Kapitel 46

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„Tut mir leid, das kann ich leider nicht sagen", beharrte er. „Ich kann nur mutmaßen, woher das Gerücht kommt."

Der Junge nickte. „Vielleicht finden wir es selbst heraus, oder was meinst du, Schwesterherz?", fragte er Sezuna lächelnd. Und zu dem Mann gewandt fragte er, ob er ihm und seiner Familie noch etwas helfen konnte. Haru ging das mit dem verschwinden des Mädchens nicht aus dem Kopf. Vor allem, wo es geschehen sein konnte.

Sezuna hingegen wirkte nachdenklich, als sie Haru und dem alten Mann hinaus folgte.

„Ich danke euch für eure Hilfe, aber ihr habt genug getan", sagte er und wirkte jetzt viel herzlicher, als zuvor. Wahrscheinlich, weil er schmerzfrei war.

Haru verabschiedete sich von ihm und seiner Familie und zog Sezuna mit sich mit. „Willst du dich zuerst ausruhen oder umsehen? Was meinst du, was es mit dem Gerücht auf sich hat?", fragte er sie leise, während er sehr nah an sie herankam, sodass es niemand anders mithören konnte.

„Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache", murmelte Sezuna leise, während sie ein wenig durch die Straßen gingen. Gedankenverloren blickte sie umher, als ihr ein köstlicher Geruch in die Nase stieg.

„Wie meinst du das?", wollte er wissen und verdrängte alles um sich herum. Das hier war wichtiger als sein Hunger.

Sezuna kam jedoch nicht ganz dagegen an und folgte dem Geruch langsam. „Na ja, denk mal nach. Ein Magier, der ein Mädchen entführt", murmelte sie. „An was denkst du bei dieser Konstellation?"

„Ich hab an mich gedacht, als ich das gefährlich gehört habe. Allerdings habe ich dich nicht entführt, sondern du bist mir nachgerannt. Aber ich traue es dem Direktor zu, das genauso hinzudrehen, damit sie selbst aus dem Schneider sind", gab er zähneknirschend zu. Dass er gefährlich war, wusste er selbst, aber dass er ein Mädchen entführt haben sollte, war absurd.

„Ja, das kann sein, oder aber deine Eltern haben es so hingedreht", murmelte sie leise. „So ist es für sie einfacher dich zu suchen."

Harus Gesicht wurde wutverzerrt und er ballte seine Hände zu Fäusten. „Langsam wünsche ich mir wirklich, du hättest mir nicht geholfen, dass es endlich vorbei wäre", presste er hervor. „Dann wärst du nicht in Gefahr und sie würden nicht nach dir suchen."

„Mir macht das nicht aus", meinte sie beruhigend. „Ich mache mir nur Sorgen, dass sie glauben, dass du mich entführt hast. Aber das kann auch vorteilhaft sein. Weil du mich nicht gefangen hältst, wird wohl niemand vermuten, dass wir diese Gesuchten sind", murmelte sie leise und folgte noch immer dem leckeren Geruch.

„Genau deswegen bist du auch in Gefahr. Wahrscheinlich hat der Direktor ihnen das ins Ohr geflüstert, weil auch du mit deiner Intelligenz gefährlich sein kannst. Nachdem du deine alte Haarfarbe wieder hast, würde das sowieso niemand so schnell herausfinden. Es wird Zeit, dass wir irgendwo hin gehen", knirschte er wütend. Jetzt waren seine Eltern ihn schon los und sie konnten ihn trotzdem nicht in Ruhe lassen.

Sezuna begann Harus Arm sanft zu streicheln. „Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber", murmelte sie leise. „Wir finden schon was, wo wir hin gehen können."

Doch Haru war so aufgebracht, dass es in ihm anfing zu brodeln. Schon jetzt spürte er den Kontrollverlust über sich selbst. „Ich muss hier weg, ich bin nahe dran, zu explodieren, Sezuna", sagte er und es fiel ihm schwer, seine austretende Macht zu verstecken.

Sezuna packte nach seinem Arm und zog ihn mit sich, während sie eine Verbindung zu seiner Energie aufbaute und begann diese abzusaugen, damit es Haru ein bisschen leichter hatte, auszuharren. „Hier lang", murmelte sie und führte Haru so schnell wie möglich aus der Stadt wieder hinaus.

Galdur - Fenua (Band 2)Where stories live. Discover now