Entdeckung

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Jaron wälzt sich. Es fühlt sich so gut an, wie Kilian ihn berührt und ihn streichelt. Und dazu dieser unheimlich sanfte Kuss. Was für ein schönes Gefühl. Jaron wünscht sich, dass es ewig so bleiben wird. Doch dann wacht Jaron auf und ist ganz traurig. "Mist, das war nur ein Traum, aber ein sehr schöner", seufzt er vor sich hin. "Und nun bin ich in diesem Schloss bei diesem merkwürdigen Quirin." Während er das denkt, ist er sich gar nicht mehr so sicher, was er in der Anwesenheit von Quirin empfindet. Einerseits ist der so kalt zu ihm und dann auch wieder so fürsorglich. Das verwirrt Jaron sehr. Doch dann wird er neugierig. Bislang hat er sich in dem Schloss ja noch gar nicht so richtig umgesehen. Mutig zündet er eine Kerze an und verlässt seinen Schlafplatz. Vorsichtig öffnet er die Tür. Sie knarrt. Er hofft, dass Quirin das nicht gehört hat. Nicht dass der nachher noch aufwacht. Barfuß tapst er in die Empfangshalle. Dort steht ein großer Kerzenleuchter. Dahinter hängen etliche Portraits in Goldrahmen. „Ob Quirin doch irgendwo Familie hat?", schießt es ihm durch den Kopf. Sein Weg führt vorbei an einer riesigen Schneekugel. In ihr ist eine Nachbildung dieses Schlosses. Wie auch immer es funktioniert, in der großen Schneekugel schneit es unaufhörlich. Weiße Flocken toben herum und sind doch zart. Ein wirklich schöner Anblick. Das könnte er sich stundenlang angucken. Jaron leuchtet auf das Schild, das an der Schneekugel angebracht ist. "Für Prinz Quirin" ist da eingraviert. Jaron schaudert es. Er denkt nach: "Quirin? Ein Prinz? Hier in der Gegend? Mit dem blonden Haaren und den blauen Augen sieht er schon wie ein Prinz aus. Und dass ein Prinz in einem Schloss lebt ist ja auch logisch." Trotzdem kommt ihm das alles merkwürdig vor. Auch das seltsame Verhalten von Quirin.

Jaron beschließt seine Entdeckungstour fortzusetzen. Weiter rechts ist ein gemaltes Bild von Uhuja, signiert mit einem formvoll geschwungenen „Q". Quirin scheint die Schneeeule zu mögen, so liebevoll und zugleich majestetisch, wie er sie gemalt hat. Vorsichtig schleicht er sich in den nächsten Raum. Das scheint die Speisekammer zu sein. Viele Kräuter und andere Vorräte findet er dort. Und auch Obst und Gemüse. Wo bekommt Quirin das bloß her? Jaron steht nun auf Aufgang zur schmalen Wendeltreppe. Er überlegt, ob er die wirklich hochgehen soll. Denn dort oben wird ja bestimmt Quirin schlafen. Doch die Neugierde überwiegt. Mit zitternden Beinen setzt er seinen Fuß auf die erste Stufe. Verdammt. Da wäre ihm fast die Kerze aus der Hand gefallen. Er muss einfach besser aufpassen. Mit jedem Absatz steigt seine Nervosität. "Ob Quirin wirklich ein Prinz ist? Dann ist er aber bestimmt kein Märchenprinz, so kalt wie er sich verhält", denkt Jaron ein wenig trotzig. Mit der letzten Stufe macht sein Herz erneut einen Sprung. Zitternd geht er auf einen Raum zu, an dessen Tür eine große Schneeflocke prangt. Jaron zögert als er seine Hand nur noch zentimeterweit von der Türklinke entfernt ist. Er stellt die Kerze ab. Seine Hand ist ganz unruhig und trotzdem zieht er das nun durch. Er drückt die Klinke vorsichtig herunter. Mist! Schon wieder ein Knarren. Er horcht. Doch außer seinem Herzschlag hört er nichts. Obwohl die Tür nur einen Spalt weit offen ist und nur die abgestellte Kerze etwas Licht spendet, kann er alles in dem Raum sehen. Was er dort sieht, lässt ihn erstmal da mit offenen Mund stehen.

SchneeflockenprinzenWhere stories live. Discover now