Kapitel 33

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"Bitte Vorsicht bei der Einfahrt des Zuges." Gulli stand auf und zog mich mit hoch. Zusammen gingen wir auf den Zug zu. Wie immer gab es Gedrängel. Die Leute vor dem Zug stellten sich direkt an die Türen, weswegen die Leute aus dem Zug nicht aussteigen konnten. Somit könnte auch niemand in den Zug rein. Ich schob Gulli etwas an die Seite und versuchte wenigstens ein bisschen mehr Platz zu machen.

Als endlich alle ausgestiegen waren und die Leute die so gedrängelt haben drinnen, schafften Gulli und ich es auch endlich. Alle Plätze waren belegt, weswegen wir uns mit den Rucksäcken auf der Gang setzten. Dies handelte uns von einem alten Ehepaar sofort abwertende Blicke ein, aber was sollten wir tun. Stehen war auch kacke. Wie immer ignorierten wir sie und Gulli packte ein Kartenspiel aus. Wir würden jetzt ewig fahren, da brauchte man eine Beschäftigung.

Nach mehreren Runden Rommé, was zu zweit eigentlich nicht wirklich Spaß machte wurden zwei Plätze frei. Gulli hob unser Gepäck in die Ablagen und wir setzten uns. Es war um einiges gemütlicher wie der Boden des Ganges. "Und was machen wir jetzt ?" Fragte ich. "Wir könnten etwas schlafen und ich habe auch Bücher eingepackt." "Wieso denkst du eigentlich immer an echt alles ?" "Weil du echt immer alles vergisst." Er strich mir dabei über die Nase und tippte wie als Bestätigung noch einmal drauf. "Das stimmt garnicht. Ich habe auch etwas eingepackt." Zum Beweis holte ich Brote raus die ich Zuhause noch geschmiert hatte. Beeindruckt brummte er nur. Das war mir Anerkennung genug.

"Was für Bücher hast du denn alles dabei ?" Jetzt war ich doch neugierig geworden. "Das Kapital, Robinson Crusoe, Onkel Toms Hütte und Caraval, das ist irgend so ein Fantasie Buch aus deinem noch nicht gelesen Stapel." Er hatte mir Lias Lieblingsbuch eingepackt. Gulli ist wahrscheinlich der mit Abstand beste Mensch dieser Erde. Ich hatte es nie geschafft Caraval zu lesen, aber Lia schwärmte jedes Mal davon.

"Ich nehme Caraval !" Gulli fischte es aus einer Tasche heraus, die er neben sich stehen hatte. Er selber nahm sich das Kapital von Marx und Engels vor. Irgendwann musste ich da auch nochmal weiter lesen, aber es ist schwer zu verstehen. Nach den ersten paar Kapiteln wurde ich so müde das das Buch zu schwer wurde. Ich legte es auf meinen Schoß und lehnte mich an die Scheibe um etwas zu schlafen. Das hatte ich in letzter Zeit nicht so oft und gut.

Ich wachte auf und ein Mann vom Zoll lief durch den Zug. Mit ihm ein Kontrolleur. "Fahrkarten, Ausweise und zu verzollende Ware bitte heraus nehmen." Ich griff automatisch nach Gullis Hand. Panik stieg in mir auf, sie durften ihn nicht erwischen, nicht  jetzt! "Ganz ruhig, wir haben Tickets. Die können uns nichts." Als sie bei uns ankamen gab Gulli ihnen alles. Sofort zog der Zollbeamte eine Waffe und richtete sie auf Gulli. "Mitkommen. Sie sind hiermit offiziell verhaftet." "Ich habe nichts getan. Mein Ausweis ist gültig und ich will nur nach Litauen zu Freunden." "Sie werden als Staatsfeind eingestuft. Wenn sie die Festnahme verweigern muss ich sie hier sofort beseitigen, so wie ihre Gehilfen." "Wagen sie es nicht ihr nur ein Haar zu krümmen !" Schrie Gulli den Beamten an. Da fiehl der erste Schuss.

Ich wachte auf. Sofort krallte ich mich an Gullis Arm. "Ist alles okay ?" "Ja, alles gut." Als ich bemerkte das ich nur schlecht geträumt hatte beruhigte ich mich wieder. "Was ist passiert ?" "Ich habe nur schlecht geträumt. Wenn dich hier ein Polizist kontrollieren würde, könnte er dich dann verhaften ?" "Nein. Nur wenn er mich überprüfen lässt, aber das machen sie nur wenn sie etwas verdächtiges finden. Aber warum fragst du ?" "Wenn du die Festnahme verweigern würdest, könnten sie dich dann erschießen ?" "Nein, natürlich nicht. Was hast du geträumt Summer ?" "Nichts, alles gut. Fahren wir noch lange ?" Ich schaute aus dem Fenster und schätze das wir vielleicht späten Nachmittag hatten. "Nein, wir sind bald da." "Kam schon ein Kontrolleur ?" "Ja, kurz nachdem du eingeschlafen bist." "Bist du jetzt die ganze Zeit wach geblieben ?" "Natürlich, ich lass dich doch nicht einfach so unbeaufsichtigt hier schlafen. Aber wenn du jetzt wach bist könnte ich ja kurz auf Klo." Ich richtete mich auf, damit Gulli aufstehen konnte. Ich hatte mich im schlaf halb auf ihn gelegt. "Bin gleich wieder da." Ich nickte und Gulli lief den Gang herunter.

Ich streckte mich und bemerkte den Blick von einem eckligen Typen auf mir. Zuerst schaute ich einfach aus dem Fenster und ignorierte ihn, doch er hörte nicht auf zu starren. Deswegen drehte ich ihm den Rücken noch weiter zu und beschloss einfach auf Gulli zu warten. So lange konnte er ja auch nicht brauchen.

Der Typ rückte von seinem Platz am Fenster jetzt schon auf den Platz zum Gang hin. Mir wurde fast schon schlecht. Wo blieb Gulli denn?

Vom Abteil vor uns hörte ich laute Stimmen. "Sie brauchen ein Visa um mit diesem Zug weiter zu fahren !" "Lettland gehört zur EU und ich bin Europäer und somit bestehe ich auf meine Reisefreiheit !" "Sie sind aber vorbestraft! In solchen Fällen hat sowas keinen Wert mehr !" Sofort wusste ich das Gulli sich mit irgendwem angelegt hatte. Um ihm zu helfen und die ganze Angelegenheit zu klären stand ich auf. Der eklige Typ war allerdings auch aufgestanden und blieb vor meinem Sitz stehen um mich vor zu lassen. Als ich aufstand spürte ich eine Hand an meinem Hintern. Sofort drehte ich mich um und klatschte dem Typ eine. "Hast du sie noch alle !?" Er griff meine Hand und drehte sie auf meinen Rücken. "So spricht man nicht mit mir Junge Dame !" Außer uns war niemand im Abteil und konnte somit auch nicht einschreiten.

Ich kannte den Griff. Er musste zumindest Mal eine Polizeiliche Ausbildung gemacht haben oder bei irgend einen Sicherheitsdienst gearbeitet haben, so professionell wie er war. Der Schmerz zog sich durch meinen ganzen Körper und er drückte mich zu Boden. Dabei versuchte ich ihm die Beine weg zu drehten, aber traf einfach nicht. "GULLI !"

Irgendwer wurde gegen eine Wand gestoßen und kurz danach saß der Typ auf mir. Ich schrie mir die Kehle aus dem Leib. Mir blieb fast die Luft weg, ich wollte hier nurnoch weg. Der Mann hielt mir den Mund zu, damit ich aufhört zu schreien, doch ich biss in seine Hand. "Aua! Du dreckiges Miststück !" Kurz zog er seine Hand weg nur um mir kurz danach die Luft abzudrücken.

Überleben! Luft! Ich brauche Luft!
Mit aller Kraft versuchte ich mich zu wehren und den Typen von mir zu stoßen doch er saß unbeweglich auf mir und erhöhte den Druck auf meine Lunge.

Verliebt in den FalschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt