand in Hand laufen sie durch die Eingangshalle des Schlosses, vorbei an der großen Schneekugel, in der es unaufhörlich schneit. Jaron hat sie schon so oft gesehen. Und doch hat er nun ein seltsames Gefühl, als er sie betrachtet. Sie wirkt, als würde sie ein Geheimnis in sich bergen. Die Beiden nähern sich der Pforte. Zärtlich streicht Quirin seinem Freund über die Wangen. "Du kommst doch wieder, oder?", fragt der Schneeflockenprinz ganz unsicher. Jaron streicht ihm eine blonde Strähne aus der Stirn und antwortet: "Sehr bald schon. Und an Weihnachten machen wir es uns richtig schön."

Dann versinken Jaron und Quirin in einen langen, sanften und doch leidenschaftlichen Kuss. Es fällt ihnen sichtlich schwer, dass sie sich nun voneinander trennen müssen. Vorsichtig öffnet Quirin das große Portal. Schwaden an grauem Nebel kommen den Jungen entgegen. "Ganz schön unheimlich", meint Quirin. "Bitte pass gut auf dich auf." Jaron will nicht zeigen, dass er ein wenig Angst hat und nickt dem Prinzen nur zu. Ein letzter Kuss, ein liebevoller, verträumter Blick und dann macht Jaron sich auf den Weg über die Schlossbrücke und verschwindet im Nebel. Sorgenvoll schaut Quirin ihm nach.

Jaron kann kaum noch die Hand vor Augen sehen, als er das Schlossgebiet verlässt. Jaron hat das Gefühl, als würde der Nebel noch dichter werden. Unsicher setzt er einen Fuß vor den anderen. Er hat das Gefühl, als würde ihn noch etwas anderes umgeben. Eine unheimliche Macht, die scheinbar verhindern will, dass er vorwärts kommt. Er spürt wie sein Herz klopft. Jaron fühlt sich wie ein Gefangener in den tiefgrauen Nebelschwaden. Da hört er eine unheimliche Stimme. "Du wirst ihn niemals wiedersehen", flüstert sie ihm zu und es fühlt sich an, als würde eine Nebelhand nach ihm greifen. Jaron atmet tief durch. Es ist bestimmt nur Einbildung. Doch wieder und wieder hört er diese Stimme. Jaron gerät in Panik, er will fortrennen. Doch seine Beine scheinen ihm nicht zu gehorchen. Er zittert am ganzen Körper und schreit verzweifelt in das Grau: "Wer bist du? Was willst du?" Aber anstatt eine Antwort zu erhalten, mischen sich wilde Schneeflocken in den Nebel.

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