Kapitel 14

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Es war witzig den Abend mit den beiden Brüdern zu verbringen. Sie neckten sich die ganze Zeit und es stellte sich raus das Liam auch etwas Ahnung von Graffiti hatte.

"Also gut, hast du irgendeine Vorlage dabei oder eine Idee ?" Wendete Tim sich an mich. "Ja." Ich hatte Zuhause noch schnell das Bild von dem Löwen eingepackt und kramte es jetzt wieder aus meiner Jackentasche. "Krass, das hast du gemalt ?" Ich nickte zur Bestätigung. "Okay, ich hätte nur einen Verbesserungsvorschlag. Anstatt alle Hände in einem Ton zu machen der zum Fell passt könnten wir ein paar rot machen, damit es eine bessere Wirkung bekommt." "Gerne." Tim gab Liam das Bild in die Hand um ein paar Dosen aus seinem Rucksack rauszusuchen.

Liam kam auf mich zu und flüsterte mir ins Ohr "Die Botschaften deiner Bilder sind sehr gut ausgewählt." Ich drehte mich zu ihm und lächelte. Es war schön das jemand anderst meine Gedanken in diesen Bildern erkannte. Jedoch wusste ich noch nicht ob nur Liam den tieferen Sinn dahinter sehen konnte oder auch Tim.

"Wie hast du das andere begonnen ? Hast du dir die Umrisse aufgemalt und dann die Boote reingesetzt oder jedes Boot einzeln begonnen." In diesem Moment  wusste ich das nur Liam die Bedeutung erkannt hatte. "Ich habe jedes einzeln angefangen und ohne einen Umriss gearbeitet." "Woher wusstest du wo wie viele hin mussten ?" Jetzt war ich etwas entäuscht. Ich dachte Tim hat richtig Ahnung von sowas, aber anscheinend doch nicht. "Tim, das ist genau die Technik die du nicht besitzt. Ich wette wir könnten Summer jetzt die Augen verbinden und sie würde es genau so gut wie auf diesem Bild hier hinbekommen." "Wie machst du das denn jetzt ?" Fragte Tim leicht genervt. "Ich mache das instinktiv. Ich muss nicht wissen was wo hin kommt, das entsteht während dem tun." Er verdrehte nur die Augen, aber Liam lächelte mich aufmunternt an. "Dann zeig Mal was du drauf hast."

Ich schloss kurz meine Augen und als ich sie öffnete sah ich das Bild fast schon auf der Wand vor mir. Ich wusste das die Linien noch nicht da waren, aber ich brauchte sie nurnoch nachzufahren und mit der Zeit wurden es immer mehr Hände, die mit schwarzer Farbe an der Wand zu sehen waren. Tim saß immernoch skeptisch etwas abseits und beobachtete mich, doch Liam hatte sich Farbe genommen und angefangen die Hände damit zu füllen. Die meisten in einem bräunlichen Gelb, wie es zu Löwen passte, aber zwischen drin waren immer wieder rote Hände. Das gab dem ganzen wirklich einen viel stärkeren Ausdruck.

Ich arbeitete viel schnell wie beim letzten Mal und trotzdem wurde es nicht ungenau oder einfach so dahin geschmiert. Nach einiger Zeit waren wir beim Kopf angekommen. Als die letzte Hand fertig war nahm ich mir auch bunte Farbe und half Liam.

Als wir fertig waren ging ich einige Schritte zurück und betrachtete das Gesamtwerk. Ich war sehr stolz drauf, doch plötzlich zog mich Liam mit sich und wir rannten aus der Unterführung raus, in der wir gerade noch standen. Tim war kurz vor uns. Von hinten hörte ich Rufe die uns aufforderten stehen zu bleiben, doch wir hörten nicht auf sie. Tim blieb stehen und sagte das wir uns trennen sollten, deswegen nahm Liam meine Hand und bog rechts ab. Tim wartete noch kurz damit ihm die Bullen auch wirklich folgten und rannte links lang. Liam zog mich hinter ein paar Büsche die dort standen und wir legten uns auf den Boden, damit man uns nicht sah. Zwei Polizisten rannten Tim nach und die anderen Beiden kamen in unserer Richtung.

Liam hielt mir den Mund zu als sie an uns vorbei gingen. Das war eigentlich garnicht nötig daher ich vor Angst sogar den Atem anhielt, aber ich hätte ja auch schreien können, deswegen verstand ich sein Handeln.

Als sie weg waren nahm Liam seine Hand weg. "Das war ganz schön knapp." Ich nickte nur zustimmend. "Tim treffe ich Zuhause wieder, um den brauchen wir uns keine Sorgen machen. Aber jetzt lass uns hier erstmal wieder raus gehen. Ist alles okay bei dir ?" "Ja, alles gut."

Wir kletterten aus den Büschen raus und wollten gerade los laufen als die beiden Polizisten die Straße wieder runter kamen. Wir hätten nicht genug Zeit gehabt uns wieder zu verstecken, deswegen handelte Liam bevor ich irgendwas unternehmen konnte. Er drehte mich zu sich und deckte mich so mehr oder weniger von den Polizisten ab, dann legte er beide Arme um mich und zog mich zu sich. So wirklich hatte ich seinen Plan noch nicht verstanden bis er mit seinen Lippen kurz vor meinen war. "So können sie nicht unsere Gesichter sehen und auch nicht deine Hände an denen Farbe ist, daher wirken wir so als ob wir ein ganz normales Paar wären." Beim sprechen berührten seine Lippen ganz leicht meine. "Danke" "Das mache ich gerne." Unter meinen Händen spürte ich wie sein Herz immer schneller schlug und wunderte mich woher das nur kam, weil eigentlich müsste sein Herzschlag langsamer werden da sich die Polizei gerade entfernte und wir nichtmehr rennen mussten.

Doch ich hatte mich getäuscht und sah über die Schulter von Liam hinweg die Polizisten die uns anschauten. Ich schaute kurz nochmal in Liams graue Augen bevor ich meine Augen schloss und den Abstand zwischen uns schloss. Im ersten Moment wirkte er überfordert, doch dann zog er mich fester an sich und erwiederte den Kuss.

Es war ein schönes Gefühl das zu tun. So als ob es schon längst überfällig war. Trotzdem war mir bewusst das es immernoch Liam war der da vor mir stand. Es war falsch und das wusste ich auch, aber dieses Gefühl etwas Verbotenes zu tun verbreitete in mir Adrenalin. Wir lösten uns wieder von einander und ich musste erstmal tief Luft holen.

Die Polizei war schon lange weg, dennoch lies Liam mich nicht los. "Warum hast du das getan ?" Er schien nicht wütend oder so zu sein, lediglich etwas durcheinander. "Ich weiß es auch nicht. Ich habe nur die Polizei und dann dich gesehen." Das war nicht die ganze Wahrheit. Kurz dachte ich das Finn vor mir stehen würde, allerdings wäre das ja noch viel schlimmer gewesen wie Liam zu küssen, denn Liam war nicht der Freund meiner besten Freundin.

Verliebt in den FalschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt