Kapitel 54

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Der Alltag hatte uns wieder. Vico hatte inzwischen schon den dritten Monat in der Schule überstanden, Marco war wieder voll ins Training eingestiegen und auch ich arbeitete wieder ganz normal. Gerade saß ich zusammen mit Jule (Julian Weigl) in meinem Büro, um seinen Ernährungsplan nochmal neu abzustimmen. "Lea wie soll ich das schaffen? Du schreibst mir hier irgendwas von selbst gebackenem veganem Brot auf, Ingwershots und jeden Tag einen grünen Smoothie. Wo zur Hölle soll ich die Zeit hernehmen?" Ich grinste: "Sag Sarah Bescheid." Er nickte wie wild und verschränkte die Arme vor der Brust: "Das kannst du ja gerne machen, mich lacht sie dann eh wieder nur aus." Mich nervte dieses ganze Kindergartengetue gerade extrem: "Jule, wir sind nicht hier um ein Kaffeepläuschchen zu halten. Ich bin die dir zugeordnete Ernährungsberaterin und ich stelle das best mögliche Programm für euch auf, woran du dich zu halten hast." Ich stand auf und holte mir ein Wasser. Ich hatte schon den ganzen Tag Kreislaufprobleme. Jule sagte jetzt gar nichts mehr, sondern sah mich nur verdutzt an. "Und wenn dir das nicht passt, musst du dich beschweren und dann wirst du jemand anderem zugeteilt." Jetzt sah er mich noch komischer an. "Ist alles gut bei dir?" fragte er dann nur. Ich fasste mir in den Nacken und versuchte meinen Körper etwas zu lockern. "Keine Ahnung, fühle mich heute nicht so. So, das war gerade unprofessionell." Er nickte mitfühlend, hörte dann aber trotzdem nicht mit dem Thema auf: "Und was soll dann da alles in den Smoothie rein? Spinat? Sellerie? Blattsalat? Gurke? Das isst doch kein Mensch." Mir wurde selbst kotzübel als er die Zutaten aufzählte. "Hör auf, mir wird schlecht." Er lachte und fühlte sich bestätigt: "Siehst du, sag ich ja." Ich musste ihn jetzt los werden und schlug meinen Terminkalender auf: "Pass auf, wir probieren das jetzt eine Woche mit dem Plan. Du kommst nächsten Dienstag nochmal vorbei und wir gucken wie es geklappt hat, ok?" Er nickte nur. Ich stand sofort auf und öffnete ihm die Tür. Als er weg war, musste ich mich sofort auf das Sofa in meinem Büro setzen. Ich legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Ich dachte eigentlich ich hätte mich nach der Auszeit mit Celine wieder gefangen, aber das war wohl nicht der Fall. Ich hatte Herzrasen und immer noch Kreislaufprobleme. Ich schaute auf meine Armbanduhr: erst halb 3. Ich muss nach Hause. Zögerlich lief ich zum Büro meines Chefs und erklärte ihm, dass es mir nicht gut ging und nach Hause müsse. Er fragte natürlich nicht nach meinem Gesundheitszustand, sondern danach, ob ich noch Termine hätte, was ich zum Glück verneinen konnte. Zuhause kochte ich mir sofort einen Tee und legte mich mit meiner Kuscheldecke aufs Sofa. "Bekomm nachher keinen Schreck, ich bin schon Zuhause." schrieb ich Marco noch bevor ich direkt auf dem Sofa einschlief. Durch ein Kitzeln wurde ich wenig später aber schon wieder geweckt. "Hallo." kam mir ein Flüstern entgegen. Langsam kam ich in die Realität zurück und sah Vico vor mir, der mir mit seinem kleinen Händchen über die Wange strich. "Bist du krank?" fragte er besorgt. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf: "Nein, ich bin nur ziemlich fertig und muss ein bisschen schlafen." Er nickte verständnisvoll, schenkte mir noch eine Umarmung und verschwand dann aber genauso schnell in sein Zimmer. Jetzt setzte sich Marco vorsichtig neben mich, legte einen Arm um mich und zog mich fest an sich: "Was ist denn los?" fragte auch er besorgt. Ich zuckte mit den Schultern: "Wahrscheinlich war die Auszeit doch nicht lang genug." mutmaßte ich. "Oder vielleicht brütest du was aus? Magen-Darm oder so?" Schockiert sah ich ihn an: "Hör bloß auf, das fehlt mir jetzt ja noch." Er lachte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Kann ich dir irgendwas gutes tun?" Ich versuchte so niedlich wie möglich zu gucken: "Kuscheln?" Wärme machte sich auf seinem Gesicht breit. Er zog sich seinen Pullover aus und kam zu mir unter die Decke gekrochen. Das hatte ich gebraucht, Marcos Nähe war wie ein Wundermittel. "Paaaapaaaa!" kam plötzlich ein Schrei aus dem Kinderzimmer. "Vico, wenn du etwas möchtest, dann komm her." rief Marco zurück. Keine Sekunde später hörte man kleine Schritte und Vico stand im Türrahmen. "Kannst du..." doch dann sah er uns auf der Couch. "Darf ich auch kuscheln?" fragte er etwas traurig. Ich hob sofort die Decke hoch: "Na klar Großer, komm her." und dann kuschelten wir ganz eng auf der Couch. "Was wolltest du denn?" fragte Marco ruhig nach einer Zeit. "Ist egal." tat Vico es damit ab, weil er schon wieder fast schläft, denn ich streichelte nebenbei seinen Rücken, was ihn immer dazu verlockte einzuschlafen. Ich liebe meine kleine Familie.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher? 2 (Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt