Dummgeschwätz

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„Ob er wohl die Frau gibt?", flüsterte Donovan und kicherte. Anderson, für den die Worte bestimmt gewesen waren, grinste unverschämt.

„So zierlich wie der ist, bestimmt."

Sein Blick haftete auf dem neuen Praktikanten. Peter Berkley hieß der junge Mann, und vom ersten Tag seiner Ankunft in Lestrades Abteilung ging das Gerücht, Peter sei schwul.

Die meisten interessierte das nicht, warum auch. Aber es gab eben immer die paar Lästermäuler, die über alles und jeden herzogen.

Und Donovan und Anderson waren wie immer mitten dabei.

Peter war heute morgen ein wenig spät dran. Er war sonst nie unpünktlich, und es war ihm sichtlich peinlich.

Donovan stürzte sich wie ein Geier auf ihn.

„Na", sagte sie mit anzüglichem Grinsen, „haben Sie heute morgen etwas zu lange gebraucht, um sich für die richtige rosa Spitzenunterwäsche zu entscheiden?"

„Was?", stotterte Peter. Der gehässige Unterton in ihrer Stimme hatte ihn überrascht.

„Vielleicht musste er sich ja auch erst noch die Nase pudern", sagte Anderson.

„Oder", sagte Donovan voller Erwartung auf Andersons Zustimmung, „er ... steckte fest!"

Anderson prustete los und auch Sally Donovan musste nun über ihren eigenen dummen Witz lachen.

Peter dagegen war knallrot geworden, die Sache war ihm äußerst unangenehm, aber er war auch wütend.

Doch was sollte man tun, ihm war klar, dass er so etwas immer wieder über sich ergehen lassen müsste. Bei der Polizei waren sie hart im nehmen. Da durfte man sich nicht zimperlich zeigen.

„Was zum Teufel ist denn hier los?!"

Detektiv Inspector Gregory Lestrade war aus seinem Büro getreten und hatte die letzten Worte mitbekommen.

„Nix", sagte Donovan, „alles gut, wir haben nur Mr. Berkeley ... ein wenig ... freundschaftlich kollegial geneckt, nicht wahr?"

Peter, immer noch knallrot, nickte. „Ja, Detektiv Inspector. Alles gut."

„Das denke ich nicht", sagte Lestrade. „Sally, Phillip, was denkt ihr euch eigentlich?"

„Ach kommen Sie schon, Chef", sagte Sally.

„Hier kriegt doch jeder nach und nach ein paar dumme Sprüche ab."

Lestrade schüttelte den Kopf.

„Und außerdem", sagte Anderson, „ist er doch selber Schuld. Als Schwuler zur Polizei. Ist doch klar, dass das ... Anlass zu ... Gerede liefert."

Lestrade tippte genervt mit dem Fuß auf den Linoleum-Boden.

„Ach, Phillip, und warum, wenn ich fragen darf?"

Das war Anderson nun unangenehm. Dumme Sprüche klopfen war das eine. Aber sich dazu erklären zu müssen ... Herrgott, was war nur los mit dem Chef? Es war nun mal so, das Schwule Ziel des Spottes waren. War schließlich schon immer so gewesen.

„Na ja", sagte er zögernd. „Ist doch so, Chef. Er hätte ja nicht zur Polizei gehen müssen, wenn er nichts einstecken kann."

Lestrades Blick war schneidend.

„Außerdem dauert das ja eh nie lange", grummelte Anderson.

„Was?"

Lestrades Stimme war eindringlich.

Sherlock BBC One-shotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt