Kapitel 42

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Inzwischen war wieder Sommer in Dortmund. Es ist eine Menge passiert. Ich bin Patentante geworden. Celine und Marcel haben einen gesunden Jungen zur Welt gebracht, er heißt John. Es ist so herzallerliebst wie die beiden in ihrer Elternrolle aufgehen. Marco und ich haben eine schwere Zeit hinter uns. Die WM hatte für Marco und die Nationalmannschaft kein gutes Ende genommen, nach der Vorrunde war Schluss. Überraschenderweise hatte Marco diesen erneuten Dämpfer gut verarbeitet. Wir waren zusammen mit Vico in den USA und haben dort unseren gemeinsamen Urlaub mehr als genossen. Aktuell befand er sich in der Vorbereitung für die kommende Saison und widmete seine ganze Energie dem BVB. „Ich muss heute zum Gespräch." schrie er mir fast zu, als er durch die Wohnung hechtete, um seine Trainingsklamotten zusammen zu suchen. Ich saß mit Vico am gedeckten Frühstückstisch und biss genüsslich in mein Nutellatoast. „Marco, komm jetzt her und iss dein Müsli und trink deinen Kaffee. Du hast noch über ne halbe Stunde Zeit." rief ich ihm zu. „Ob Jeans und lockeres Hemd für das Gespräch reichen?" Plötzlich kam er mit seinem Anzug um die Ecke. Ich runzelte die Stirn: „Leg den Anzug weg. Du sollst nicht zum Präsidenten, sondern nur zum Trainerteam." Es ratterte in seinem Kopf. Stöhnend hing er den Anzug an den Türrahmen und setzte sich dann hin. „Es geht bestimmt um meine ganzen Verletzungen. Sie wollen mir bestimmt sagen, dass sie diese Saison eher auf die Youngsters setzen." Ich griff über den Tisch nach seiner Hand: „Vielleicht will sich Herr Favre auch einfach mit dir über sämtliche Sachen, die die Mannschaft betreffen, unterhalten. Du bist einer der Führungsspieler und kennst die Mannschaft. Er ist neu und muss euch alle erstmal einschätzen. Er wird auf dich zukommen, weil ihr euch schon lange kennt.", „Wie machst du das?" Ich legte die Stirn in Falten und nippte an meinem Kaffee: „Was?", „Naja dass du immer so Positiv bleibst." ich lächelte und ging um den Tisch. „Weil ich weiß, was du kannst und wer du bist." Jetzt grinste auch er und gab mir einen Kuss. „Bäh." hörten wir dann nur von dem dritten Stuhl am Tisch. Ich grinste Vico an. „Freundchen, wenn du später mal eine Freundin hast, werde ich wohl auch nicht dasitzen und bäh zu euch sagen." stichelte Marco gegen seinen Sohn, der die Augen verdrehte. „Von wem hat er das Augenrollen?" hakte ich nach. „Keine Ahnung, bestimmt aus dem Kindergarten." meinte Marco. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht. Jetzt sitzen wir hier mit unserem bereits 5 Jahre alten Sohn, der nächstes Jahr bereits eingeschult wird. „So, ich muss jetzt los. Macht euch einen schönen Sonntag und bis später." Marco stand auf, gab mir noch einen Kuss, Vico bekam ein Highfive und den restlichen Kaffee trank er auf dem Weg zum Flur aus. „Achse Großer, nachher Training mit Onkel Roman und Leo steht noch?", „Ja, geht klar." Marco grinste nochmal durch den Türrahmen und dann war er weg. Auch, wenn es gerade kein Problem für mich war, Marco aufzubauen und ihm die Angst vor dem Gespräch zu nehmen, war mir doch nicht so ganz wohl dabei. Wieso musste Marco als Einziger zum Einzelgespräch? Ich hoffe für ihn, dass es wirklich nur um das anfängliche Kennenlernen geht.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher? 2 (Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt