Kapitel 27

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Gulli hob mich hoch und trug mich zu sich ins Bett. Dort legte er mich vorsichtig ab und schlang einen Arm um mich. "Schhhh, ganz ruhig Kleine. Erzähl mir was passiert ist." "Ich habe glaube ich einen Fehler gemacht." "So schlimm kann dein Fehler gar nicht sein." "och, ich habe Liam geküsst und gesagt das ich ihn liebe." Gullis Griff verstärkte sich bei diesem Satz und er brauchte etwas länger zum antworten. "Und was war jetzt der Fehler dabei ?" Es klang so als ob er es schon ganz genau wüsste. "Das ich nicht weiß ob ich ihn wirklich liebe."

Ich verkroch mich in Gullis Brust. Wieso nur habe ich das getan, wenn ich mir nicht einmal sicher war? Wie kann man jemand so sehr anlügen und einfach 'ich liebe dich' sagen? "Okay, aber warum hast du es dann getan ?" "Weil ich ihn nicht verletzten wollte. Er hatte mir schonmal seine Liebe gestanden, aber in diesem Moment war ich so überfordert, dass ich ihm nicht antwortete." "Aber hast du damals irgendwie das Gefühl gehabt mehr für ihn zu empfinden ?" "Nein, eigentlich nicht. Nicht zu der Zeit." "Und hat es sich geändert ?" "Vielleicht ein kleines bisschen, aber wirklich verliebt bin ich nicht." "Mhm Wie wäre es wenn du erstmal ein wenig abwartest und so weiter machst wie bisher. Dann kannst du ihm immer noch sagen das du nichts für ihn empfindest." "Aber ich hätte ihn dann doch trotzdem angelogen." "Wenn du der festen Überzeugung bist das du ihn angelogen hast, warum fragst du dich dann überhaupt noch ob du vielleicht doch verliebt bist? Bist du dir sicher das du nicht einfach nur willst das es zwischen euch klappt ?"

Gulli hatte ja irgendwie recht, aber woher kam dann das Herzrasen und dieses komische Gefühl in meinem Magen. "Denk jetzt nicht weiter dran, sondern versuche etwas Schlaf abzubekommen. Morgen kannst du dir immer noch Sorgen machen." Ich nickte und kuschelte mich noch ein bisschen mehr an Gulli ran. Wie sehr ich ihn doch vermisst habe.

Plötzlich war es hell und ich wurde von irgendetwas umschlungen. Erst nach ein paar Minuten merkte ich, das ich in meinem Bett lag und Gulli seinen Arm um mich geschlungen hatte. Vorsichtig versuchte ich mich aus der Umarmung zu lösen. "Mhm" Maulte Gulli allerdings sofort und sein Griff wurde stärker. "Was ist denn ?" "Ich muss aufstehen um zur Schule zu gehen, wahrscheinlich kriege ich schon wegen gestern Stress, als ich einfach davon gerannt bin." "So früh schon ?" "Ja, ich würde auch lieber bleiben." Gulli vergrub sein Gesicht in meinem Rücken. "Dann bleib doch einfach." Ich lachte. "Das geht nicht." "Wirklich nicht ?" Fragte er wie ein Kleinkind. "Nein, wirklich nicht." Sein Griff löste sich langsam und ich konnte endlich aufstehen. Zum Glück hatte ich noch genügend Zeit um mich fertig zu machen.

Als ich in der Küche an der Theke stand und mein Müsli aß kam Gulli rein und lehnte sich am Türrahmen an. "Eigentlich mag ich es ja nicht in Häusern zu sein, aber deins ist irgendwie anders." "Eigentlich mag ich es ja nicht mit anderen Leuten mein Bett zu teilen, aber du passt dich ihm doch sehr gut an." Wir beide mussten lachen und ich ging in den Flur um meine Schuhe anzuziehen.

"Wann kommst du heute nach Hause ?" "Ich weiß es nicht. Liam wollte sich nach der Schule noch mit mir treffen. Vielleicht so gegen acht. Essen ist im Kühlschrank, wie der Fernseher funktioniert weißt du und meine Bücher stehen oben." "Du willst mich so lange alleine lassen ?" "Von wollen kann hier nicht die Rede sein. Ich muss, sonst fliegen wir auf." Etwas traurig nickte Gulli und blieb in der Tür zum Flur stehen. "Dann muss ich dir jetzt wohl viel Spaß wünschen." "Ab morgen Abend habe ich das ganze Wochenende Zeit, dann können wir ganz viel miteinander machen." "Okay, aber wenn du nicht auffallen willst solltest du jetzt los, denn sonst kommst du zu spät." Ich schaute auf die Uhr und wollte gerade los rennen, als mich Gulli am Arm zurück zog. "Wolltest du wirklich gehen ohne mich zu verabschieden ?" Fragte er und drückte mich fest an sich. Ich erwiderte die Umarmung, aber löste mich schnell wieder. Denn ich musste echt dringend los.

'Hoffentlich werden wir nicht auffliegen.' War der einzige Gedanke den ich auf meinem Weg zur Schule hatte. 'Hoffentlich werden wir nicht auffliegen.' War das Einzige an das ich dachte, bis mir Liam auf dem Schulflur entgegen kam. Ich lächelte ihn an und mit jedem Schritt den wir uns nährten verstärkte sich das Kribbeln in meinem Bauch. Das konnte nicht nur Einbildung sein oder etwas was ich mir einredete. Es musste echt sein.

Automatisch beschleunigte ich meinen Gang um schneller bei Liam zu sein. Als wir fast bei einander waren deutete er mir nach rechts abzubiegen. Dort war ein offener Klassenraum. Ich ging rein, dicht gefolgt von Liam. Als ich mich zu ihm umdrehte küsste er mich direkt. Ich hatte gar nicht die Chance etwas zu sagen oder zu denken, denn ich spürte nur noch Liams Lippen auf meinen. Es waren zwar nur ein paar Sekunden, aber sie beseitigten alle Zweifel die ich bisher hatte. "Alles gut bei dir ?" "Ja" "Sicher das du das mit uns noch bis morgen geheim halten willst ?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, das halte ich nicht aus." Liam wirkte etwas überrascht. "Woher kommt der Sinneswandel ?" "Weil ich dich liebe und das jeder auf dieser Welt wissen soll." Ich konnte nicht fassen das etwas so schnulziges gerade meinen Mund verlassen hatte. Liam dachte seinem Blick nach zu urteilen vermutlich gerade genau das selbe. Ohje, was machte ich den nur schon wieder? "Gut, dann komm." Und ohne mir zu antworten ergriff er meine Hand und zog mich durch die Türe nach draußen.

So ziemlich jeder schaute uns doof an. Lia würde mich umbringen, Finn nie wieder mit mir sprechen und Leo würde vermutlich erstmal verwirrt, dann aber erfreut sein. Als wir um die nächste Ecke bogen fing das Getuschel an. Die Gerüchte würden sich im Lauffeuer in meiner Schule verbreiten. Dabei wäre ich einfach nur glücklich mit Liam zusammen zu sein, ohne das die anderen sich einmischten. Das wäre allerdings ein Wunschtraum gewesen. Hätte ich in diesem Moment einfach Mal kurz meine Augen geschlossen und wirklich nachgedacht wäre vieles um einiges besser gelaufen...

Verliebt in den FalschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt