Kapitel 25

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Ich schüttelte meinen Kopf um wieder klar denken zu können und machte weiter. Während das essen vor sich hin köchelte deckte ich den Tisch. Wir hatten jetzt schon fünf vor sieben. Liam würde gleich kommen.

Gerade als der letzte Teller auf dem Tisch stand kam Gulli die Treppe runter. Er hatte sich frisch rasiert, ein einfaches, blaues T-Shirt an und eine Jogginghose an. Bei anderen hätte ich es gammlig gefunden oder langweilig, aber ihm stand das ganze unglaublich gut. Er zupfte die ganze Zeit am T-Shirt rum und man sah das er sich nicht ganz wohl fühlte. "Hey, lass das. Du siehst gut aus." "Ich hatte seit Jahren nicht mehr solche Sachen an. Es fühlt sich ungewohnt und irgendwie fremd an. Warum hast du denn für mich mit gedeckt ?" "Na weil du dazu gehörst. Wenn Liam hier essen will, dann muss er damit rechnen das du auch hier isst." "Das ist total lieb von dir, aber das ist euer Date. Da habe ich nichts zu suchen." "Das ist kein Date. Wir essen nur was kleines und gehen danach sprayen." Gulli fing an zu lächeln. "Also hast du auf unseren Rat gehört ?" Ich nickte eingeschüchtert. "Ja irgendwie schon. Ihr hattet recht, mir macht das unfassbar viel Spaß." "Das freut mich."

Durch das klingeln an der Tür wurden wir unterbrochen. Ich ging zum Eingang und blieb kurz vor der Türe stehen um meine Augen zu schließen. Liam kam jetzt. Er würde Gulli besser kennen lernen und vielleicht der erste meiner Freunde sein der mehr über meine Vergangenheit erfahren würde. Wollte ich das wirklich? Ich war mir nicht sicher, aber hatte jetzt auch keine anderer Möglichkeit als ihn rein zu lassen.

Mit Schwung öffnete ich die Tür. Wie erwartet stand Liam davor und umarmte mich sofort. "Hey, geht's dir gut ?" Ich erwiderte die Umarmung erst zögerlich. Irgendwie überforderte er mich. "Äh... Ja klar. Warum denn nicht ?" "Ist der Punk noch da ?" "Ja, 'der Punk' hat einen Namen und ist mein bester Freund." "Sorry, ich hatte den Namen vergessen." "Er heißt Gulli." In mir stieg eine unfassbar große Wut hoch und ich war kurz davor Liam die Tür in die Fresse zu hauen. Ich schluckte sie aber runter und lächelte weiter.

"Komm rein. Das Essen ist schon fast fertig und der Tisch schon gedeckt." Liam nickte und lief mit mir in das Wohnzimmer. "Hey Liam. Wie geht es so ?" Fragte Gulli sofort als wir rein kamen. Ich musste mich echt bemühen nicht anzufangen zu kichern. "Gut und dir ?" "Ja auch. Ich habe ein Dach überm Kopf und be" Ich ging zurück in die Küche um das Essen zu holen.

Als ich zurück kam verstummten die Beiden gleichzeitig und schauten mich unschuldig an. "Alles gut ?" "Ja klar. Das Essen riecht so gut, ich habe Hunger." Ich stellte das Essen auf den Tisch und gab jedem etwas auf den Teller. "Danke das ich mitessen darf." "Gar kein Ding. Hat ja nicht lange gedauert und war ja schon lange geplant." "Stimmt. Gehen wir dann nach dem Essen los ? Es wird schon langsam dunkel." Ich nickte und aß weiter.

Als wir aller fertig waren räumten wir den Tisch ab. Dann ging ich mit Liam Schuhe anziehen und holte noch schnell meinen Pulli von oben. Ich hatte ein ungutes Gefühl Gulli wieder alleine zu lassen. Was wenn die Polizei kommen würde oder unsere Nachbarin. Ich umarmte Gulli. "Falls es klingeln sollte, mach nicht auf. Ich schlafe Abends öfters vorm Fernsehern ein, deswegen wundert sich niemand wenn das Licht noch brennt." Er nickte und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. "Pass auf dich auf und lasst euch nicht erwischen. Du kennst die Regeln, rennen und auf gar keinen Fall etwas fallen lassen." "Ich nickte und drehte mich zu Liam. Zusammen gingen wir los.

"Du und Gulli, ihr versteht euch ganz gut oder ?" "Ja. Er ist wie ein Bruder, aber irgendwie doch nicht ganz.­­­" Liam nickte und ging dann etwas schneller weiter. "Warum ?" "Was warum ?" "Warum ?" "Was warum ?" "Warum willst du so viel über ihn wissen ?" "Weil er mir zeigt wie wenig ich dich überhaupt kenne. Ich dachte Lia und Leo wären deine besten Freunde, aber es scheint fast so als ob du bereit bist für Gulli viel mehr zu tun wie für die Beiden." "Kennst du das Prinzip des kleinesten Übels ?" "Wie meinst du ?" "Wenn du irgendwo hin kommst und dort gezwungener Maßen längere Zeit verbringen musst findest du immer Freunde. Mal dauert es länger, Mal geht es schneller. Aber wenn du irgendwann etwas Abstand zu allem nimmst erkennst du vielleicht das du dich sonst nie mit solchen Menschen befreundet hättest. Daher ihr euch aber jeden Tag seht könnt ihr euch nicht einfach nicht mehr beim anderen melden. Das heißt du suchst dir unter einer Maße von Menschen die Personen aus mit denen du noch am ehesten klar kommst. Die irgendeine Kleinigkeit gleich haben, wie du oder einfach nur am freundlichsten scheinen. Da findest du nie deine richtigen Freunde. Richtige Freunde sind die Leute die du außerhalb von so etwas kennen lernst und du dann freiwillig mit ihnen Kontakt hälst. Manchmal aber hast du Glück und eine Person mit der du dich Außerhalb befreundet hättest geht in deine Klasse oder wohin du auch immer regelmäßig gehst."

"Das heißt du siehst Lia und Leo gar nicht als richtige Freunde an, sondern nur als das kleinste Übel von vielen Menschen ?" "Ja, genau so ist es." "Und als was siehst du mich ?" "Ich glaube wir hätten uns vielleicht auch so befreunden können. Du hast viele Interessen die wir teilen und wir verstehen uns anders wie ich mich mit Leo und Lia verstehe." Liam lächelte. "Mit wem wärst du außer mir noch wirklich befreundet ?" Ich überlegte ob ich mich mit Finn befreundet hätte, aber daher wir uns vorher schon kannten und uns nie bei dem anderen gemeldet hatten, zeigt ja wohl das wir uns nie wirklich verstanden hätten. "Ich glaube in der Schule gibt es außer dir niemanden. Wahrscheinlich sind es wirklich nur du und Gulli, aber ich hoffe dir ist bewusst das wenn du Leo und Lia nur irgendeine Kleinigkeit davon erzählst ich dich fertig mache. Und glaub mir, ich bin darin besser wie du denkst." Liam lachte und wir liefen weiter zu seiner Location.

Verliebt in den FalschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt