weggelaufen

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Quirin drückt den Plüschhasen fest an sich und stellt sich vor, Jaron wäre jetzt bei ihm. Er stellt sich vor wie Jarons Kopf nun auf seiner Brust läge. Uhuja schaut ihn mit traurigen Eulenaugen an. Sie spürt, dass ihr Herrchen unglücklich ist und gibt leise Laute von sich. "Du meinst", fragt er die Eule, "Ich sollte zu Jaron runtergehen und mich entschuldigen?" Das edle Tier scheint zu nicken. Quirin nimmt eine Kerze und schleicht hinunter. Er spürt wie sein Herz rast und fragt sich warum es das nur tut. Zaghaft klopft er an die Tür, wo sein Gast schläft. Keine Reaktion. Also lugt er einfach rein. Vor Schreck fällt ihm die Kerze aus der Hand. Denn Jaron liegt dort nicht. Voller Panik läuft er durch das ganze Schloss. Ruft immer wieder nach Jaron. Doch er findet einfach kein Lebenszeichen von dem Jungen.

Quirin rennt zur Pforte, raus zur Zugbrücke bis zu der Stelle, an der Jaron heute Mittag zusammengesackt war. Er sieht die Fußspuren im Schnee. Sie müssen von Jaron sein. Quirin eilt bis zur Grenze des Schlossareals. Ruft immer wieder verzweifelt "Jaron, Jaron, komm zurück" und schiebt ein leises "Bitte" nach. Obwohl er nur seine Shorts anhat, friert er nicht. Er zögert kurz, doch dann setzt er einen Fuß über die Grenze seines Reiches. Dort verlaufen Jaron's Fußspuren weiter. Sofort spürt er einen höllisch brennenden Schmerz. Quirin zuckt zurück. "Wenn ich jetzt weitergehe, muss ich sterben. Ich verglühe. Dann ist alles verloren. Ich bin hier gefangen. In Schnee und Eis. Aber wenn ich nicht weitergehe, schafft es Jaron vielleicht nicht", überlegt er.

Verzweifelt schaut er in den Nachthimmel. Zum vollen Mond und zu den Sternen. Gibt es denn niemanden, der ihm jetzt helfen kann? Der Jaron helfen kann? Da hört er das leise Heulen von Uhuja. Sie setzt sich auf seine nackte Schulter. Sie kann spüren, was in Quirin vorgeht. Er zeigt auf den Schnee. "Uhuja, siehst du die Spuren dort im Schnee? Bitte folge ihnen. Du musst Jaron finden und ihn zurückzubringen." Tatsächlich scheint die Schneeeule zu verstehen, was Quirin ihr gerade gesagt hat. Denn das edle Tier macht sich sofort auf den Weg in die Nacht. Was für ein Glück, dass gerade Vollmond ist. Quirin sieht seiner geliebten Eule nach und bittet: "Hoffentlich schaffst sie es." Er geht zurück ins Schloss. Er will da sein, wenn Jaron zurückkommt. Falls er zurückkommt. Er pflückt ein paar Zweige mit roten Winterbeeren. Das sieht schön aus und er will sie in das Gästezimmer stellen. Als er es betritt überfällt ihn eine Sehnsucht. Obwohl er Jaron gegenüber so schroff war, vermisst er ihn. Er legt sich auf den Platz, wo Jaron geschlafen hat und riecht an der Decke. Der Geruch gefällt ihm. Es muss sein Geruch sein. Er schnüffelt immer wieder an der weichen Decke. Quirin stellt sich vor, er könnte jetzt den Geruch von Jaron einatmen. Warum nur fühlt er sich von ihm so angezogen? Nur weil er der erste Mensch ist, der diesen Ort gefunden hat. Oder ist da noch etwas anderes. Es ist irgendwas, was Quirin nicht kennt und nicht einordnen kann. Es fühlt sich gut und doch schmerzhaft an.

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