Kapitel 45

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Heute war mein erster Elternabend in der Schule. Marco konnte leider nicht mitkommen, da er zum Champions-League-Spiel musste. Dadurch, dass Vico jetzt in der Schule war, konnte ich zu den Champions-League-Spielen leider so gut wie gar nicht mehr mit, weil die Spiele unter der Woche waren und ich Vico deswegen nicht aus der Schule nehmen wollte. Ich saß etwas verloren in dem riesigen Raum und es waren fast noch keine Eltern hier. Ich hätte eigentlich noch so viel anderes zu tun gehabt, aber nein, genau heute musste natürlich dieser Elternabend sein. Vico musste ich bei Marcos Eltern abgeben, weil ich ihn noch nicht allein lassen wollte. Ein junger Mann setzte sich neben mich. Intuitiv rollte ich mit den Augen. Der halbe Raum ist leer und er muss sich direkt neben mich setzen, wie ich sowas hasse. "Hey, ich bin Lars." Jetzt will er auch noch Smalltalk halten. "Lea." stellte ich mich nur kurz vor und hoffte ihm so signalisieren zu können, dass ich keine Lust auf eine Konversation hatte. "Auch dein erster Elternabend?" Ich nickte: "Ja." Er ließ nicht locker. "Mal gespannt, was die uns so erzählen. Ich muss auch spätestens in anderthalb Stunden wieder los, weil meine Eltern nur solange Marie nehmen können." Ich nickte nur: "Wo hast du dein Kind gelassen?" fragte er weiter. "Bei meinen Schwiegereltern." Jetzt nickte er und war dann auch ruhig. Der Elternabend ging nur schleppend voran. Uns wurde erklärt wie die weiteren Wochen ablaufen würden, welche zusätzlichen Unterlagen wir noch kaufen müssten und so weiter. Zum Schluss ging es an die Wahl der Elternvertreter. Ein Vorsitzender ließ sich sofort finden, aber bei den 4 weiteren Mitglieder wurde es dann schwierig. Mir war von Anfang an klar, dass ich mich daraus halten würde. Wir haben dafür einfach keine Zeit. Marco war so gut wie immer unterwegs und somit kam es nicht für mich in Frage, dass ich sowas auch noch nebenbei machen würde. Schon durch das Tanzen ging uns viel Zeit verloren, wenn Marco denn mal da war. Da sich keine 4 Freiwilligen fanden, musste wohl oder übel bestimmt werden. Ich war relativ abwesend während der Diskussion, bis mein Name erklang. "Frau Rudow, wie sieht es denn bei Ihnen aus?" sprach mich die Lehrerin direkt an. Ich zog die Augenbrauen hoch: "Ähm, nein. Tut mir leid, aber das würde ich zeitlich nicht schaffen." Ich dachte damit wäre es abgetan, aber sie hakte weiter nach: "Elternvertretung geht jeden etwas an. Sie sollten sich im Klaren sein, dass Sie das für die Zufriedenheit Ihrer eigenen Kinder machen und dafür sollte man sich einfach die notwendige Zeit schaffen." Ich hätte am liebsten die Augen verdreht. Warum denn auf einmal ich? "Tut mir wirklich leid, aber das wird bei mir nichts.", "Und bei Ihrem Partner vielleicht?" Ich musste auflachen: "Na bei dem erst Recht nicht. Er würde an solchen Veranstaltungen aufgrund seines Berufes nicht teilnehmen können." Das Thema wurde immer heikler. Ich war ganz froh, dass Vico meinen Nachnamen trug, um ihm wenigstens den Start in der Schule zu erleichter und nicht gleich nur als Sohn eines der bekanntesten Fußballer Deutschlands abgestempelt zu werden. Natürlich lässt es sich irgendwann nicht mehr vermeiden und ist ja auch kein Geheimnis, aber er sollte als stinknormaler Junge seine Schulzeit beginnen. "Arbeitet Ihr Partner Montage oder weshalb sollte das nicht gehen?" Sie lässt einfach nicht locker: "Ich weiß zwar nicht, warum ich mich als Einzige hier rechtfertigen muss, aber ja, kann man so sagen." Dann ließ sie mich zum Glück doch endlich in Ruhe.

Nach der ganzen Veranstaltung fuhr ich kurz zu Marcos Eltern Vico holen und dann nach Hause. Zwischendurch schrieb ich Celine noch um zu fragen, ob sie vielleicht noch auf ein Glas Wein vorbei kommen würde. Endlich können wir wieder gemeinsam trinken, da sie John nicht mehr stillt. Ich brachte Vico Zuhause direkt ins Bett und holte schon mal den Wein und 2 Gläser. Als Celine dann da war, ließ ich meinen Frust von der Seele und erzählte von meinem Abend. "Mensch, da freue ich mich ja riesig, wenn bei uns die ersten Elternabende vor der Tür stehen." Wir mussten beide auflachen: "Naja, bei euch dauert es ja zum Glück noch." Der Kleine ist ja erst 1 Jahr alt. "Ich muss eine rauchen. Willst du auch?" meinte ich an sie gewandt und war schon unterwegs zu dem Schubfach, in dem meine "Notfallzigaretten" lagen. "Ne, lass mal, die Zeit ist vorbei." Trotzdem stand sie auf und holte sich ihre Jacke. Wir gingen auf unsere Terrasse und genossen die Lichter, die sich auf dem Phönixsee spiegelten. "Wie kommts?" meinte sie und zeigte auf die Zigarette. "Keine Ahnung, Frustzigarette oder sowas." Sie lachte. "Seit du wieder mit Marco zusammen gekommen bist, hast du eigentlich gar nicht mehr geraucht oder?" Ich nahm einen Zug und nickte: "Er hasst es halt und ich brauche es auch nicht mehr. Die paar Male, die wir noch feiern gehen, hab ich auch mal ab und an eine geraucht, aber nicht mehr so wie früher." Sie nickte: "Aber heute kam das Verlangen zurück?" Ich zuckte mit den Schultern: "Irgendwie schon. Und ich muss ja jede Chance ergreifen, bis ich nicht mehr darf." Ruckartig drehte sie sich zu mir und starrte mich an. Oh Mist, die Aussage war jetzt ein Eigentor. "Sollte ich da irgendwas wissen?" hakte sie natürlich nach. Erst wollte ich ihr ausweichen, aber was solls? Sie ist meine beste Freundin. "Wir werdens bald probieren." Sie sah mich fragend an. "Mensch, nun tu nicht so. Wir wollen ein zweites Kind." Sie kam auf mich zugerannt, quietschte und umarmte mich. "Ich freue mich ja so für euch." Ich grinste und nahm den letzten Zug von meiner Zigarette. "Wie kam dein Sinneswandel?" Wir setzten uns wieder hin. "Ja klar, ich wollte eigentlich immer nur ein Kind. Aber ich liebe es, wenn Trubel im Haus ist. Wenn ich Leute um mich habe. Und Vico ist jetzt schon so groß, da wäre es doch schön noch ein weiteres Kind zu bekommen. Marco ist der beste Vater, den ich mir wünschen kann und auf seine Familie und euch kann ich mich auch verlassen, wenn er mal nicht Zuhause ist." Sie nickte und grinste die ganze Zeit. "Wow, wie aufregend. Ich kann es kaum erwarten." quietschte sie wieder. Ja, mir ging es ähnlich. Nächste Woche habe ich einen Termin beim Frauenarzt und will dort alles absprechen bzgl. Pille absetzen. Umso länger ich meine Gedanken um das Thema Nachwuchs kreisen ließ, desto nervös wurde ich. Freudig nervös, aber natürlich auch etwas ängstlich. Es war für mich ein völlig neues Gefühl. Bei Vico wurde ich ja förmlich von der Nachricht überfahren, dass ich schwanger war. Aber jetzt... Jetzt ist es völlig anders. Ich wusste, was auf mich zu kam und dass ein neues Abenteuer vor der Tür stand. Eine weiteres neues Kapitel würde für uns anbrechen.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher? 2 (Fortsetzung)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz