Kapitel 30

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"Ich habe nochmal über unseren Urlaub nach gedacht. Was würdest du davon halten dieses Jahr nicht nach Skandinavien zu fahren sondern vielleicht nach Estland zu gehen? Schweden und so sollen dieses Jahr so heiß sein. Nicht das dein Dad wieder einen Hitzeschlag bekommt." "Estland klingt auch gut. Könnte man sich fast treffen. Wisst ihr schon wann ihr kommt ?" "Wir versuchen so schnell wie möglich zu kommen. Wir könnten uns vielleicht in so 2 Tagen bei Tante Ester treffen ?" "Ja. Ich komme. Mach's gut Mom." "Bis dann Schätzchen. Ich habe dich unfassbar lieb und bin so stolz auf dich." "Ich liebe dich auch Mom." Ich wollte noch nicht auflegen. Ich hatte sie so lange nicht mehr gehört. "Schätzchen, bist du noch da ?" "Ja Mom." "Dad will noch mit dir sprechen." Dann hörte ich wie Mom Dad das Handy gab. "Maus, ich habe dich so lieb." "Hallo Daddy. Ich vermisse euch." Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich hatte Dad schon so lange nicht mehr gesprochen. "Weine nicht Maus, wir sehen uns ja bald bei Tante Ester. Richte Kai einen Gruß aus und sag ihm er soll auf euch aufpassen. Und sag ihm das es mir leid tut was ich zu ihm gesagt habe." Ich schluckte einen Schluchzer runter. "Mache ich Daddy." "Wir sehen und Maus. Ich liebe dich so sehr." "Ich liebe dich auch Daddy." Dann legte er auf.

In mir brach ein Damm und ich fing an zu weinen. Allerdings ohne einen Ton dabei von mir zu geben. Es könnte sein das ich meine Eltern nie wieder hören oder sehen würde. Das wäre eine der mit abstand schlimmsten Dinge in meinem Leben. Gulli setzte sich zu mir auf den Boden und legte einen Arm um mich. "Ich habe gehört wir fahren nach Estland ?" Ich nickte. Gulli hatte mein Handy schon aus dem Raum gebracht. Das war um einiges sicherer. Wir würden es später in einen Fluss oder so werfen. Er zog mich auf seinen Schoß und hauchte einen Kuss in meine Haare. "Wir werden zusammen gehen. Versprochen." Ich konnte mich etwas beruhigen, weswegen ich das klopfen an der Türe auch bemerkte. Gulli half mir hoch und zusammen gingen wir zur Türe.

Es war Liam. Ich machte ihm die Türe auf und Gulli verlangte sofort nach seinem Handy. Liam wollte es ihm nicht geben, weswegen ich es ihm weg nahm und Gulli gab. Während er es weg brachte ging ich mit Liam ins Wohnzimmer. "Wieso konnten wir nicht am Telefon sprechen ?" "Deutschland hat nur noch niemanden den Krieg erklärt weil es erstmal die Staatsfeinde aus dem Verkehr ziehen muss. Dazu gehören Gulli und sein Bruder genauso wie meine Mom. Deswegen wird mein Telefon abgehört. Wissen deine Eltern was sie jetzt machen ?" "Sie haben sich heute ewig in dem Büro meines Vaters unterhalten, aber Tim und mich vollkommen raus gehalten. Ich denke aber das wir hier bleiben, da wir zur Oberschichte gehören und so noch relativ lange gut leben können." Ich nickte. Das bedeutete das Liam und ich uns trennen mussten, weil ich auf gar keinen Fall hier bleiben würde wenn meine Eltern in Estland sind. Außerdem kommt man da jetzt noch ganz gut hin. Das kann in ein paar Tagen schon vollkommen anders aussehen.

"Und was machst du ?" "Ich bleibe nicht. Als was genau muss dein Vater arbeiten wenn er eingezogen wird ?" "Wahrscheinlich beim Überwachungsdienst." "Stasi." Sagte Gulli, der gerade in den Raum kam. "Es gibt die Stasi nicht mehr. Schon lange nicht mehr." "Es gibt sie NOCH nicht. Das kann sich nur noch um Stunden handeln. Erzähle ihm nichts Summer. Es ist besser wenn ihr euch jetzt verabschiedet." Ich wusste das Gulli echt hatte, aber ich konnte das nicht tun. "Gib uns noch ein paar Minuten alleine okay ?" Gulli nickte und ging hoch. "Was hat er denn gegen mich ?" "Er hat nichts gegen dich. Es ist nur besser wenn du so wenig wie Möglich weißt." "Aber wieso dass denn ?" "Weil ich dich sonst in Gefahr bringe." "Das ist nicht schlimm Summer. Für dich würde ich so viel tun..." "Nein Liam. Wenn ich dir jetzt mehr erzähle dann bist nicht nur du ihn Gefahr, sondern auch Gulli, meine Eltern und vor allem ich. Es ist besser so, glaub mir." "Ihr wollt fliehen." "Das kann ich dir nicht sagen." "Nehmt mich mit. Hier hält mich auch nichts mehr." "Nein, du hast keine Erfahrung auf diesem Gebiet und außerdem musst du deine Familie beschützen." "Also lässt du mich hier einfach alleine ?" "Ja." "Und du meldest dich wahrscheinlich für lange Zeit nicht ?" "Ja." "Liebst du mich überhaupt ?" "Ja." "Dann verstehe ich nicht das du mich hier lässt." "Das ist um einiges komplizierter wie du denkst." "Würdest du Finn, Lia oder Leo mitnehmen ?" "Nein. Ich KANN nicht." Schrie ich ihn an.

"Es macht keinen Sinn sich jetzt zu streiten. Lieber wir genießen die letzten paar Minuten zusammen." Liam entgegnete diesem nichts. Stattdessen kam er auf mich zu und küsste mich. Diesmal aber mit deutlich mehr Verzweiflung wie sonst. Kurz lösten wir uns von einander. "Ich liebe dich." Er betonte das 'liebe'. Ich hatte ein unglaublich großes, schlechtes Gewissen. Warum auch hatte ich ihm sagen müssen das ich ihn liebe. Ich brachte die Worte nicht nochmal über meine Lippen.

Liam hob mich hoch und trug mich zum Sofa, ohne sich von mir zu lösen. "Liam, nicht. Ich muss gleich los." "Ich will nicht das du gehst. Werden wir uns jemals wieder sehen ?" "Ich weiß es nicht Liam." "Aber wie soll ich denn ohne dich weiter leben ?" Ich küsste Liam erneut. "Du musst jetzt wirklich gehen Liam." Er griff nach meiner Hand und ging mit mir zur Tür. "Daher ich an deiner Entscheidung vermutlich nichts mehr ändern kann, muss ich das jetzt akzeptieren." Ich schlang meine Arme um Liam und atmete seinen Geruch ein letztes Mal ein. "Ich werde versuchen mich bei dir zu melden." "Ich werde dich für immer lieben Summer." Ich küsste ihn ein letztes Mal. "Auf wiedersehen Liam." "Auf wiedersehen Summer." Liam ging durch die Tür und ich folgte ihm. Er drehte sich nochmal zu mir und schaute mich an. Ich verlor mich in seinen Augen und wollte alles zurück spulen. Auf Anfang. Einen Neustart. Aber dafür war es jetzt zu spät.

"Ich werde dich nie vergessen Liam. Vergiss das nie." "Ich werde dich nie aufhören zu lieben Summer." Mit diesen Worten ging er die Treppe runter und durch unseren Vorgarten auf die Straße. Als er schon fast bei der Hälfte der Straße war rannte ich los. Liam drehte sich auch um und kam auf mich zu. Er fing mich auf, sofort landeten meine Lippen auf seinen. Ich konnte ihn nicht einfach so gehen lassen.

Verliebt in den FalschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt