Kapitel 55

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„Immer diese Bestechungsversuche", murrte er vergnügt. Es kam ihm vor, als ob Sezuna genau wusste, dass er sie nur necken wollte. Und dass sie wusste, dass er sie nicht zurücklassen würde. Auch wenn er manchmal daran dachte, weil es einfacher war. Aber da er ihr nun versprochen hatte, dass er es nicht tun würde, bis sie es selbst wollte, konnte er sie nicht einmal damit mehr bestechen.

Was nicht hieß, dass er es nicht trotzdem nutzen konnte, wenn sie ihn zu sehr ärgerte. Zumindest konnte er sie damit außer Gefecht setzen.

„Lass uns dort mal schauen", meinte Sezuna plötzlich und zog Haru in die Richtung eines Bereichs, der aussah, als würden dort Kleidung und Stoffe verkauft werden.

Durch ihren plötzlichen Zug schwappte ein Teil der Tasse über, der sich über seinem Arm ergoss. Haru hatte nämlich nicht schnell getrunken, sondern immer nur kleine Schlucke genossen. „Erschreck mich doch nicht so", murrte er und nahm die Tasse in die andere Hand, um sich das klebrige Süßgetränk vom Arm zu lecken. „Was hast du denn gesehen?", wollte er wissen.

„Oh, entschuldige", meinte Sezuna und lächelte schief. „Dort hinten gibt es Rucksäcke", erklärte sie und zog den Kopf ein wenig ein, während sie selbst noch einen Schluck nahm, damit ihr das nicht passieren konnte.

„Gut, dass du es gesehen hast", lobte er sie und ging auf den Bereich zu, als er fertig war, sich sauber zu machen. Dort hingen eine Menge unterschiedliche Rucksäcke und Haru sah sie nachdenklich an. Eigentlich brauchte er keinen, doch es war gut, wenn sie schon sagten, dass sie Reisende waren. „Welchen findest du denn am besten geeignet?", fragte er Sezuna leiser.

„Keine Ahnung, er sollte billig sein", murmelte sie, weil sie wusste, dass sie ihn eigentlich nicht brauchten. „So groß muss er ja nicht sein", fügte sie leise hinzu und sah sich um.

Haru sah sich die Preise an und entschied sich für einen braunen Rucksack, der wirklich nicht allzugroß war. Außerdem war er billig und schon bald war er der Besitzer davon. Es war ihm egal, ob sie ihn brauchten oder nicht, solange sie damit glaubhafter wirkten. „Wo willst du jetzt hin?", fragte er sie, nachdem sie den Laden verlassen hatten.

Sezuna blickte sich ein wenig um. „Keine Ahnung, im Grunde brauchen wir ja nichts, oder willst du doch nochmal schauen, was es alles an Essen für die Reise geben könnte."

„Das können wir morgen auch noch machen. Ich glaube, es ist sowieso an der Zeit, dass es bald Abendessen gibt. Ich hab so Hunger", erwiderte er leise. Er sah auf seine Armbanduhr und nickte. „Lass uns gehen."

Sezuna sah sich noch einmal um und nickte dann ebenfalls, bevor sie mit Haru in die kleine Herberge zurück ging.

Schon als sie durch die Tür kamen, schlug ihnen der Geruch von Essen entgegen. Erst dann fiel Haru auf, dass sie ja noch immer die Tassen hatten. „Die geben wir morgen ab", entschied er und zog Sezuna in die Richtung, in der der kleine Speißeraum war.

Sezuna folgte ihm und betrachtete dabei die Menschen, die sich hier tummelten. Es gab ein Buffett an der Seite und überall roch es wunderbar nach frischem Essen.

Haru holte bereits zwei Teller und sie stellten sich an die Schlange, denn auch wenn er Hunger hatte, wollte er sich nicht vordrängeln. Dass er alles probieren wollte, war selbstverständlich. Der Junge reichte Sezuna den Teller und lächelte freudig.

Auch Sezuna musste leicht grinsen. Haru schien viel fröhlicher zu sein, was ihr gut gefiel.

Beide warteten, bis sie an der Reihe waren, bevor sie sich die Teller beluden und sich einen Tisch suchen gingen. Es gab kaum noch freie Plätze, doch schließlich entdeckte Sezuna einen, wo sie sich niederlassen konnte.

Galdur - Fenua (Band 2)Where stories live. Discover now