Wiedersehen

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Kapitel 61


Egal was sie sich vorgenommen hatte, in dem Moment wo Selene einen der bedeutsamsten Wendepunkte in dem Leben ihres Bruders sah und erkannte, dass Gus Hannah ermordet hatte, keimte eisiger Zorn in ihr auf, den sie einfach nicht verbergen konnte.
„Nachdem ich freigelassen wurde, wollte ich bei euch leben. Ich wollte, dass sie mir Hilft, aber sie hat mich nur angesehen und gesagt ich sei von Anfang an verloren gewesen", hauchte Gus mit so tiefem Bedauern in der Stimme, dass es Selenes Wut kurz bändigte. Dennoch machte sie einen Schritt zurück und steckte ihre Hand in die Tasche der viel zu weiten FBI- Jacke, um den Schocker zu umklammern.
„Hast du sie deshalb getötet?", fragte sie und trat rückwärts eine Stufte auf die Terrasse. Gus blinzelte und seine Miene verhärtete sich mit einer Geschwindigkeit die ihr definitiv ziemliche Angst machte. Selene fand es schwer sich neutral zu geben während vor ihr der Mörder der Frau stand, die Mutter und Vater in einem für sie gewesen war. Sie machte einen Schritt zurück und wollte noch einen weiteren machen, als hinter ihr die Terrassentür aufsprang und der alte Mann heraustrat.
„Ich hoffe, Wasser ist okay!", sagte er plötzlich und Selene war für einen Moment so erschrocken über das Erscheinen des Mannes, dass sie den Teaser aus ihrer Manteltasche zog und ihn versuchte anzugreifen, doch Gus bemerkte es.
Er griff nach ihrem Handgelenk, verdrehte es ihr, bis ihr das Gerät aus dem Finger glitt und schlug ihr dann mit der anderen Hand so kräftig ins Gesicht, dass ihre Zähne afeinanderschlugen und sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Aber sie schaffte es und wollte ihn gerade wieder angreifen als er ein Messer zückte, selbst nach ihr packte und ihr die Klinge an ihre Wange hielt.
„Du greifst deinen Bruder an, he? Ist das die Art, wie du es mit dankst? Ich hätte dich tausendmal töten können! Glaubst du dieser FBI-Wixer kann dich beschützen wenn er dich hat und dich so benutzt, wie er mich benutzt hat?", fragte er definitiv aggressiv und Selene versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch das einzige, was sie bewirkte, war sich selbst gegen die Klinge zu drücken und sie spürte den Schmerz an ihrer Wange, doch es war ihr egal.
„Dich benutzt? Du hast unsere Großmutter umgebracht! Hat er dir das befohlen? Hat er dir gesagt, dass du ihre Augen in einem Einmachglas aufheben sollst?" fragte sie voller Bitterkeit und weigerte sich, sich von ihm einschüchtern zu lassen.
„Du hast doch keine Ahnung! Du weißt nicht, wie es ist, etwas nie gehabt zu haben, es plötzlich zu haben und dann...", seine Stimme brach und zum ersten Mal sah sie echte, wahrhaftige Emotionen in ihm, du weißt nicht, wie es ist, plötzlich einfach allein gelassen zu werden. Zu schreien und zu flehen, dass er zurückkommt. Was hätte ich tun sollen? SAG MIR, WAS?" fragte er und schüttelte sie so heftig, dass ihr erneut die Zähne aufeinander schlugen, aber da ertönte das Geräusch von schweren Stiefeln auf der Veranda und eine feste, männliche Stimme schrie über den gesamten Garten hinweg.
„FBI! GUS JAMES! SIE SIND VERHAFTET! LEGEN SIE DAS MESSER WEG!" donnerte Ethans Stimme zu ihr hin, aber Gus reagierte nicht darauf und sah sie einfach an.
„FBI! GUS! NIMM DIE VERDAMMTE WAFFE HERUNTER!", forderte er nach einer kurzen Wartezeit, aber Gus grinste nur, legte einen Arm um Selenes Hals und hielt das Messer an ihre Kehle.
„Tatsächlich? Sonst was, Agent Ethan-Loverboy-McAllan? Erschießt du mich? Durch das Herz, deiner kleinen Hure? Wie poetisch!" gab Gus spöttisch von sich und Selene begegnete Ethans Blick, der sich mit erhobener Waffe langsam den Stufen der Terrasse näherte. Seine Hände um die Pistole waren ruhig, er wirkte konzentriert, fast schon emotionslos. Er ließ sich nicht provozieren aber Gus sich auch nicht hereinlegen. Derek trat hinter Ethan aus der Tür, selbe Haltung, selbe Ruhe in den Augen. Selbe Entschlossenheit.
„Du wist ihr nicht weh tun Gus. Du hast es selbst gesagt: Du hättest tausende Gelegenheiten gehabt. Aber du hast es nicht getan! Du willst ihr nicht..."
Ethan brach ab und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und kurz frage sich Selene war passiert war. Die Gelassenheit war weg, seine Hand zitterte kurz und dann sah Selene die blutige Klinge noch bevor sie den entsetzlichen Schmerz in ihrer Magengegend spürte. Der Schrei aber blieb ihr in der Kehle stecken und sie drückte instinktiv ihre Handflächen dagegen und fühlte warmes Blut zwischen ihren Fingern hervor sickern. Er hatte ihr das Messer in den Bauch gerammt – einfach so. Ohne zu zögern, ohne das es ihm etwas gebracht hätte, nur um seine folgende Aussage zu untermauern!
„Nein, du hast recht, ich will ihr nicht wehtun. Aber ich werde es, wenn du mich dazu zwingst!", fauchte Gus und dann spürte Selene das Messer wieder an ihre Kehle. Ihr Verstand realisierte nur langsam, was er getan hatte. Die Klinge an ihrem Hals war noch warm von ihrem Blut und der Schmerz wurde langsam so unerträglich, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen und ihr schwarz vor Augen wurde. Nicht wegen des Blutverlustes, sie wusste selbst durch unzählige Autopsieberichte das ein Messer im Bauch extrem schmerzhaft war und nachhaltigen Schaden anrichten konnte aber es nur tödlich war, wenn man es stundenlang unbehandelt ließ. Es war der Schock über den Schmerz, der ihre Knie weich werden ließ und sie sich fragte, wie lange sie sich noch halten konnte.
Doch das war bedeutungslos. Selene hörte eine weiche Frauenstimme an ihrer Seite und hinter Derek kam nun auch eine schlanke, attraktive Frau aus dem Haus. Ihre kurzen blonden Haare und die hohen Wangenknochen betonten ihr filigranes Aussehen, dass sie anscheinend zumindest zwei ihrer Kinder mitgegeben hatte. Karina Lagarotti. Sie war schön und Selene konnte nicht anders als erneut diesen Schmerz zu spüren, den sie immer vernahm, wenn sie ihre Mutter sah. Und der war schlimmer als der Stich in ihren Bauch.
Hinter Karina trat ein Mann mit eindeutig mexikanischer Abstammung heraus und schloss beschützerisch beide Hände um die Schultern seiner Frau. Karinas zweiter Ehemann. Selene sollte ihn hassen, denn seinetwegen hatte Karina ihren Vater verlassen, worauf dieser sich umgebracht hatte, aber so einfach war das nicht. Und egal was zwischen ihren Eltern gewesen war, in dem Moment wo ihre Mutter die Situation erfasste, sah sie pure Angst in ihren Augen.
„Gus, mein Gott! Lass das Messer runter!", hauchte sie verzweifelt, ihr Mann konnte sie kaum davon abhalten zu den Kindern zu stürmen, die sie so lange nicht mehr gesehen hatte.
„DU HAST MIR GAR NICHTS ZU SAGEN! DU BIST NICHT MEINE MUTTER! ER IST MIR MEHR MUTTER UND VATER GEWESEN ALS DU!", brüllte Gus voller Verachtung zurück und zog Selene näher an seinen schmächtigen aber kräftigen Körper.
„Und er war mir auch mehr Schwester und Großmutter!", hauchte er in Selenes Ohr.
„Lass sie los Gus!", knurrte Ethan wieder und Selene bemerkte, dass er näher gekommen war, er hatte die Aufregung wegen dem Erscheinen ihrer Mutter genutzt und war nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt.
„Was würde es bringen?", fragte Gus nun etwas weinerlich zurück.
„Was passiert mit mir, wenn ich sie loslasse?", fragte er weiter und Ethans Gesicht blieb absolut kalt und gnadenlos.
„Ich habe keine Ahnung, aber ich weiß was passiert, wenn du sie tötest! Ich schwöre, bei allem was mir heilig ist, dass ich dich auf die grausamste Art und Weise töten werde, die ich kenne! Lass. Sie. Los!", brummte er und Selene hörte Gus's verzweifeltes Lachen hinter sich.
„Dann werden wir eben zusammen sterben!", hauchte er unhörbar und die Klinge zog sich durch über Selenes Hals.

Beta: Geany

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ich schäme mich für diesen Cliff-Hänger. Wirklich! 

Aber er passt so schön :)

Das Alice Projekt - An Oracale-Mystery-Thriller Bd1Where stories live. Discover now